KAMELOT - Ghost Opera
Mehr über Kamelot
- Genre:
- Melodic Metal
- Label:
- SPV
- Release:
- 01.06.2007
- Solitaire
- Rule The World
- Ghost Opera
- The Human Stain
- Blücher
- Love You To Death
- Up Through The Ashes
- Mourning Star
- Silence Of The Darkness
- Anthem
- EdenEcho
Es ist immer wieder ein ganz besonderer Feiertag, wenn man zum allerersten Mal ein neues Album der "Thinking-Man's-Melodic-Metal"-Götter KAMELOT aus der Hülle fischt und in den Player wirft. Freudige Erregung erfüllt Körper und Geist in Erwartung der wunderbaren Klänge, die gleich erschallen werden. Dazu kommt eine gehörige Portion Neugier und Spannung, denn bei der Truppe um Gitarrist Thomas Youngblood und Frontmann Khan glich noch nie ein Album dem Vorgänger, jede Platte hat ihren ganz eigenen Charakter. Was würde nun also "Ghost Opera" bringen nach dem opulenten, bunten, ekstatischen, symphonischen Meisterwerk "Epica" (2003) und dem um einiges düsteren, nachdenklicheren, komplexeren "The Black Halo" (2005) mit seinen Gothic-Metal-Einflüssen?
"Ghost Opera" verströmt von ersten Ton an sowohl eine unheimliche Leidenschaft als auch eine einnehmende, selbstbewusste Eleganz. Die zehn neuen Songs erzählen allesamt packende kleine Geschichten, und das nicht nur textlich, sondern auch musikalisch. Der Hörer gleitet durch ein Wechselbad der Gefühle und eine wahre Bilderflut der Assoziationen. Oftmals sieht man Filmsequenzen vor dem inneren Auge, die im prickelnd aufregenden, verführerischen Milieu rund um Varieté und Theater spielen. Wer das Flair dieser Bilder nachvollziehen will, stelle sich eine Metal-Version des großartigen Musik-Films "Chicago" vor. Verantwortlich für diese starken Eindrücke sind wohl die beeindruckend intensiven Filmmusik-Orchester-Sequenzen, die viele der Songs unterlegen und von der Atmosphäre her sehr prägen. Hier erkennt man wohl deutlicher denn je die Handschrift des Produzententeams Paeth / Miro, die diese Elemente in Perfektion einzusetzen verstehen, man denke da nur an das grandiose AINA-Projekt. Die eigentlichen Instrumente dagegen klingen erfreulich kraftvoll, direkt und echt. Ich könnte mir vorstellen, dass hierfür die Arbeit an der exzellenten Doppel-Live-Scheibe "On A Cold Winter's Night" nicht unwichtig war, denn vor allem der Gitarren- und Schlagzeugsound sind nicht so weit weg vom famosen Klang der Live-Aufnahme.
Die Grundgerüste der Kompositionen scheinen mir sogar wieder etwas zurück zu gehen zu prächtigen Alben wie "The Fourth Legacy" (1999). Eben die Synthese dieses Kontrasts zwischen mal schwebender, mal pathetischer, mal Unheil verkündender, donnernder Filmmusik auf der einen und kraftvollem, eingängigem und knackig hartem Melodic Metal auf der anderen Seite macht "Ghost Opera" so besonders, so unter die Haut gehend und faszinierend. Exemplarisch für diesen Befund stehen wunderschöne Songs wie der Opener 'Solitaire', 'Blücher' oder 'Up Through The Ashes'. Manch einem mag das vielleicht ein bisschen zu weit gehen mit dem großen Gefühlskino. Einige werden die ausufernden Bombast-Hymnen von "Epica", andere, wohl möglich gerade erst zur Gemeinde gestoßene Fans den Gothic-Touch von "The Black Halo" vermissen. Langjährige KAMELOT-Supporter aber bekommen im Grunde die musikalische Essenz ihrer Lieblingsband in gereifter, aufwendig arrangierter Form serviert. Und dieses Menü sollte auch vielen, ästhetisch geschulten Mitmenschen schmecken, die KAMELOT bisher fälschlicherweise für eine weitere normale Power-Metal-Band gehalten haben. Eine ergreifende, melancholische Ballade wie 'Love You To Death' jedenfalls würde in einer besseren Welt in die Heavy Rotation aller Radiostationen gehen.
Ich lausche der "Ghost Opera" gerade zum wiederholten Male andächtig und konstatiere, dass KAMELOT es auch mit dem achten Studioalbum wieder geschafft haben, sich selbst neu zu erfinden und eine atemberaubend schöne, kluge und intensive Platte aufzunehmen. Diese Gentleman bestätigen wieder einmal, dass sie zu den ganz Großen der Szene gehören und jede Form der Hochachtung verdienen. Wer KAMELOT nicht kennt, der verpasst etwas in seinem Leben. Bitte kauft in Scharen diese geniale Scheibe! Ach, was sage ich, kauft am besten gleich alle Alben dieser genialen Band!
Anspieltipps: Solitaire, Ghost Opera, Blücher, Love You To Death, Up Through The Ashes
- Redakteur:
- Martin van der Laan