KANSAS - Setlist - The Very Best Of Kansas Live
Mehr über Kansas
- Genre:
- Progressive Rock
- Label:
- Sony Music
- Release:
- 24.05.2013
- Child Of Innocence
- Paradox
- Lonely Street
- Cheyenne Anthem
- Dust In The Wind
- Down The Road
- Play The Game Tonight
- Bringing It Back
- Carry On Wayward Son
- Magnum Opus
KANSAS live, ein Spektakel!
KANSAS gehört wohl zu DEN großen, wichtigen amerikanischen Progressive Rock Institutionen überhaupt. Der Erfolg im eigenen Land war zumindest in den 70er und 80er Jahren enorm. Die Bekanntheit schwappte allerdings nur bruchstückhaft nach Übersee. Hierzulande sind sie besonders für die Klassiker 'Dust In The Wind' oder 'Carry On Wayward Son' bekannt, die jeweiligen Alben (also "Leftoverture" und "Point Of Know Return") verkauften sich großartig. 'Carry On Wayward Son' wurde sogar in die Tracklist des Videospiels "Guitar Hero" aufgenommen, erlebte im Zuge des Erfolgs eine Art zweiten Frühling und wurde auch in einer South Park Folge zitiert. Das man sie oft auf diese beiden Songs reduziert, ist eine wahre Schande, denn KANSAS vereinbart wie keine zweite Band den schwülen Südstaatenrock der Marke LYNYRD SKYNYRD mit progressiven Strukturen von Bands wie YES oder KING CRIMSON. Das Markenzeichen ist die Geige, von der sie auf jedem Release auch ausgiebig Gebrauch macht.Nie gab es auch nur ein ansatzweise aufgewärmtes Album dieser Ausnahmeband. Sie wechselt nach Belieben das Tempo, baut ihre Werke so abwechslungsreich wie intelligent und anspruchsvoll auf und hat immer dieses gewisse Etwas. Im Einklang mit starken Riffs fiedelt die Geige gerne mal virtuos eine halbe Minute im Wechsel mit dem Keyboard, was spannende Duelle schafft.
Sony startet jetzt mit der "Setlist – The Very Best of… Live" eine Reihe von Live-Veröffentlichungen, die ausgewählte Auftritte von Bands wie JUDAS PRIEST, JEFFERSON AIRPLANE, QUIET RIOT oder eben KANSAS überarbeitet und remastered in die Läden stellt. Dabei ist besonders die vorliegende Ausgabe von KANSAS ein Highlight. Denn KANSAS steht nicht nur für unglaublich starke Studiosongs, sie bringt diese Klasse und den Anspruch auch nahtlos auf die Bühne. Damit ist die Band eine absolute Konzertempfehlung für alle, die auch nur ansatzweise auf progressiv angehauchten Rock stehen. Sämtliche Songs entwickeln live nämlich eine ganz eigenartige, nahezu hypnotisierende Dynamik. Die Aufnahmen boten schon in ihrer bekannten Version eine Menge zum Entdecken, live ist das aber noch einmal eine ganz andere Geschichte. Hier werden Melodien leicht verändert ('Carry On Wayward Son'), dort druckvoller, flotter gezockt ('Child Of Innocence', 'Down The Road'). Wenn man die Studioversionen kennt, wird man ständig mit kleinen und größeren Veränderungen überrascht ('Lonely Street' glänzt mit einem bluesigen, "coolen" Mittelteil, in dem sich beide Gitarristen austoben dürfen).
Die einzelnen Songs gehören allerdings nicht zu einem durchgehenden Set, es ist nicht ein einziges Konzert, das mitgeschnitten wurde. Vielmehr bedient man sich unter anderem bislang unveröffentlichter Versionen (allesamt remastered). Jeder Song fadet ein und aus, das reißt ein Stück weit aus der Atmosphäre heraus. Da sich die Songs aber wie kleine Meisterwerke präsentieren und KANSAS in Bestform zeigen, wird man bei jedem Song neu gefangen genommen und für die folgenden fünf bis neun Minuten nicht mehr freigegeben. Das fällt besonders bei den beiden Stücken 'Down The Road' und dem magischen 'Play The Game Tonight' auf.
Wie die Kollegen bei den entsprechenden anderen "Setlist" Rezensionen schon geschrieben haben, hätte man auch hier durchaus eine zweite CD anbieten können, denn eine CD reicht gerade einmal aus, um das Minimum dessen zu zeigen, wozu KANSAS fähig ist und was ihre Live-Qualitäten ausmacht. Leider müssen auf solchen "Best Of" Scheiben die obligatorischen "Fan Faves" dabei sein (namentlich eben 'Carry On Wayward Son' und 'Dust In The Wind'). Sony hat aber auch die granatenstarken Epen 'Magnum Opus' und 'Bringing It Back' auf den Silberling gepresst (habe ich schon das enorm atmosphärische 'Play The Game Tonight' erwähnt?). 'Child Of Innocence' wird sogar auf fast acht Minuten ausgebaut, was, wie auf den meisten anderen Songs der Scheibe, viel Platz für Improvisationen lässt und virtuos Gitarren-, Keyboard- und Geigensoli einstreut. 'Cheyenne Anthem' beschert mir (und garantiert vielen anderen) immer noch diese Gänsehaut beim gesanglich so wunderschönen Part, der die vielen kurzen Soli im Mittelteil einläutet und sich nachhaltig ins Gedächtnis brennt. 'Dust In The Wind' wirkt zu Beginn sogar fast intim, der Funke springt sofort auf den Hörer über, vor allem der Refrain klingt sehr getragen und höchst gefühlvoll.
Aber (und das ist zumindest für Kenner und Liebhaber der Band ein dickes "Aber"): Es fehlen wichtige Klassiker der Band, die jedes Konzert auf ein noch höheres Level heben. Zum Beispiel die beiden vielleicht besten Songs der Bandgeschichte, 'The Pinnacle' und 'Icarus – Borne On Wings Of Steel'. Die beiden Songs sind essentiell und vereinen alles, was die Band zu etwas ganz Besonderem macht. Platz für wenigstens einen weiteren Song ist doch vorhanden, die Spielzeit beträgt knapp 63 Minuten. Bei einer Best Of erwarte ich diese Länge allerdings auch. Und was die fehlenden Songs angeht, hat wohl jeder Fan noch den einen oder anderen Lieblingssong, der natürlich auf der Scheibe fehlt.
Alles in allem kann man zufrieden sein mit der "Setlist"-Ausgabe. Man konzentrierte sich bei Sony Gott sei Dank auf die frühen Werke der Band (das aktuellste Stück, 'Play The Game Tonight', stammt vom 1982er Werk "Vinyl Confessions") und so kann ich für Fans wie Neulinge eine klare Kaufempfehlung aussprechen. Man muss allerdings an dieser Stelle erwähnen, dass man als Fan von virtuosem aber bodenständigem Progressive Rock nahezu alles, was die Band (live) veröffentlicht hat, bedenkenlos ins Regal stellen kann.
- Redakteur:
- Dennis Hogrefe