KANZLER & SöHNE - Durch die Wände
Mehr über Kanzler & Söhne
- Genre:
- Crossover
- ∅-Note:
- 1.00
- Release:
- 26.08.2016
- Lauf los
- Schmerz
- Durch die Wände
- Ignorant
- Scheiß drauf
- Haut
- Brenn
- Parasit
- Lass Ficken
- Mehr
- Wahnsinn
- Leben
- Schmerz (feat. Hanybal)
- Hammer
- Abgefuckt
Mir tun die Ohren weh, vom Hurensohn hören
Crossover, das war in den 90ern die Kombination aus ein paar Gitarren irgendwo zwischen Metal und Hardcore und Rapgesang. Das war damals schon nur selten wirklich gut, zuletzt wagte man gar zu hoffen, dieser Fehlversuch der Musikgeschichte sei endgültig ad acta gelegt worden - da kommt mit KANZLER & SÖHNE doch tatsächlich eine neue Truppe um die Ecke, um dem Genre neues Leben einzuhauchen.
Da wir nun aber im Zeitalter des Internets, der noch größeren Übertreibung und Extreme leben, gibt es jetzt halt zu den generischen Riffs schlechten deutschen Gangsta Rap allerunterster Schublade, der sein Selbsbewußtsein anscheinend daran misst, wie oft das Wort 'Hurensohn' auf einer Platte untergebracht wird. Die Antwort: Viel zu oft! Die textlichen Aussagen von KANZLER & SÖHNE beschränken sich darauf, zu beteuern, wie rücksichtslos und brutal man ist, wie schlecht es einem geht und wen man alles fickt, knallt und so weiter. Ach so, Totschlag, plattmachen und Rücken brechen stehen auch noch auf dem Programm. Das mag für zwölfjährige Jungs noch für 'ne knappe halbe Stunde unterhaltsam sein, aber die beherrschen meist Satzbau und Reimschemata besser, als es unsere Möchtegern-Crossoverer hier tun.
Und so bleibt "Durch die Wände" als eine musikalische und inhaltliche Bankrotterklärung allerunterster Schublade übrig, deren Potential sich in Satzobskuritäten wie "Ich fick deine Meinung wie'n Rammbock" erschöpft. Das ist schlicht erbärmlich und kann auch durch einen dreistelligen Hurensohngehalt nicht ausgeglichen werden. Nein, an "Durch die Wände" ist schlicht und einfach alles so mies, dass man als Rezensent versucht ist, ebenfalls in die sprachlichen Niederungen zu steigen, in denen es sich KANZLER & SÖHNE gemütlich gemacht hat.
Das wäre ja alles noch verkraftbarer, wenn der Rap wenigstens technisch gut wäre, aber wie gesagt, die Reime sind völlig miserabel und werden lediglich noch durch die des Kollegen HANYBAL unterboten, der in der zweiten Version von 'Schmerz' offenbar so einen geringen Wortschatz zur Verfügung hat, dass er eine halbe Strophe mit dem Satz "Und noch einen auf den Helm" in Dauerwiederholung füllen muss. Immerhin eines schafft "Durch die Wände", es lässt viele Crossover-Tiefschläge der Vergangenheit in einem völlig neuen Licht erstrahlen, denn so schlecht war damals wirklich nur wenig.
- Note:
- 1.00
- Redakteur:
- Raphael Päbst