KAOS - the Pits Of Existence
Mehr über Kaos
- Genre:
- Thrash
- ∅-Note:
- 7.50
- Release:
- 15.02.2010
- Enter Insanity
- Bleed Some More
- Pits Of Existence
- Let God Sort Them Out
- Blood Sacrifice
- Out Of Time
- Sludge
- Screaming In The Mirror
- Tear Us Apart
- Soul To Give
- Exit Reality
Moderner Bay-Area-Thrash.
Noch so eine Band, die bereits seit über zwei Dekaden existiert, ohne jemals richtig aus den Hufen gekommen zu sein. Erst im Jahr 2007 spielt man auf dem legendären Headbangers-Open-Air-Festival und kann dort sogar einen Freund der alten Schule wie ich es bin, mit ziemlich ruppigem Neuzeit-Thrash erfreuen. Denn KAOS gehen auf der Bühne ab wie die gern als Vergleich heran gezogen Katze von Familie Schmidt. Die damals mitgebrachte EP "Sludge" war mir dann für die häusliche Beschallung etwas zu deftig, fiel aber deutlich besser aus als ich es im Vorfeld erwartet hatte.
Nun habe ich den Longplayer vor mir liegen, auf dem die Stücke dieser EP alle vertreten sind. Angefangen bei der feinen Aufmachung des Digipaketes über den kraftvollen Klang bis hin zur stilistischen Bandbreite machen KAOS so ziemlich alles richtig, wenn man auf moderne Hartwurstmucke abfährt. An manchen Stellen ist mir der Gesang von Jason Darnell etwas zu corig, aber das schmälert den positiven Gesamteindruck nur wenig. Allein die Gitarrenarbeit von Stacey Murray und Carl Alberts' Sohn Keven Gorski, den man schon bei ULYSSES SIREN erleben konnte, ist dermaßen mitreißend, dass man sofort und ohne Verzögerung über Los geht. Ach nee, man ballt die Faust in der Hosentasche, nur um sie spätestens beim Chorus von 'Bleed Some More' ohne zu überlegen gen Himmel zu strecken. Denn das können KAOS aus dem Effeff: Mal eben so einen krachigen Refrain in die grantigen Riffattacken einbauen. Hardcore meets Bay Area Thrash im modernen Gewand. Klingt gut, aber nicht nach Musik, die ich persönlich mögen könnte. Aber Ausnahmen bestätigen ja bekanntlich die Regel und außerdem mag ich alten Hardcore sogar. Roten Faden verloren, sorry.
Ich sprach oben von Vielseitigkeit. Ein Beweis dafür bietet 'Blood Sacrifice', welches gefühlvoll von hinten an den Hörer heran kriecht, nur um nach zwei Minuten mit einer hektischen Planierwalze über dessen Trommelfell zu rauschen. Fieses Teil. Dagegen kann man bei 'Let God Sort Them Out' ein bisschen Hüpfen. Hoppla, das wollen wir ja gar nicht und so ist dieser Song auch mein Lowlight auf dem Album. Da ist die Balance zwischen modernem Groove und heftigem Thrash zu sehr ins Wanken geraten. Diese Nummer bleibt für mich aber der einzige Ausrutscher nach unten. Wobei 'Sludge' im Lager der Traditionalisten auch für gerümpfte Nasen sorgen dürfte, da der Titel hier schon Programm ist. Es schlürft ganz gewaltig. Andere könnten auch sagen: Es saugt. In meinen Ohren bietet diese Nummer eine gelungene Abwechslung zum pfeilschnellen Geballer der anderen Titel.
Als Feind von vielem, was auf die Silbe –core endet, muss ich in diesem Fall allerdings sagen, dass KAOS ausreichend alte Traditionen in ihren Sound einbinden, um mich größtenteils zufrieden stellen zu können. Aufmachung, Klang und Optik sind bei dieser Eigenproduktion allererste Sahne und so kann ich aufgeschlossenen Thrashfreunden und Hörern von aktuellen angesagten Hustensängern empfehlen, dieser alteingesessenen Band eine Chance zu geben. Kracht gut.
Anspieltipps: Bleed Some More, Blood Sacrifice; Soul To Give; Screaming In The Mirror
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Holger Andrae