KAOS KREW - Devour
Mehr über Kaos Krew
- Genre:
- Industrial
- Label:
- Top Records
- Release:
- 18.08.2006
- Trust Me
- Inflamed
- Devour
- Coffin Nails
- Fat Chance
- Belly Dancer
- Greed
- Electrified
- Pain
- A Visit At Belmonte
- Nuttertools
Unverhofft kommt oft. Da haben es KAOS KREW doch tatsächlich geschafft, einen Deal einzusacken. Nach der Eigenproduktion "Under Destruction" hatte ich ihnen diesen zwar absolut zugetraut, da es an der Platte nicht viel zu meckern gab, aber das geringe bis fehlende kommerzielle Potenzial der überwiegend auf Gesang verzichtenden Mischung aus YELLO, Hardrock und Industrial-Versatzstücken ließ mich dennoch stark daran zweifeln. Die Verantwortlichen bei Top Records scheinen allerdings waschechte Punkrocker zu sein, und so kommt man nun in den Genuss des offiziellen Debüts "Devour".
An der stilistischen Grundausrichtung haben die Finnen im Vergleich zum 2005er Album nicht gedreht; im Detail sind jedoch Unterschiede festzustellen. Zum einen setzen die Jungs mittlerweile ausschließlich auf tanzflächentaugliche Kompositionen. Das ist im ersten Moment schade, da entspannte Nummern wie 'Space Jam' und 'Slow Vater' auf dem Vorgänger für Abwechslung sorgten; gleichzeitig hat sich aber auch das Songwriting-Niveau erhöht, so dass man über das Fehlen derartiger Stücke recht schnell hinwegsieht und sich an der neu gewonnenen Kompaktheit erfreut. Zum anderen – und da kam mir natürlich sofort ein lautes "Ausverkauf!" über die Lippen – wurde der Gesangsanteil nach oben geschraubt. Sechs der elf Songs (darunter auch das von "Under Destruction" stammende 'Pain') wurden mit Geträller verziert. Bei einigen beschränkt sich die Stimmbandakrobatik auf verzerrten Sprechgesang (die allesamt schmissigen 'Trust Me', 'Inflamed' und 'Greed'), wohingegen an anderer Stelle ausgiebig dem Achtziger-Hardrock gefrönt wird. Die butterweichen Flokati-Refrains von 'Devour' und 'Coffin Nails' lassen sofort 'ne flauschige Pudelmatte sprießen, und genauso schnell, wie sich die Jeans an den Oberschenkeln festsaugen, haken sich auch die Melodien im Denkkasten ein.
Das im Vergleich zu anderen Instrumentalbands Vorteilhafte an der KAOS KREW ist, dass sie wegen dieses eingängigen, auf Hüftschwung ausgelegten Materials sehr elegant die teilweise etwas zu hemmungslos ausgelebte Gitarrensolo-Ader Göran Fellmans überdecken kann. Der von dem gemeinen Gniedel-Virus befallene Klampfer stellt ab und an Skalen-Abklapperei über Feeling, wird aber immer rechtzeitig von den vordergründigen Drumcomputer-Beats eingefangen, und die Nerven des Hörers bleiben verschont.
So ist "Devour" unterm Strich noch etwas schlüssiger geraten als der Vorgänger, und deshalb sollten tolerante Industrial-Fans bei der Combo langsam vollends auf ihre Kosten kommen. Eine Sache frage ich mich aber dennoch: Was macht die laut Albumtitel mächtig angriffslustige Zombie-Schnitte auf dem Cover? Zur Musik passt die untote Braut überhaupt nicht.
Anspieltipps: Trust Me, Devour, Inflamed, A Visit At Belmonte
- Redakteur:
- Oliver Schneider