KARCIUS - Grey White Silver Yellow & Gold
Mehr über Karcius
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Independent
- Release:
- 18.03.2022
- Parasite
- Supernova
- The Ladder
- Cosmic Rage
- Distance Kills
- A Needle Tree
Die Prog-Sensation aus Kanada.
Die 2001 gegründete Band aus Montreal kann auf eine recht beachtliche Zahl an Veröffentlichungen zurückblicken. Aber was für eine Entwicklung hat das Quartett genommen! Das sicherlich anspruchsvolle Debüt wartete noch mit einem Mix aus Fusion, Jazz und Weltmusik auf, rein instrumental dargeboten. Das aktuelle Album "Grey White Silver Yellow & Gold" kann man hingegen nur als Meilenstein des Progressive Metal bezeichnen. Nur in den Basslinien und bei den Keyboards hört man gelegentlich Fusion- oder Jazz-Anklänge heraus. Elektronische Elemente reichern das Klangbild dezent an. Sänger Sylvain Auclair, der auch den Bass bedient und z.T. für die Percussion verantwortlich ist, fasziniert durch seine stimmliche Bandbreite. Einerseits veredelt er die akustischen Passagen durch gefühlvolle Phrasierung, andererseits strotzt sein gutturales Organ nur so vor Manneskraft, wenn er mit mehr Druck singt.
'Parasite' eröffnet den Reigen mit einem tollen Groove; die moderne, aber nie klinische, muskulöse Produktion - übrigens eine Eigenproduktion - setzt die ausgefeilte Komposition perfekt in Szene. Der Song ist ein echtes Prog-Brett! Das melancholische 'Supernova' schlägt zunächst deutlich ruhigere Töne an, steigert sich aber furios. Sicherlich ist dies der eingängigste Song des Albums. Und dann kommt es, das Prog-Epos 'The Ladder'. Auch hier wird wieder stimmungsvoll verhalten eröffnet, bis der Track schon bald finster drohend anschwillt, um dann wieder in einen ruhigeren Teil überzuleiten. Der progressive Mittelteil dürfte selbst kritischen DREAM THEATER-Fans Respekt abverlangen. Trotz aller Komplexität und technischer Kabinettstückchen im instrumentalen Bereich entwickelt sich das Lied vollkommen organisch. Muss ich erwähnen, dass der Gesang phänomenal ist? 'Cosmic Rage' ist zu Beginn rhythmisch durch Weltmusik und Fusion beeinflusst, wird dann aber zunehmend immer progressiver. 'Distance Kills' arbeitet gekonnt mit einem Cello zu Beginn und ist rhythmisch auch extrem interessant. Der Song strahlt eine latente Bedrohung aus. Das abschließende 'A Needle Tree' ist ein weiteres Epos, welches ein wenig wie ein Soundtrack beginnt. Es folgt eine gefühlvolle akustische Passage. Dann wird es zunächst hymnisch. Wie es sich für einen Prog-Song gehört, werden Rhythmik und Tempo geschickt variiert, das Thema kehrt aber immer wieder. Ein tolles instrumentales Zwischenspiel im Mittelteil ist die Kirsche auf dem Ganzen.
KARCIUS' Interpretation des Progressive Metal hat eine durchaus europäische Ausrichtung. OPETH und HAKEN bieten sich für einen stilistischen Vergleich am ehesten an, aber Fans von COMMUNIC sei das Album ganz besonders ans Herz gelegt. Auch wenn es kompositorisch deutliche Unterschiede gibt, so glänzen doch beide Bands durch eine ähnliche Dramatik und durch viel Emotion in den Vocals.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Jens Wilkens