KATAKLYSM - Epic (The Poetry Of War)
Mehr über Kataklysm
- Genre:
- Death Metal
- Il Diavolo In Me
- Damnation Is Here
- Era Of The Merciless (Roma Part I)
- As The Glorious Weep (Roma Part II)
- Shivers Of A New World
- Manipulator Of Souls
- Wounds
- What We Endure
- When Time Stands Still
Zum Stichwort "Extreme Metal-Bands aus Kanada" würden wahrscheinlich neun von zehn Lesern CRYPTOPSY zuerst nennen - und das, obwohl KATAKLYSM die dienstältere Canuck-Knüppelband sind. Woran das liegt? Nun, sicherlich daran, dass CRYPTOPSY durch die Bank weg qualitativ hochwertige Alben vorzeigen können, die insbesondere durch ein konstant hohes technisches Niveau bestechen können, während KATAKLYSM zwar bisher immer äusserst aggressiv zu Werke gingen, dabei aber Technik und Anspruch fast schon sträflich vernachlässigten und somit ausser dem Herkunftsland im Vergleich zu anderen Death/Grindcore-Kapellen kaum Vorzeigestatus besaßen. Erschwerend kam noch hinzu, dass sich die bisherigen Releases von KATAKLYSM eher durch stilistische Unentschlossenheit als durch nachvollziehbares und überzeugendes Songwriting auszeichneten, wodurch in dem wichtigen Faktor Aggressivität deutliche Abstriche gemacht werden mussten.
Dies änderte sich mit dem 2000er-Album "Prophecy (Stigmata Of The Immaculate)", zum ersten Mal zeigten die Holzfäller, dass sie sehr wohl dazu in der Lage sind, eine durchweg gute Platte abzuliefern, auch das deutlich gesteigerte musikalische Niveau wusste zu gefallen.
Mit dem neuesten Streich, "Epic (The Poetry Of War)", knüpfen KATAKLYSM genau dort an und konnten sich nochmals enorm steigern. "Epic" knallt wie aus einem Guss aus den Boxen und ist dabei das abwechslungsreichste, eingängigste und zugleich auch technisch anspruchsvollste Album der Kanadier geworden.
Vom KATAKLYSM-eigenen Hyperblast bis hin zu getragenen, fast schon langsamen Stücken ist die gesamte Bandbreite des extremen Metal vertreten, wobei positiv auffällt, dass die Anteile der teilweise recht unkoordiniert und hektisch wirkenden Blastparts deutlich verringert wurden, was "Epic" nicht nur leichter zugänglich macht, sondern vor allem auch die klaren Verbesserungen im Bereich Songwriting deutlich aufzeigt.
Bevor nun jemand der Band "auswhimpen" o.Ä. vorwirft: KATAKLYSM sind meines Erachtens aggressiver denn je, was zum Einen von den vielen Tempowechseln herrührt - und zum Anderen von einem neuen, bisher gänzlich unbekannten KATALYSM-Element: Einer knallharten, glasklaren und absolut mörderischen Produktion. "Epic" ist mit Abstand die am besten produzierte Death Metal-Scheibe des Jahres, und für die Tatsache, dass dies im Alleingang von Gitarrero Jean-Francois Degenais erledigt wurde, verdient "Epic" noch ein Extramass an Bewunderung.
Die Tatsache, dass KATAKLYSM so gut wie gar nicht mehr zu ihren Grindcore-Wurzeln zurückkehren (keine Angst, schnell genug sind sie auf jeden Fall noch), nehme ich für diese unheimlich vielfältige Platte gerne in Kauf. KATAKLYSM haben mit "Epic" einen Riesenschritt in die richtige Richtung getan und sich in allen erdenklichen Bereichen deutlich hörbar weiterentwickelt. Besonders hervorheben möchte ich die technische Komponente, denn was hier an musikalischer Handwerkskunst geboten wird, kann schon fast CRYPTOPSY das Wasser reichen. Ganz besonders Schiessbudenwart Max Duhamel hat sein Spiel enorm verbessert und weiss zu jeder Sekunde mit einem sehr variablen und intelligentem Spiel zu begeistern.
Melodien, bisher zumeist äusserst spärlich eingesetzt, bilden nun eine Art Grundbaustein der Kompositionen: Gerade bei getrageneren Stücken wie "As The Glorious Weep" oder dem überragenden "Wounds" gefällt das sehr melodische Gitarrenspiel von Jean-Francois und trägt somit seinen Teil zur neuentdeckten KATAKLYSM-Stilvielfalt bei. Ich würde das ganze ohne Bedenken ?Melodischen Death Metal" nennen, wäre dieser Name nicht bereits durch IN FLAMES und Konsorten geprägt. Damit wiederum hat der Sound von KATAKLYSM nicht die Bohne zu tun, auch wenn es selten mal zweistimmige Gitarrenleads hagelt. Diese sind allerdings - wie auch alle anderen melodischen Elemente auf "Epic" - nicht einmal Ansatzweise mit der schwedischen Melodic-Schule verwandt.
Somit können KATAKLYSM auch noch ein hohes Mass an Eigenständigkeit aufweisen, was zusammen mit den anderen Vorzügen dieses Scheibchens summa summarum eines der absoluten Death Metal-Highlights des Jahres ergibt. Hier stimmt einfach alles, und die Zielgruppe könnte grösser nicht sein: Vom melodieverliebten Deather bis hin zur Knüppelfraktion, die auch mal eine etwas getragenere Gangart verzeiht, sollte ein jeder mit "Epic" eine superbe Scheibe sein Eigen nennen.
Anspieltipps: Era Of The Merciless, As The Glorious Weep, Manipulator Of Souls, Wounds
- Redakteur:
- Rouven Dorn