KATATONIA - The Great Cold Distance
Mehr über Katatonia
- Genre:
- (Progressive) Rock
- Label:
- Peaceville Records
- Release:
- 10.03.2006
- Leaders
- Deliberation
- Soil's Song
- My Twin
- Consternation
- Follower
- Rusted
- Increase
- July
- In The White
- The Itch
- Journey Through Pressure
KATATONIA waren schon immer eine Band, die sich von Album zu Album stetig weiterentwickelte und so über die Jahre zu einem absolut eigenständigen Sound gefunden hat. Nun steht die siebte Veröffentlichung der Schweden an und wieder markiert sie eine neue Ausrichtung in der Musik des Quintetts.
Zwar ist der Sprung diesmal nicht so extrem wie der von "Last Fair Deal Gone Down" zum direkten Vorgänger "Viva Emptiness", vielmehr ist es eine Verfeinerung des vor knapp drei Jahren begonnenen Konzepts. Grundsätzlich ist das Songmaterial deutlich komplexer und progressiver geworden. Verschachtelte Songstrukturen, eine abwechslungsreiche Mischung aus druckvollen, eruptiven und leisen, stimmungsvollen Parts bestimmen "The Great Cold Distance".
Schon der Opener 'Leaders' gibt die Marschrichtung vor, die vom Vorgänger bekannten modernen Rhythmuselemente rücken noch mehr in den Vordergrund, werden aber von deutlich heftigeren Gitarrenparts unterstützt und erhalten so eine ganz neue Dynamik. Das wirkt zunächst äußerst sperrig, die bekannten Wohlfühlrefrains und einschmeichelnden Harmonien fehlen. Besser gesagt, sie fehlen natürlich nicht, aber sie wollen erst "erarbeitet" werden. Auch sonst gibt man sich experimentell, 'Deliberation' wartet mit elektronischen Spielereien auf, die sich aber gut einfügen und die düstere, trostlose Atmosphäre betonen.
Bei 'Soil's Song' und vor allem dem folgenden 'My Twin' wird das Tempo gedrosselt. Beides sind traurig-schöne Rockballaden, wobei 'Soil's Song' vor allem von den treibenden Riffs lebt, während das auch vorab als Single veröffentlichte 'My Twin' mehr auf Harmonien setzt. Im Mittelteil des Albums fällt vor allem die neu gewonnene Härte auf, die sich in für KATATONIA-Verhältnisse brutalen Songs wie 'Consternation' oder 'Rusted' bemerkbar macht. Dadurch setzt sich die Band auch ein Stück weit ab von den angeblich zu offensichtlichen TOOL-Parallelen, wenngleich die Amerikaner nach wie vor als großer Einfluss erkennbar sind.
Insgesamt sind KATATONIA mit "The Great Cold Distance" einen wichtigen Schritt auf der Suche nach dem perfekten Album weiter gekommen, jedoch ist noch kein Ende der Entwicklung abzusehen. Die Schweden stehen im Gegensatz zu vielen Kollegen eben nach wie vor für wahre Progression und lehnen kreativen Stillstand wie etwa bei TIAMAT vehement ab. Es bleibt abzuwarten, ob alle alten Fans der Band folgen können auf ihrem Weg hin zu progressiveren und moderneren Klängen. Andererseits verstehen es die Schweden um Ausnahmesänger Jonas Renkse und Gitarrist Anders Nyström nach wie vor vorzüglich, verträumte und gleichzeitig wilde Hymnen wie 'July' zu schreiben.
"The Great Cold Distance" ist ein spannendes Werk einer Band im Wandel geworden, mit dem es KATATONIA auch gelingen könnte, gänzlich neue Hörer für sich zu gewinnen. Alle, die mit modernen, melancholischen Rocklängen etwas anfangen können, sollten dringend reinhören.
Anspieltipps: Deliberation, My Twin, Follower, July
- Redakteur:
- Kilian Fried