KAUAN - Aava Tuulen Maa
Mehr über Kauan
- Genre:
- Folk/Ambient
- ∅-Note:
- 4.00
- Label:
- Firebox Records
- Release:
- 20.11.2009
- Ommeltu Polku
- Valveuni
- Föhn
- Sokea Sisar
- Neulana Hetkessä
Gähnende Harmonie
Wer hätte gedacht, dass man beim Musizieren noch beschaulicher zu Werke gehen könne als dies THE 3RD AND THE MORTAL, TENHI oder beispielsweise EMPYRIUM tun? Die finnischen, nein russischen KAUAN bringen dies ohne Weiteres zustande. Die Band aus Chelyabinsk spielt nach eigenen Angaben Ambient/Post Rock. Eine Beschreibung, der man jedoch nicht uneingeschränkt zustimmen möchte, denn Post Rock (so schwammig dieser Begriff auch sein mag) beinhaltet zumindest Markenzeichen wie eine charakteristische Laut/Leise-Dynamik, Gitarren-Delay, Samples und ähnliche Stilmittel, welche man hier vergebens sucht.
Die in Genre-Kreisen mittlerweile recht bekannte Band komponiert überwiegend instrumentale, atmosphärische Stücke mit gelegentlichem Klargesang, die Texte sind sowohl auf Russisch als auch Finnisch verfasst, was sich in der Wahl der Songtitel wiederspiegelt. Dabei mag man an KYPCK denken, bei denen die Sachlage genau umgekehrt liegt. Auf den beiden Vorgänger-Alben "Lumikuuro" und "Tietäjän Laulu" war wohl stilistisch noch von Doom/Folk/Blackmetal die Rede, doch das ist beim vorliegenden Werk definitiv nicht mehr der Fall.
Dies vorausgeschickt: Ich bin mit beiden Vorgängern nicht vertraut. Doch "Aava Tuulen Maa" beinhaltet rein akustische Arrangements aus Gitarren- und Keyboardparts mit gelegentlichen Violinen-Einsätzen. Die Produktion ist warm und vollmundig, weder minimalistisch noch ausufernd. Damit ist aufnahmetechnisch und strukturell eigentlich schon alles gesagt, denn hier kommen wir zum eigentlichen Manko der Scheibe. Eine Art von Dynamik noch Klimax existieren nicht, es gibt keinen kompositorischen Spannungsbogen. Alle fünf Songs plätschern gleichermassen bequem, komfortabel und belanglos vor sich hin; ohne Höhepunkte, ohne Spannung, ohne Nuancen. Alle Lieder sind auch etwa gleichlang (zehn Minuten), lediglich der vierminütige Opener 'Ommeltu Polku' macht da eine Ausnahme.
Wer in der Schnittmenge besagter Genres (Folk/Ambient/Post Rock/Blackmetal/Doom) zu Hause ist, wird weder Probleme haben mit Minimalismus, kargen Soundlandschaften, Samples und ambienter Atmosphäre, noch mit schroffen Produktionen. Und gerade im Naturalismus treten Bands wie die finnischen NEST, HAWK & THE HARE, LÖNNDOM, WHEN BITTER SPRING SLEEPS oder THE SOUNDBYTE - und hier seien bewusst unterschiedliche Vertreter genannt - sehr positiv hervor. Daran können KAUAN in keiner Weise anknüpfen, möge man es ihnen noch so sehr gönnen.
Leider retten selbst positive Aspekte wie die gelegentlichen an KLAUS SCHULZE erinnernden spacigen Keyboard-Melodien die Scheibe nicht; so bleibt "Aava Tuulen Maa" gelegentlichen Stimmungen und Sonnenuntergängen mit Herbstlaub vorbehalten, denen man sich in ausgesucht wenigen elegischen Momenten ergibt. Obwohl ich persönlich da eher eine schöne SKEPTICISM-Scheibe bevorzugen würde...
Anspieltipps zu empfehlen, wäre hier schon ein musikalischer Offenbarungseid. Ganz schlecht machen möchte ich die Platte jedoch nicht - wem die zu Anfang genannten Bands zu hektisch sind, allen voran EMPYRIUM und THE 3RD AND THE MORTAL - der darf beherzt zugreifen!
- Note:
- 4.00
- Redakteur:
- Michael Quien