KEHLVIN - Holy Cancer (EP & DVD)
Mehr über Kehlvin
- Genre:
- ProgressiveSludgeDoom
- Label:
- Division Records
- Release:
- 13.06.2008
- Le Barnacle (Love Will Never Be Enough)
- God As A Mere Intentional Object
- Atheist Hope
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- Albatross
- John Lennon
- Frankenstein Bis
- Fat Freddy
- Red Diesel Revolver
Von wegen Schweizer Käse! Moderner Postmoderner Progrssive Core von KEHLVIN.
Nichts anderes als einen dicken Schweizer Felsen muss man hier schlucken. Kantig und alles andere als wohlig auf der Zunge, mächtig und zerkarstet quält sich monolithisch ein Gebräu aus Staub und Schweiß den rauen Hals hinunter. Und das Beste daran ist trotzdem: Man spürt etwas! Freiwillig setzen sich meist junge Barden der eigenen, zerrissenen Befindlichkeit aus und setzen das Ganze in ein dröhnendes Auf und Ab von Tönen, Geschrei und Theatralik um.
Und doch ist es so einfach - wie es schon einige der Zunft umzusetzen wussten: MONO, BURST oder RED SPARROWES sind Beispiele dafür. Einfach zu verstehen ist das schon, aber schwer ist es, das Schmerzliche und Nichtige auszudrücken. Eines der Rätsel dieser Welt. Von dieser ganz realen stammen diese Schweizer Mittelstandsgeödeten, sie sprechen französisch und spielen den Blues, den all die blassen Unterdrückten des immer entfesselter werdenden Manchesterkapitalismus in dunklen D.I.Y.-Clubs aufzusaugen wissen.
Nein, höchstnotpeinlich wäre die Fortführung solcher simplen pseudopolitischen Meckerei. Nur reizvoll, darüber nachzusinnen, wie die immer perfekter werdende Technikgeilheit die nachwachsende Generation dazu zwingt, zurückzuschauen, zurückzusehnen und der vergangenen Einfachheit des Musikbiz wieder den durchnetzten Hof macht. Alle schreien nach "wahrem gelebten Rock" und doch ist das unwiederbringbar, wenn es denn je nicht sowieso eine Notlüge unserer Eltern war.
Wir flüchten uns in Härte, Disharmonie und deuten durch postrockige Klänge Gefühlswelten an, ohne zu merken, wie ausgehöhlt all diese Sehnsüchte eigentlich bereits sind. KEHLVIN sitzt mit am Tisch und sucht nach Antworten. Und das tut heutzutage weh. Die Kurzspielplatte - die mit achtunddreißig Minuten gar keine ist - wird visuell aufbereitet, indem eine Live-DVD beiliegt. Und hier sieht man diese Generation: ratlos auf der Bühne schreiend oder im Dunkel davor stehend - ohne merkliche Reaktionen, überrascht ob der leisen Momente, die es dann doch noch unweigerlich gibt.
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben