KEHLVIN & FLESHWORLD - To Tame Everything That's Mundane (Split)
Mehr über Kehlvin & Fleshworld
- Genre:
- Noisecore
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Division Records
- Release:
- 10.04.2015
- Perspective & Growth
- Moiré
- Fistful Of Coins
- Wrecking Constructs
- To Deny Everything That's Mundane
Brachiale Mathematik!
Split-Releases sind nicht immer bestimmt durch konkurrierende Geister, die sich auf einem gemeinsamen Werk duellieren wollen. Eine deutliche Ansage machen in dieser Hinsicht KEHLVIN und FLESHWORLD, deren noisiges Schaffen bestens ineinander greift und deren musikalische Nähe so weit führt, dass die neue Kombi-Platte erst auseinander dividiert werden kann, wenn man tiefer in die Materie eindringt.
Dennoch gibt es einige qualitative Unterschiede, die dann doch wieder dazu führen, dass man der einen Band womöglich den Zuschlag geben mag, der anderen jedoch nicht. Und das macht derartige Scheiben halt problematisch. Weniger für FLESHWORLD, mehr aber für KEHLVIN.
Das schweizerische Noisecore-Urgestein führt "To Tame Everything That's Mundane' an und liefert auch den überwiegenden Teil der Songs, kann mit seinen brachialen Lärmeruptionen aber gleichzeitig auch weniger überzeugen als die Kollegen, die mit 'Moiré' und 'Wrecking Constructs' zwar nur zwei Songs beitragen, deren Input hier aber wesentlich strukturierter erscheint als bei den Herren von KEHLVIN. Die beiden genannten Tracks gefallen beide mit einem epischen Aufbau, einer schleppenden Spannungskonstruktion, die zu einzelnen kleinen Brandherden führrt, die schließlich in einer gewaltigen Explosion kulminieren. Insbesondere das 12-minütige 'Moiré' ist ein Monster von einem Song, schwierig zu durchschauen, mit Geduld zu genießen, dann aber mit Genuss zu bejubeln. Die immerwährende Gegenoffensive zum NEUROSIS-Vermächtnis sollte definitiv Beachtung finden.
Derartiges kann man für KEHLVIN und ihre drei Titel nicht immer behaupten; sowohl 'Perspective & Growth' als auch 'Fistful Of Coins' sind durch ihre zähen Startriffs gelähmt, kommen nicht richtig in die Spur und zünden am Ende auch nicht. Die Noise-Gitarren verkommen zur unstrukturierten Lärmorgie, die sich dem beachtlichen Treiben von FLESHWORLD jederzeit unterordnen muss. Und auch wenn der Titelsong mit seinem In-Your-Face-Punch noch versöhnlich stimmt, konnten die Schweizer in ihrer Zeit auf diesem Album wesentlich weniger überzeugen als ihre Sidekicks.
Kommt es also zu einem Duell, geht FLESHWORLD klar als Sieger hervor - obschon die klanglichen Parallelen die Scheibe zu einem homogenen Ganzen machen. Und da diese Differenzen bestehen, ist ein Lauschangriff vor der Investition selbst dann zu empfehlen, wenn man Noisecore vergöttert. Denn nicht alles auf "To Tame Everything That's Mundane" auch wirklich göttlich!
Anspieltipps: Moiré, To Tame Everything That's Mundane
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Björn Backes