KILLJOY (PL) - Enemigo
Mehr über Killjoy (PL)
- Genre:
- Melodic Thrash Metal
- Label:
- Shark Records
- Release:
- 18.08.2006
- Jester
- Shake Whisperer
- Enemigo
- Question
- Change Me
- Silent Confession
- Sinner
- Mistify My Soul
- Forget My Name
- Bedlam Party
- Mercy's Crime
Obwohl sie bislang erst eine Demo und eine EP heraus gebracht haben, gehören die Metaller von KILLJOY (die sich in ihren Gründungsjahren noch MYSTIC SIDE nannten) in ihrem Heimatland Polen zu den uns sehr verwehrt gebliebenen Aushängeschildern der Thrash-Prärie. Mit seinem ersten Langeisen "Enemigo" möchte das Quintett, das in den Jahren der Findung zwischen Hard Rock, Heavy Metal und Thrash Metal schwankte und komischerweise bei Live-Auftritten den Recken von ICED EARTH oder SENTENCED huldigte, auch in westlicheren Gefilden Fuß fassen. Ob ihnen dies gelingen wird? Davon bin ich nach den Eindrücken der elf Tracks von "Enemigo" überzeugt.
Denn, um dieses hochgesteckte Ziel in kürzester Zeit zu erreichen, berufen sich KILLJOY auf ein einfaches und an keinem Headbanger vorbeigegangenes Erfolgsrezept, das - wie jeder wissen sollte - in den Mitt-Achtzigern die Welle des so genannten Bay Area Thrash auslöste. Das angesprochene Genre in seiner Ursprungsform eben, von der es auf "Enemigo" einiges zu bestaunen gibt. So findet der geneigte Fan leckere, prägnante, für die Erinnerungsmembran vorbestimmte Metallica-Hooks zu seligen "Master Of Puppets"-Zeiten in Verbindung mit tollen Grooves à la HEATHEN, MELIAH RAGE und Konsorten, sowie raue Hetfield- und in "Mode" gekommene Dane-artige Gesänge des Herrn Wojciech Bujoczek (ich liebe diese polnischen Namen, die kein Mensch aussprechen kann) vor. Wer wünscht sich von seinen "Göttern" nicht auch mal wieder einen knackigen und flotten Opener wie 'Jester'? Die Antwort auf diese Frage brauchen wir, glaube ich, nicht weiter erörtern.
Trotz der glasklaren Verweise und der gewiss fehlenden Eigenständigkeit (ja glaubt denn immer noch einer, dass man das Rad hundertmal neu erfinden kann?) sind die Polen jedoch alles andere als ein uninspirierter, ideenloser und billiger Abklatsch. Anders als bei den ständig aus der Taufe gehobenen Kapellen aus der unmittelbaren Nachbarschaft, die die lokalen Clubs und Auftrittsmöglichkeiten verstopfen, muss man bei "Enemigo" nicht mit der Pinzette an die Sache herangehen, um die einzelnen Zitate ausfindig zu machen und herauszupicken. Um einen solchen Umstand von vorne herein zu verhindern, bauen KILLJOY schlauerweise Flitzefinger-Gitarrenparts ('Question'), härteres, leicht an alte SLAYER-Götterschinken erinnerndes Gedresche ('Shake Whisperer') oder einfach nur Klassisches im Midtempo verankertes aus der NWoBHM ein. Von wegen Eintönigkeit!
Ganz nebenbei mischt der Fünfer, dessen Bandmitglieder ich aus Gründen der Zeitersparnis nicht einzeln aufführen werde, mit 'Change Me', 'Mistify My Soul' und 'Mercy's Crime' auch das eine oder andere balladesk anrüchige, radiotaugliche Sahnestückchen in die vielseitig gestaltete Trackliste ein. Im Grunde genommen sind KILLJOY nie darauf aus, dauerhaft im benzinverschwendenden Vollgas-Tempo zu fahren, sondern sie versuchen stets den Bogen zu melodischen Versätzen zu spannen, die nach heutiger Definition keinen Bestandteil des Genres mehr darstellen. Gerade das macht "Enemigo" so reizvoll. Selbst gegen schleppend Doomiges und Staubtrockenes aus der CANDLEMASS-Ecke ('Enemigo', 'Sinner') und eine etwas altbackene Produktion hat man heute ausnahmsweise nichts einzuwenden.
Fazit: Mit "Enemigo" stellen KILLJOY ein vor Kraft nur so strotzendes und zeitlos Album zur Schau, welches sich auf die Thrash-Metal-Werte der Achtziger zurückbesinnt, keinen Trends hinterherläuft und elf wunderbare Kompositionen bereithält, die man allen "alten", vom Heavy Metal abstammenden Fans nur wärmstens empfehlen kann. Wem das als Kaufanreiz (noch) nicht genügt, bekommt obendrauf noch das exklusive Video zum Titeltrack. "Enemigo" wird definitiv die Tür zur großen Metalwelt aufstoßen. Mal sehen, was KILLJOY daraus machen werden - hoffentlich einiges ...
Anspieltipps: Jester, Shake Whisperer, Question
- Redakteur:
- Christian Falk