KILLSWITCH ENGAGE - Disarm The Descent
Auch im Soundcheck: Soundcheck 04/2013
Mehr über Killswitch Engage
- Genre:
- Metalcore
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Roadrunner (Warner)
- Release:
- 29.03.2013
- The Hell In Me
- Beyond The Flames
- New Awakening
- In Due Time
- A Tribute To The Fallen
- The Turning Point
- All That We Have
- You Don't Bleed For Me
- The Call
- No End In Sight
- Always
- Time Will Not Remain
Musik der Liebe für Männer. Und Frauen.
Die wohl wichtigste Mitgründungsband des modernen Metalcores ist wieder da. Und zwar so richtig, nämlich mit ihrem alten Sänger Jesse Leach, welcher das legendäre "Alive Or Just Breathing" eingesungen hat, was wohl als das wegweisendste Album dieser Stilrichtung angesehen werden kann und damals einen Boom an Junggruppen verursacht hat. Im Anschluss daran verließ er die Band, weshalb viele (Alt-) Fans die Nachricht über dessen Rückkehr zu KILLSWITCH ENGAGE äußerst verheißungsvoll zur Kenntnis nahmen und sich vermutlich insgeheim einen Anschluss an entsprechende Großtat erhofften. Die letzten drei Platten mit Howard Jones, der aus gesundheitlichen Gründen ausgestiegen ist, sind chronologisch betrachtet immer softer geworden. Nun also eine Kurskorrektur oder gar ein Neuanfang im Hause KSE?
Ich nehme die Antwort mal vorweg: Weitestgehend, ja. Jesse Leach und Adam Dutkiewicz fanden sich bereits 2011 für ihre Nebenband TIMES OF GRACE wieder zusammen und veröffentlichten das Album "Hymn Of A Broken Man", das ein emotionales, nur zeitweise an KILLSWITCH ENGAGE erinnerndes und dennoch außergewöhnlich gutes Album ist. "Disarm The Descent", das nun aktuelle Album der Amerikaner, erinnerten nun am ehesten an eben jenes Album. Dazu kommt dann noch ein Schuss "Alive Or Just Breathing" und ein wenig "As Daylight Dies", dann hat man eine ungefähre Vorstellung davon, wie ihr Sound anno 2013 zu verorten ist.
Man hat es hier aber nun mitnichten mit einem Patchwork alter Werke zu tun, denn die Freude an ihrer Musik spürt man jederzeit. Die Band agiert nun über weite Strecken härter als auf dem selbstbetitelten Vorgänger, was die meisten Songs (vor allem in den Strophen) endlich wieder zu fantastisch bang- und moshbaren Songs macht. In fast jedem Song wird ein wunderschöner Refrain herausgehauen (den Bandkritiker sicher als kitschig ansehen werden). Dem dienlich ist sicherlich, dass das Gebrülle ähnlich stark wie vor einer Dekade ist, die klar gesungen Passagen jedoch sogar erheblich besser sind.
Dass die Band eigentlich ausnahmslos positive Texte (Eckpfeiler: Liebe, Hoffnung, Vergebung) propagiert, dürfte den geneigten Fan nicht wirklich wundern. Der eine kann mit diesem Stoff etwas anfangen (und ich zähle mich definitiv zu dieser Gruppe), der nächste wiederum nicht. Ich ließ mich daher bereits vor einigen Jahren mal zu der Aussage hinreißen, dass KILLSWITCH ENGAGE „Musik der Liebe für Männer“ machen. Dazu kann ich nach dem vielfachen Hören von "Disarm The Descent" umso mehr stehen.
Kritisch bleibt anzumerken, dass die Truppe zu abwechslungsarm agiert. Die (bis auf die Ballade 'Always') allesamt sehr guten Songs gleichen sich hier und da zu sehr, als dass hier die magische 9-Punkte-Grenze hätte geknackt werden können. So fällt es auch schwer, Songs herauszustellen. Oder um es positiv zu formulieren: Es gibt auch keine Niete und jeder Track ist super hörbar. Des weiteren stelle ich mir die Frage, ob dieses Album nicht, in etwas anderer Form, auch als weiteres TIMES-OF-GRACE-Album hätte veröffentlicht werden können (oder sollen).
Nichtsdestotrotz ist eine wahre Freude, KILLSWITCH ENGAGE wieder in einer solchen (härteren) Form zu erleben. Jesse Leach macht seine Sache richtig gut und kann seinem ihm im Klargesang wohl überlegenen Vorgänger absolut vollwertig ersetzen, ohne seinen eigenen Stil einzubüßen. "Disarm The Descent" ist die stärkste Platte seit "The End Of Heartache", kommt jedoch nicht an "Alive Or Just Breathing" heran – wie auch? Ich bin äußerst gespannt, wo die Reise der Band in den nächsten Jahren hingeht. Meine Aufmerksamkeit haben sie nun wieder voll und ganz.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Oliver Paßgang