KING CHROME - Ridin' Shotgun
Mehr über King Chrome
- Genre:
- Heavy Rock / Stoner / Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Bleeding Nose Records
- Release:
- 08.07.2016
- King Chrome
- Inferno
- Busted Knuckles & Swollen Wrists
- A Menace To Society
- Renegade Ways
- Je$u$ $ell$
- F.U.B.A.R.
- F.U.B.A.R. II
- That's How We Roll
- Code Of Silence
- Memories Of A Warrior
- Ridin' Shotgun
- Before The Crack Of Dawn
Schwäbisch-deftiges Südstaatengebräu
Nachdem das uns vorliegende Bandfoto von KING CHROME erfolgreich eine falsche Fährte gelegt hat, dauert es eine ganze Weile, bis die Erwartungen an eine skatende Nu-Metal-Hardcore-Crossover-Kapelle verscheucht sind. KING CHROME ist jedoch ein erfahrenes Heavy-Rock-Quartett aus Stuttgart, das auf seinem zweiten Langspieler "Ridin' Shotgun" eine bemerkenswert abwechslungsreiche Mischung aus 80er Heavy Metal und Southern Rock liefert.
So albern die bandeigene Genrebezeichnung "Fukk-U-Core", so abgeklärt, weltmännisch und sympathisch unprätentiös klingt KING CHROME auf diesem abwechslungsreichen Dreizehntracker. Nicht nur, dass kaum nennenswerte Ausfälle zu verzeichnen sind - nein, die Schwaben bündeln ganz unauffällig und doch authentisch Trademarks zeitloser Heroen wie METALLICA, PANTERA und MOTÖRHEAD, und garnieren diesen Mix mit einer flirrenden Prise Südstaatenluft. Wie wär's denn mit "Metal'n'Roll" als Stilbezeichnung?
Aber die Schubladen spielen am Ende auf "Ridin' Shotgun" glücklicherweise keine Rolle. Die Reminiszenzen an die großen Vorbilder fallen bescheiden und angemessen aus - und trotzdem ist es jedesmal ein Fest, wenn einer der alten Helden im KING CHROME-Sound entdeckt wird! 'Inferno' legt bluesig-rockig los wie die Stoner-Könige von KYUSS, 'Busted Knuckles & Swollen Wrists' geht mit einem unwiderstehlich treibenden Groove voll in die Beine wie eine genüsslich zelebrierte SUICIDAL TENDENCIES-Granate, und ganz groß wird der Vogel mit 'Renegade Ways' abgeschossen, mit Kirk-Hammett-Gitarren und einer Hetfield-Reibeisenstimme wie zur "Load/Reload"-Phase von METALLICA. Diesen Song hätten die Amis damals gebraucht! Aber, wie gesagt: KING CHROME ist keine Coverband, und "Ridin' Shotgun" kein Coveralbum. Das, was die Stuttgarter abliefern, ist eine ganz eigene Mixtur, die die großen Vorbilder feiert, aber zugleich eigenen Charme entwickelt.
KING CHROME setzt - wahrscheinlich bewusst - nicht auf die großen Ohrwürmer, um sich Airtime im Radio zu erschleichen. Das soll hier durchaus gewürdigt werden, allerdings braucht "Ridin' Shotgun" deswegen auch eine ganze Weile, bis sich die dreizehn Boliden beginnen festzusetzen. Das Album läuft gut rein, durch und runter, aber bei einem so breit angelegten Stilmix fehlt hier und da die Konsistenz, die eine oder andere eingängige Riffwiederholung, ja vielleicht doch der eine oder andere Hit, an den man sich nach dem Erstkontakt mit KING CHROME erinnern könnte. Schade auch, dass auf einer Scheibe ohne echte Schwächen dann ausgerechnet der Titeltrack überraschend unspannend ausfällt.
Das soll die Leistung dieser vier Herren aber nur unwesentlich schmälern. Schließlich ist Abwechslung ja auch Trumpf, wie das besinnlich-finstere Instrumental 'F.U.B.A.R. II', die unprätentiöse Rock-Ballade 'Memories Of A Warrior', aber auch die grimmige Tarantino-Hommage 'Before The Crack Of Dawn' beweisen. Und damit bleibt "Ridin' Shotgun" unterm Strich eine rotzig-rockige Heavy-Metal-Scheibe mit feinsinnigem Songwriting, dem richtigen Gespür fürs Zitieren der großen Vorbilder und jeder Menge Spaß an der Sache. Manch einer dürfte mit "Ridin' Shotgun" seinen Sommer-Soundtrack 2016 gefunden haben.
Anspieltipps: Renegade Ways, Busted Knuckles & Swollen Wrists, Before The Crack Of Dawn
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Timon Krause