KING FRIDAY - Let The Song Begin
Mehr über King Friday
- Genre:
- Melodic Progressive Rock
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- JFK
- Release:
- 01.02.2013
- Let The Song Begin
- Anything Goes
- Black & Blue
- Waves Of Mercy
- Down To You
- Fly Away
- Take A Walk
- Still The World
- Mesmerization Eclipse
- Do Ride This Train
Melodisches Prog-Überraschungsei
Mit der nicht enden wollenden Flut an Prog-Veröffentlichungen fällt es einzelnen Bands naturgemäß schwer, einen wirklich bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Hochklassige Neuveröffentlichungen erblicken wöchentlich das Licht der Welt. Entsprechend werden damit die Hürden stetig höher geschraubt, aus dieser Wolke hervorzustechen, die beständig anspruchsvolle Musik auf die Hörerschaft niedergehen lässt. KING FRIDAY, das Nebenprojekt der drei Instrumentalisten von CRACK THE SKY sowie Phil Naro, bekannt für sein Engagement bei TALAS (zusammen mit Peter Criss von KISS), wählen einen pop-rockigen Ansatz, der teilweise kaum mehr als wirklich "progressiv" zu bezeichnen ist. Nichtsdestotrotz (oder gerade deswegen?) ist ihre aktuelle Langrille "Let The Song Begin" eine frische und äußerst abwechslungsreiche Angelegenheit geworden.
Vor kindlicher Begeisterung strotzend eröffnet das titelgebende 'Let The Song Begin' das Album - der Blick auf den Beipackzettel bestätigt, dass es sich bei der Platte nicht versehentlich um den Soundtrack eines Broadway-Musicals handelt. Ein wenig dick aufgetragen, für meinen Geschmack, soviel Harmonie und gute Laune, aber sei’s drum. Dafür lässt Phil Naros Gesang von Beginn an im positiven Sinne aufhorchen: Dieser kommt mit einer enormen Präsenz, einer geradezu weltgewandten Selbstverständlichkeit und Dominanz daher, fast so wie ein STING oder ein PHIL COLLINS. Enorm spannend, was der Mann abliefert; da kommt wahrhaft Gänsehaut auf! Ist der etwas schnulzige Einstieg überstanden, drückt fortan ein jeder Song der Platte seinen ganz eigenen Stempel auf: 'Black & Blue' rockt schmissig, gefällig, erinnert dabei an den lässigen Sound der BAND OF HORSES oder KEITH CAPUTOs Soloveröffentlichungen. 'Waves Of Mercy' bietet ein klassisches Bluesschema, inklusive Hammondorgeln und Klaviergeklimper, so wie man sich einen ausgelassenen Abend in New Orleans vorstellen könnte. Bei 'Down To You' erklingt eine warme Solo-Gitarre, die auch CARLOS SANTANA hätte beisteuern können, während der Song selbst wieder deutlich poppiger gefärbt ist. Der Auftakt von 'Fly Away' erinnert zunächst an LINK WRAY, anschließend folgt jedoch Pop/Rock wie ihn PINK FLOYD heute vielleicht schreiben würden. Noch nicht genug? Weiter geht’s mit den unbekümmerten Stilwechsel-Spielchen: Jazz und Ska bei 'Take A Walk', 70er-Jahre-Hardrock bei 'Mesmerization Eclipse', New Wave/Artrock zum Abschluss mit 'Do Ride This Train'. Das klingt verrückt und ist vielleicht auch etwas zu viel des Guten. Phil Naros faszinierende Stimme als dominierendes Element der Platte sowie die gelungene, einheitliche Produktion verhindern zwar das vollständige Auseinanderfallen dieses Potpourris an musikalischen Einflüssen – das Gefühl, ein in sich geschlossenes Album zu hören, stellt sich dennoch nicht ein. Ein Grund dafür mögen auch die zahllosen Einsätze von Gastmusikern sein, die sich auf "Let The Song Begin" ihr Stelldichein geben. Irgendwie sind es fast zu viele Facetten, zu viele unterschiedliche Eindrücke, die auf den Hörer niederprasseln.
Für sich genommen sind die einzelnen Songs aber höchst gekonnt arrangiert, ja teilweise wirklich meisterhaft komponiert. Und allein um Phil Naro singen zu hören, sollte man sich diese Platte zulegen. Die teilweise naiv-fröhliche Stimmung ist sicherlich nicht jedermanns Sache, und überhaupt mag sich so mancher unter "Prog" auch etwas völlig anderes vorstellen. Dennoch ist dieser kunterbunte Querschnitt durch ein halbes Duzend Rock-Genres der vergangenen 40 Jahre eine spannende Angelegenheit, und KING FRIDAY schaffen es damit, ein individuelles, wahrnehmbares Markenzeichen zu setzen. Der Preis für diese Experimentierfreudigkeit ist die fehlende stilistische Geschlossenheit von "Let The Song Begin". Wer damit leben kann, sollte unbedingt reinhören.
Anspieltipps: 'Down To You', 'Waves Of Mercy', 'Still The World'
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Timon Krause