KINGDOM COME - Outlier
Auch im Soundcheck: Soundcheck 04/2013
Mehr über Kingdom Come
- Genre:
- Hard Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Steamhammer (SPV)
- Release:
- 26.04.2013
- God Does Not Sing Our Song
- Running High Distortion
- Rough Ride Rallye
- Let The Silence Talk
- Holy Curtain
- The Trap Is Alive
- Skip The Cover And Feel
- Don't Want You To Wait
- Such A Shame
- When Colors Break The Grey
Lenny Wolf belehrt mich, wie moderne Rockmusik auch klingen kann.
Die neue Kingdom Come durch mich besprechen zu lassen, ist nicht gerade ein Heimspiel für Lenny Wolf, der vor zweieinhalb Dekaden mit dem selbstbetitelten Debüt startete und mich völlig kalt ließ. Anfangs oft mit LED ZEPPELIN verglichen, die mich leider auch noch nie wirklich vom Hocker rissen, hakte ich die Band mehr oder weniger gleichgültig ab und habe sie seitdem gemieden. Es gab ja auch immer genug anderes zu hören. Und tatsächlich verlor auch die Band irgendwie an Bedeutung. Ich habe es ja schon immer gewusst, ich Schelm. Und jetzt das hier.
Na gut, vielleicht ist das ja noch genauso langweilig wie 1988, dann kann ich es wenigstens gehörig verreißen. Einmal kurz zum Anschein der musikalischen Allgemeinbildung im Internet nach den Alben geguckt, ah ja, dies ist also das dreizehnte Album, ha ha, Nomen est omen – Moment mal, das dreizehnte? Wow, der Mann und seine Mannen ist ja rührig. Erste Hochachtung für Beständigkeit. Wie habe ich es geschafft, ihn so nachhaltig zu ignorieren? Aber langweilig ist das bestimmt trotzdem.
Und dann durfte ich, den Griffel gezückt, erstmals das hypnotische, beeindruckende und angenehm emotionale 'God Does Not Sing Our Song' hören. Was ist das denn? Von wegen Verriss! Das ist ja ganz große Klasse. Ein langsamer, eindringlicher Song mit einer extrem angenehmen und gleichzeitig kraftvollen wie auch zurückhaltenden Stimme. Das ist doch nicht die Rockröhre Lenne Wolf, die ich in Erinnerung hab, oder? Nichts erinnert mehr an die Siebziger und keine Spur mehr von Unoriginalität, das ist ja etwas völlig Anderes, als ich erwartet hatte! KINGDOM COME machen das Unerwartete, mischen Pop und Rock, Indie und softe Industrial-Anklänge zu einem hochinteressanten Album. Song drei, 'Rough Ride Rally' ist eine Elektrorock-Hymne mit Trance-Einflüssen. Klingt seltsam? Nein, klingt toll! Trance-Rock, Hard Elektro ohne Gehabe. Gefühle mit Sixstrings! Etwas später kommt mit 'Holy Curtain' noch eine Art AOR-Doom. Ich bin fasziniert!
"Outlier" ist vielschichtig, aber vor allem reduziert. Lenny lässt die verschiedensten Einflüsse langsam ineinander fließen und lässt dabei den Stilen genug Platz, ihre Identität zu behalten, zwingt sie in kein Korsett. Die Songs fühlen sich natürlich an, das Album ist nicht zum Rocken, sondern zum Genießen, zum Versinken und Empfinden, zum Zuhören. Und damit genau das Gegenteil des 08/15-Rocks, den ich erwartet hatte und der gerade mal in einem Song anklingt, in 'Skip The Cover And Feel', dem schwächsten Song auf "Outlier". Gerade die Elektro-Elemente drücken den zehn Liedern einen Stempel auf, der das Album abhebt und eine sehr originelle Atmosphäre generiert. So ein schöner, luftiger Rock ist mir lange nicht begegnet!
Und ich wollte das Ding verreißen, statt dessen ertappe ich mich, es zum wiederholten Male zu hören. Obendrein schaue ich jetzt mal, wo ich es vorbestelle. Das muss ich wohl haben. Sachen gibt’s.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Frank Jaeger