KINGSBANE - Kingsbane /Seven Years
Auch im Soundcheck: Soundcheck 10/2010
Mehr über Kingsbane
- Genre:
- US Metal
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Stormspell Records
- Release:
- 10.08.2010
- The Wages Of Sin
- Lost In Time
- Dreamscape
- Baroque
- Destiny Awaits
- Rite Of Passage
- The Edge Of Abyss
- Into The Light
- The Moment
- Gypsy's Way
- Dusk
- Altered States
Endlich! Das beste Demo ist als offizielle CD erschienen!
Ich erinnere mich als wäre es Gestern gewesen. Es ist Winter, ich bin mit einem Kumpel auf dem Kiez bei irgendeiner Feier. Mitten im Trubel meint er, er habe da ein Demo von einer Band bekommen, die ihn total faszinieren würde, da sie ihn ein wenig an CRIMSON GLORY erinnern würde. Er würde gern meine Meinung dazu hören. Dazu sind wir dann in sein tief gekühltes Auto gestiegen und er hat das Tapedeck angeschmissen. Bereits die ersten Takte ließen Raum, Zeit und Temperaturen vergessen, denn das, was da aus der Anlage an mein Gehör drang, war nur eines: Es war magisch. Vom ersten Ton an war ich begeistert. Wir haben uns die sechs Songs dann mehrfach angehört, bevor wir zurück zu der Feier gegangen sind. Von da an waren KINGSBANE, so der Name dieser unglaublichen Band, meine neue Lieblingsdemoband. Und ein weiterer Beweis, dass Musiker in Kanada irgendein besonders Gen mit in die Wiege gelegt bekommen. Oder ist es der Ahornsirup? Wer weiß.
Aus unverständlichen Gründen gelingt es der Band trotz euphorischer Historie in Deutschland nicht, einen Deal zu ergattern und so nehmen die fünf Knaben unter der neuen Bezeichnung SEVEN YEARS ein Jahr später ein weiteres Demo auf, welches erneut völlige Begeisterung auslöst. Trotzdem geschieht nichts bis im Jahr 1995 unter dem dritten Namen IN THE NAME endlich ein Album erscheint, auf welchem die Band ihren Stil allerdings etwas modifiziert hat. Ein tolles Album, auf dessen Japan-Ausgabe sogar drei alte Demoklassiker in neuen Versionen als Boni zu finden sind, aber der Erfolg bleibt aus. Die Band verschwindet vom Erdboden und nur eine Handvoll verrückter Nerds erinnert sich 15 Jahre später noch an dieses kleine Wunder. Einer dieser Nerds betreibt das Label Stormspell Records und macht sich daran, die beiden Demos zu versilbern. Nach einigem Hickhack liegt uns nun endlich das Ergebnis vor.
Auch wenn ich die beiden Demos relativ regelmäßig in der heimischen Beschallungsmaschinerie rotieren ließ, überkommt mich bei der Entjungferung des Silberlings ein wohliges Kribbeln. Dies steigert sich bereits beim Abspielen des eröffnenden Wahnsinnssong 'The Wages Of Sin', denn klangtechnisch hat man hier doch noch einiges heraus geholt. Und auch wenn ich wohl jede Note und jeden Takt der beiden Tapes im Schlaf aufsagen kann, bin ich heuer erneut völlig aus dem Häuschen. Hier stimmt einfach alles. Stellt euch die optimale Kombination aus frühen DREAM THEATER, alten CRIMSON GLORY und QUEENSRYCHE vor und ihr habt KINGSBANE. Sänger Fabien Madeleine erinnert mit seiner Stimme an Midnight, besitzt aber eine sehr eigenständige Klangfarbe. Trotz der immer wieder eingesetzten Höhen, strotzt sein Organ vor Kraft und wirkt niemals gepresst. Dazu gibt es fein ineinander verwebte Gitarrenmelodien, die eine magische Ausstrahlung haben. Unterlegt von einer Rhythmussektion, die treibend für die notwendige Dynamik sorgt, entstehen so Kompositionen von einer Qualität, wie man sie nur selten hören darf. Auch wenn es schwer fällt, unter diesen Perlen den Diamanten heraus zu filtern, so muss ich im Falle von KINGSBANE noch einmal gesondert auf 'Dreamscape' eingehen: Allein dieser knapp acht Minuten lange Titel macht den Rundling zu einer Pflichtveranstaltung für jeden Freund von melodisch-verspielter Stromgitarrenmusik. Behutsam eingeleitet, steigert sich der Track über ein wuchtiges Riffing hin zur spannungsgeladenen Wunderdroge, die sich im Kopf verbeißt und auf Ewig dort verankert bleibt. Zum Weinen schön.
Wer es lieber etwas deftiger mag, kann sich am beinahe hektischen 'Destiny Awaits' erquicken. Flink und geschmeidig, explodieren hier die Adrenalinauslöser im Sekundentakt in den Boxen und machen jeden Hörer zum glücklichsten Hörer der Welt.
Werfen wir unser Ohr nun in das zweite Demo, welches wie bereits geschrieben mit gleicher Besetzung unter dem Banner SEVEN YEARS veröffentlicht wurde. Das Material ist zwar deutlich mehr auf fette Riffs ausgelegt als die fein gestrickten Songs von KINGSBANE, allerdings hört man noch immer unverkennbar, welche Musiker am Werke sind. Qualitativ muss man nämlich keine Einbußen hinnehmen. Das Stimmwunder lotet auf den Nummern noch eine höhere Bandbreite aus und begeistert mit ungewöhnlich tiefen Tiefen. Die Songs klingen auch heute, also 18 Jahre nach Erstveröffentlichung, zeitgemäß. Kein Wunder, dass viele KINGSBANE-Fans damals von 'zu modernen' Klängen sprachen. Noch immer hören wir herrliche Stereoeffekte der Gitarristen, noch immer steigern sich die Nummern, um schlussendlich im Wahrnehmungszentrum des Hörers mit wie akustische Glücksbomben zu explodieren. Auffällig ist der häufige Einsatz von klaren Akustikklampfen, sowie der wuchtige Sound. Ich verweise nur auf den fulminanten Einstieg von 'Dusk'. Da steppt der Herzkasper im Spagat. Und meiner ist da schon recht geübt im steppen.
Und weil es so schön ist, schließen die Jungs mit ihrer für mich besten Nummer das Album mit einer Träne im Knopfloch ab: 'Altered States' fasziniert mich seitdem ich es das erste Mal gehört habe. Kaum ein selbst zusammen gestellter Sampler, auf dem diese Nummer nicht platziert wurde. Und jetzt, mit noch besserem Klangbild, wird sich an diesem Umstand wohl kaum etwas ändern. So muss moderner, melodischer und gleichsam progressiver Metal heute klingen. So und nicht anders. Wer dieses limitiert erscheinende Juwel nicht sofort bestellt, soll sich in ein paar Jahren nicht ärgern, wenn ihm ein eine der besten Veröffentlichungen zweier Dekaden durch die Lappen gegangen ist.
Ich bin immer noch komplett sprachlos.
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Holger Andrae