KINGSPHERE - Enigmatic
Mehr über Kingsphere
- Genre:
- Metalcore / Djent / Electronic
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 07.10.2022
- Impending Doom (Intro)
- Demolition
- Enigmatic
- Clouds Collide
- The Flight
- Point Of Light
- Dark Cold Sight
- Defiance
- Ready For Your War
- Neverending Storm
- Devices
- Half Of Form
Musikalisch voll im Trend, in Sachen Songwriting aber mit Luft nach oben.
Wenn Corona uns eines beschert hat, dann viele Newcomer und Bandprojekte, die sich in der Einsamkeit und Langeweile des Lockdowns zusammengeschlossen haben, um ihre Frustration in Musik zu kanalisieren. Einen ähnlichen Umstand vermute ich auch hinter KINGSPHERE aus Polen, denn nur etwas mehr als ein Jahr nach der Bandgründung steht mit "Enigmatic" bereits der erste Langdreher in den Startlöchern, der das Quartett der Metalwelt vorstellen soll und wohl nur unter den Bedingungen des vergangenen Jahres so schnell entstehen konnte.
In musikalischer Hinsicht wirft der Vierer dabei mit den Begriffen "Oldschool Melodic Death Metal", "Syntheziser" und "Metalcore" um sich, was erst einmal so ziemlich alles bedeuten kann zwischen CHILDREN OF BODOM und ELECTRIC CALLBOY. Schon der eigentliche Opener 'Demolition', der auf das kurze Intro 'Impending Doom (Intro)' folgt, zeigt, dass die Wahrheit irgendwo zwischen diesen beiden Polen liegt. So lassen gerade die Leadgitarren durchaus an Alexi Laiho denken, während die dauerhaft präsenten Syntheziser, der reichlich eingebaute Klargesang und der Breakdown in der Mitte des Tracks ganz klar in Richtung modernem Metalcore schielen. Leider ist es aber gerade der Gesang, der mich nicht so richtig abholt und auch die elektronischen Spielereien fügen sich nicht so recht ins Gesamtbild ein, weshalb es nur die wirklich hervorragende Gitarrenarbeit ist, die den Song vor der Belanglosigkeit rettet.
Der Titeltrack lässt im Anschluss dann sämtliche Anspielungen in Richtung des Gothenburg Sounds fallen und schielt stattdessen gerade bei den Sechsaitern offenkundig in Richtung Djent, überzeugt aber insgesamt mit einer gefälligeren Mischung aus Growls und Klargesang, sowie einer starken Hookline. Vorerst bleibt die Nummer aber ein Ausreißer auf der Qualitätsskala, denn 'Clouds Collide' und 'The Flight' bemühen sich im Anschluss um neue Rekorde in Sachen Kitsch, klingen teilweise wie 80s-Pop und mischen die vielen Synth-Spielereien mit reichlich stumpfen Core-Wutausbrüchen. Zwischen diesen beiden Polen geht es dann auch im weiteren Verlauf der Platte weiter, wobei das Quartett immer dann überzeugend klingt, wenn es sich entweder auf tolle Gitarrenarbeit verlässt ('Point Of Light') oder eben modernen Metalcore mit starken Hooklines abliefert ('Ready For Your War'). Dazwischen verlieren sich aber auch viele Nummern der insgesamt zwölf Tracks umfassenden Spielzeit in der Belanglosigkeit, weshalb mich "Enigmatic" bis zum Schluss nie so ganz überzeugt.
Was macht man also am Ende mit einer Platte, die sich musikalisch genau in den aktuell so beliebten Metalcore-Trend eingliedert, in Sachen Songwriting aber durchaus noch deutlich Luft nach oben lässt? Nun, Fans der genannten Spielart und Freunde von präsenten Keyboards im metallischen Kontext können sich die Polen auf dem Merkzettel notieren und vielleicht jetzt schon einmal ein Ohr riskieren, um aber mit den Genre-Vorreitern mitzuhalten, fehlt dem Vierer noch eine ordentliche Portion kompositorisches Geschick.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs