KISS - Kiss
Mehr über Kiss
- Genre:
- Hardrock
- Label:
- Casablanca Records
- Strutter
- Nothin´ To Lose
- Firehouse
- Cold Gin
- Let Me Know
- Kissin´ Time
- Deuce
- Love Theme From Kiss
- 100.000 Years
- Black Diamond
Bei der durchweg sehr hohen Qualität der frühen KISS-Alben ist es sicherlich geschmacksabhängig, welches man favorisiert; dass aber alle angefangen vom selbstbetitelten Debüt über "Dressed To Kill" und "Destroyer" bis hin zu "Love Gun" zu den wichtigsten Alben der Rockgeschichte zu zählen sind und fast ausnahmslos absolute Evergreens auffahren, steht hingegen außer Frage. Und so finden sich auf dem 1974er Streich unantastbare Klassiker wie 'Strutter' und 'Deuce', die jeder Rockfan kennen MUSS, wenn er nicht irgendwann mal im Kreise Gleichgesinnter in Erklärungsnotstand geraten will. Aber auch grandiose Nummern wie 'Cold Gin', '100.000 Years' und 'Firehouse' stehen den genannten Übersongs in keiner Weise nach und waren Bestandteile fast jeder Liveshow. Es sind u. a. auch Tracks wie diese, die zeigen, dass KISS einmal mehr waren als völlig in jenseitigen Sphären verschwundene Comicfiguren, die ihren Arsch nur hochbekommen, wenn man ihnen mit goldenen Dollar-Zeichen bestickte Teppiche ausrollt.
Auf "Kiss" herrschte noch dreckiger, anrüchiger, unverfälschter Rock 'n' Roll vor, der – wie auch zuvor schon bei Acts wie z. B. ALICE COOPER oder BLACK SABBATH – besorgte Eltern auf den Plan rief, die ihre Kinder vor diesen "Teufelsanbetern" zu beschützen versuchten. Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie die erzkonservativen Mamas und Papas dieser Welt mit blasser Gesichtsfarbe im Zimmer ihrer Sprösslinge standen und beim Ende von 'Black Diamond' das Tor zur Hölle direkt unter ihrem Haus ganz weit aufgehen sahen; weshalb der nächste Griff sofort zum Rosenkranz ging, während die Platte eingezogen wurde. Genützt hat es indes wenig. KISS begaben sich in den folgenden Jahren auf einen Triumphzug um die ganze Welt, an dessen Ende sie zu einer der größten Rockbands der Welt avanciert waren. Alles andere als hinderlich erwies sich dabei natürlich das provokante Image sowie gigantische Liveshows inklusive eines Kunstblut spuckenden Gene Simmons. Dass diese optischen Gimmicks allerdings nur die nicht wegzudiskutierenden Songwriting-Fähigkeiten der Herren untermalten, nicht aber fehlendes Talent überdecken sollten, kann auf Studio-Offenbarungen wie "Kiss" nachgehört werden.
Welch großen Einfluss die Amis auch noch auf heutige Bands haben, zeigen nicht zuletzt Truppen wie die HELLACOPTERS, die auf ihren vergangenen drei, vier Alben mit mehr als nur einem Auge nach Paul Stanley und Co. schielten.
Letztlich spielt es überhaupt keine Rolle, ob ihr euch die Songs auf "Kiss" von euren in dieser Hinsicht völlig untalentierten Freunden vorsingen lasst oder als fiepende Klingeltöne irgendwo runterladet. Nur: Gehört haben muss man sie!
{Anm. d. Ed.: Interessierten sei das bei Iron Pages erschienene Werk "KISS demaskiert: Die offizielle Biographie" von David Leaf und Ken Sharp zur Lektüre empfohlen.}
- Redakteur:
- Oliver Schneider