KLABAUTAMANN - The Old Chamber
Mehr über Klabautamann
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Zeitgeister
- Release:
- 21.11.2011
- Mary's Abbey
- Bog Spawn
- Dead Marshes
- The Crown Of The Wild
- Gloom
- The Old Chamber
- Death's Canvas
- The Maze
- Black Rain
- The Dying Night
Klassisch und doch modern, spannend und klischeefrei - und damit essentiell für den anspruchsvollen Blackie der Gegenwart.
Waren die Bonner Schwarzmetaller von KLABAUTAMANN mit dem Vorgängerwerk "Merkur" auf sehr eigenwilligen, fortschrittlichen und progressiven Pfaden unterwegs, so mag mancher sicher erwarten, dass sich die Tendenz weg von den Wurzeln des Black Metals weiterhin fortsetze. Bei dieser Erwartungshaltung mag das neue Studioalbum "The Old Chamber" den Hörer zunächst einmal etwas vor den Kopf stoßen. Kaum akustische Arrangements, keine typischen Anzeichen für ein Schwelgen in Naturmystik, und auf den ersten Anlauf auch wenige Strukturen, die als Versuch gedeutet werden könnten, aus dem Korsett des Black Metals auszubrechen.
In dieser alten Kammer wird Black Metal gespielt, und objektiv betrachtet ist es sogar Black Metal der alten Schule. Nein, keine Sorge, die Klabautamänner haben nicht das Spielen verlernt und auch nicht mit Muttis Kassettenrekorder aufgenommen. Das Album klingt differenziert, ist spielerisch über alle Zweifel erhaben und hat auch kompositorisch durchaus einen hohen Anspruch. Doch es scheut sich nicht, die frühen, schwarzen, skandinavischen Neunziger zu zitieren, und dabei Stimmungen einzufangen und in einen neuen Kontext zu bringen, die viele von uns an die norwegischen Wegbereiter der Szene erinnern werden. Gerade ein Album wie "Bergtatt" kommt in den Sinn, oder "Vikingligr Veldi", oder auch "The Olden Domain".
Die Band selbst sieht die Scheibe auch ganz offenmütig als ihren Tribut an alte ULVER, ENSLAVED und BORKNAGAR, und soweit weg sind wir damit gar nicht von der Wahrheit. "The Old Chamber" ist ein rundum finsterer Brocken, dabei aber sehr differenziert produziert. Die Grimmigkeit der Vorbilder wurde eingefangen, das Tempo gedrosselt und fies verschleppt, die Akustik weitgehend ausgemerzt. Dabei bleibt das Instrumentarium aber diffizil und vielschichtig, der Klang transparent. Wenn man also von Tribut reden kann, dann von einem guten, weil er eigenständig ist und nicht das, was die ganzen AC/DC-Klone dieser Welt abziehen.
Das eröffnende 'Mary's Abbey' ist von einem fiesen, schleppenden Riff geprägt, dazu kommt beschwörender, kehliger Gesang und - da bricht die der Band eigene Progressivität dann doch durch - ein sehr feines, melodisches Leadgitarrenspiel, das jedoch nicht in den Vordergrund drängt, sondern die Stimmung des Stückes sauber unterstützt. Eine thrashige Note kommt bei 'Bog Spawn' zum Tragen, wobei einige Oberton-Arrangements und cleane Gitarren hier für einen sphärischen Anstrich sorgen, der neben der ULVER-Assoziation auch einen Hang zur Psychedelik andeutet, bevor das Stück sich wieder grimmig schwarzmetallisch fängt. Als Highlights des Albums werte ich dann gleich mal das schnelle, grimmige 'Dead Marshes', das wahrlich rasende und blastende 'The Crown Of The Wild' und das finster und vertrackt doomende 'Gloom'. Vom akustischen Titelstück wird dann die zweite Hälfte des Albums eingeleitet, die mit dem majestätischen Epos 'Death's Canvas', dem wiederum thrashig ausgerichteten 'The Maze', dem ausladenden, knochentrockenen Banger 'Black Rain' und dem abschließenden 'The Dying Night' mit seiner martialisch marschierenden Rhythmik ebenfalls keine Gefangenen macht.
Damit wird klar, dass KLABAUTAMANNs "The Old Chamber" zwar nicht unbedingt der erwartete Nachfolger des "Merkur" ist, dass die Band sich aber keineswegs zurück entwickelt oder selbst beschnitten hat. Wir haben es erneut mit einem bärenstarken Album voller Intensität und Charakterstärke zu tun, das die Ausnahmestellung der Band im deutschen Black Metal unangetastet lässt. Daher keine Sorge liebe Schwarzprogavantgardisten: Auch wenn es beim Öffnen, dieser alten Kammer zunächst so klingt, als wären wir auf einer Reise in die Vergangenheit - das ist nicht der Fall! Ihr werdet hier genug finden, das euch an "euren" Klabauter erinnert, denn bei aller Ehrerbietung für die Vorbilder ist das hier sicher alles andere als ein verkrampfter Versuch, mit angestaubtem Retroschmonz alte Zeiten wieder aufleben zu lassen. "The Old Chamber" ist klassisch und doch modern, spannend und klischeefrei - und damit essenziell für den anspruchsvollen Blackie der Gegenwart.
Die im Eigenvertrieb des Labels erschienene CD könnt ihr für kleines Geld direkt im Netz ordern. Dort gibt es auch immer wieder feine Paket-Aktionen, schaut also unbedingt mal vorbei.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle