KLAMM - Wahnsee
Mehr über Klamm
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 4.00
- Label:
- Eigenproduktion
- I
- II
- III
- Gratwanderung
- Sol
- Harmonia
- Meister Blut
- Neumond
- Wahnsee
- Zwielicht
- Disharmonia
- Wasser atmen
Große Ankündigungen, müde Realität!
Natürlich muss man sich als relativ unbekannte Combo bei der Vermarktung eine Menge einfallen lassen, um den Hörer für seine Arbeit zu begeistern. Und natürlich wählen viele Acts hierbei reichlich Superlative und beliebte Themen wie 'Konzeptalbum', 'Stil übergreifende Kompositionen' oder einfach nur 'klangliche Vielfalt'. Im Grunde genommen treffen diese Attribute auch auf den neuen Silberling der Würzburger Finster-Metal-Kapelle KLAMM zu. Doch zwischen inhaltlichen Ambitionen und der musikalischen Realität existieren qualitative Welten, die auf "Wahnsee" nur selten auch ansprechend zusammengeführt werden.
Ein wesentliches Problem besteht wohl darin, dass die Musiker im Rahmen ihres Konzepts etwas erzählen wollen, die Musik an sich also nur einen Teilaspekt des großen Ganzen ausmacht. In diesem Fall ist das insofern verheerend, dass sich die thematisierte 'innere Zerrissenheit' textmäßig noch hinlänglich ausgeschmückt wird, bei den einzelnen Kompositionen aufgrund der Fülle des Materials jedoch so viele Längen entstehen, dass die einzelnen Songs phasenweise kaum genießbar sind. "Wahnsee" bringt es auf annähernd 80 Minuten Spielzeit bei zwölf Nummern - das sagt auf dem Papier schon eine Menge aus. Die Wirklichkeit ist jedoch partiell noch viel erschreckender, gerade dann, wenn KLAMM sich in Stücken wie 'Zwielicht' oder 'Gratwanderung' auf eine eben solche begeben. Es fehlt auf die Distanz von 17 respektive 12 Minuten allerorts an spannungsgeladenen Elementen, an begeisterungsfähigen Breaks, ja selbst an Passagen, die einen gewissen Wiedererkennungswert haben. Die Musik schleppt sich stattdessen sehr, sehr mühselig vorwärts, verrennt sich immer weiter in einen Sumpf aus weniger inspirierten Fragmenten und hinterlässt letzt Endes Masse statt Klasse.
Dabei könnte sich die Band vieles wesentlich einfacher machen. Denn Qualitäten sind vorhanden, speziell, wenn die Arrangements kompakter ausfallen und die Herrschaften sich auch mal auf die Ausdruckskraft ihrer Gitarren verlassen. In Nummern wie 'Sol' und 'III' entdeckt man beispielsweise feinen melodischen Black Metal, zwar nicht aufregend innovativ, aber in der Umsetzung ein ganzes Stück hochwertiger als die Dinge, die KLAMM in den längeren Kompositionen hinterlässt. Und genau hier liegt der Hund begraben: Es wirkt so, als wollten die Würzburger mit aller Macht ihr Konzept durchboxen, sich währenddessen aber nicht damit auseinandersetzen, wie wichtig die Symbiose aus Text und Sounds gerade bei solchen Werken sein kann. Dass sprachlich derweil nicht auf höchstem Level vorgegangen wird, sei noch verziehen. Dass "Wahnsee" aber zum definitiv größten Teil nur eine etwas hilflos anmutende Aneinanderreihung von Fragmenten ist, jedoch nicht.
Schade ist dies vor allem, weil KLAMM zweifelsohne einiges draufhat, diese Eigenschaften aber beim Songwriting nur sehr unbefriedigend genutzt haben. Aber im Großen und Ganzen bleibt einfach stehen, dass "Wahnsee" relativ anstrengend ist und die von der Band selbst eröffneten Erwartungen keinesfalls erfüllt.
Anspieltipps: III, Sol
- Note:
- 4.00
- Redakteur:
- Björn Backes