KNORKATOR - We Want Mohr
Mehr über Knorkator
- Genre:
- Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 17.01.2014
- Hymne
- Zoo
- L
- Antwort
- Konrad
- Fortschritt
- Ich geb es auf
- Robert
- Victorious
- Breaking The Law
- Friederich
- Time To Rise
- Adé
Ist Fortschritt die Antwort? Eindeutig!
Endlich folgt nach dem Comeback-Album "Es Werde Nicht" ein erneutes Studio-Dokument der nimmermüden Chaoten-Coreler KNORKATOR. Seit elf Jahren verfolge ich nun schon das Schaffen dieses kongenialen Dreigestirns und bin immer wieder fasziniert. Wer immer wieder so viel Witz mit einem so hohen musikalischen Anspruch verbindet, dem gehört zurecht die Krone unter den deutschen Humormetallern. Das neue Werk beschäftigt sich unter anderem mit Heinrich Hoffmanns Struwwelpeter und befördert damit ein Stück deutsches Kulturgut wieder an die Oberfläche. Und passenderweise mussten sich die doch ziemlich bunt auftretenden Berliner gleich mit Nazi-Vorwürfen seitens des Boulevard aussetzen. Dieser lächerliche Vorfall ist soll unsererseits an dieser Stelle unkommentiert bleiben.
"We Want Mohr" macht nun im Grunde dort weiter, wo "Das Nächste Album Aller Zeiten" und "Es Werde Nicht" aufgehört haben. Kompositorischer Einfallsreichtum trifft auf viele großartige Melodien, einen Sänger, der diese perfekt in Szene zu setzen vermag, einen Gitarristen, der auf der Bühne so cool auftritt wie kein anderer und einen Keyboarder und Genius namens Alf Ator, der mittlerweile außerdem zu einem echten Gesangstalent mutiert ist. Auch die Rhythmusfraktion aus Bassist Rajko Gohlke und dem neuen Schlagzeuger Sebastian Meyer (ex-POTHEAD) wird immer mehr ein fester Teil der Band. 2014 taucht man sogar schon auf dem Cover auf!
Dennoch werden auch Fans der Band-Frühzeit 2014 ihre Freude haben. Mit 'Hymne' steht ein ruhiges, klavierbegleitetes und, ja, auch hymnisches Stück gleich am Anfang. So wie es auch früher, auf den ersten drei Alben der Band war. Und an die Anfangstage erinnernd geht es auch direkt weiter. 'Zoo' steht in der Tradition vieler Songs, ich erinnere mal ganz dezent an ähnlich aufgebaute Nummern wie 'Alles ist Scheiße' und 'Jetzt wird abgerechnet', nur ist man 2014 eben nicht mehr ganz so hart, schnell und verstörend zugange. An dritter Stelle steht mein derzeitiger Favorit der Platte, der auch live einigen Menschen Spaß machen dürfte: 'L' ist schon jetzt ein Anwärter auf den besten Song des Jahres. 'Antwort' ist dann die nächste Fantasten-Ballade in der Bandgeschichte, denn auch diese Art von Songs war schon immer Teil des Nerd-Humors der Berliner.
Mit 'Konrad' folgt nun der erste Teil der Hoffmannschen Struwwelpeter-Trilogie, die das Herz von "We Want Mohr" bildet. Ursprünglich als Konzeptalbum geplant, wurde der Band schnell deutlich, dass sich das eher freiheitliche Reimschema des Pädagogik-Spezialisten Heinrich Hoffmann nur bedingt für eine musikalische Umsetzung eignet. Neben besagtem Daumenlutscher finden sich auch noch der unachtsame 'Robert' und der fiese 'Friederich' auf dem Album wieder.
Während nun 'Fortschritt' ob seiner sehr langen Aufzählung von praktischen Errungenschaften der westlichen Hemisphäre an den Nerven so einiger Hörer zehren mag, ist das nachfolgende 'Ich geb es auf' ein lyrisches Kleinod, das allerdings jeder für sich selbst entdecken soll. Auch die erste englischsprachige Komposition 'Victorious' ist voll gelungen, dürfte aber wohl dennnoch nicht für eine internationale Karriere der Berliner sorgen. Mit 'Breaking The Law' ist die einzige Coverversion des Albums recht weit hinten gelandet. Dabei hat diese Version durchaus Aufmerksamkeit verdient. Der beinahe melancholische Text, der in der originalen Fassung von JUDAS PRIEST etwas untergeht, kommt hier voll zur Geltung. Es ist immer wieder wunderbar zu hören, was Alf Ator und seine Jungs aus einer schon viel zu oft gehörten Nummer wie dieser noch hervor zaubern können. Auch 'Time To Rise' ist eine ernstes Stück Liedgut, das mit viel Hingabe vorgetragen wird und erneut beweist, was die Berliner musikalisch eigentlich auf dem Kasten haben.
Dass sich die beiliegende DVD mit Aufnahmen zweier verschiedener Konzerte ebenfalls lohnt, muss ich niemandem mehr erzählen, der mal in den Genuss eines Auftrittes von KNORKATOR kam. In diesem Sinne wünsche ich viel Spaß mit diesem überzeugenden Album und der bald startenden Tour.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Marius Luehring