KORUM - No Dominion
Mehr über Korum
- Genre:
- Death Metal / Hardcore
- Label:
- Sekhmet/Twilight
- Release:
- 13.04.2004
- Reminder
- Away
- Thorrns And Despair
- Soars
- The First
- Ex Post Facto
- Decide
- Damage
- Abyss
Frankreichs Metalszene ist irgendwie etwas Besonderes. Heavy Metal hat zwar keinen besonders hohen Stellenwert in Chiracs own country, aber dafür ist die Szene unberechenbar. Und irgendwie gilt das auch für die Bands. Klar, auch Frankreich hat seine Allerweltsbands, aber so wirklich einschätzen kann ich die Szene immer noch nicht. Da kommen KORUM gerade richtig... oder auch nicht.
Die Pariser veröffentlichen mit "No Dominion" ihr zweites Album und mischen darauf als Basis technischen Death Metal mit Hardcore. Das erinnert an coole Lärmkommandos wie UPHILL BATTLE oder THE END, aber die Band geht da doch etwas anders heran als ihre Kollegen aus Amerika. Trotzdem sind KORUM natürlich kompliziert und durchgeknallt genug, um den unbedarft Reinhörenden erstmal ordentlich zu verschrecken. Kranke Rhythmuswechsel, das abwechselnde Gegrunzkreische, verwirrende Melodien und eine Offenheit in Richtung Jazz sind verdammt hartes Brot. Nach ein paar Durchläufen (je nach Geschmack) wird einem dann aber klar, dass "No Dominion" mehr ist als hirn- und sinnloses Geknüppel, zumal Gitarrist Nicolas Coudert auch häufiger auf melodische Läufe setzt, anstatt mit einem komplexen Riffgewitter die Hörer zu überrollen.
Dadurch fehlt zwar das total psychopatisch-kranke Element mancher Relapseband, die Scheibe wird aber zugänglicher. Am geilsten klingen die Franzosen aber immer genau dann, wenn zum üblichen kranken Gehämmer fette Doomparts hinzukommen.
Beweisstück A: 'Soars'. Der Song beginnt langsam und getragen, die Melodien klingen richtig schön apokalyptisch, dann kommt ein komplexer Moshpart, bevor das Tempo anzieht, nur um wieder zum doomigen Beginn zurückzukehren, wieder schneller zu werden und am Schluss alles wegzublasten. Klingt total konfus? Ja, ist es auch, ballert trotzdem richtig gut.
Aber schnell weiter zu Beweisstück B: 'Ex Post Facto'. Es geht wieder langsam los, wobei die Riffs die Power einer Abrissbrine besitzen und die Melodie sich unweigerlich ins Hirn fräst. Das toppt der richtig krasse Gesang aber noch. Und trotz des schnellen Mittelteils behält der Song die ganze Zeit diese schleppende Grundstimmung bei, wobei hier sogar noch mehr als bei 'Soars' gebreakt wird. Den Gegenpol zu den doomigen Brechern bilden dann 'The First' und 'Decide', bei denen vor allem die eingängigen Gitarren für einen Rest Nachvollziehbarkeit sorgen. Die beiden am leichtesten zu hörenden Tracks, dabei aber keinesfalls schlecht.
Am zwiespältigsten ist definitiv 'Damage'. Es wird hektisch und vor allem chaotisch das Tempo gewechselt, wobei so mancher Part doch ganz schön an den Nerven zerrt. Zum Ende hin wird dann ein Part immer und immer wieder wiederholt, was auch nicht gerade zum Hörgenuss beiträgt. Aber es ist komisch: Gestern fand ich den Song nervig, heute geil. Und gerade das macht den Track dann wieder interessant. Leichter konsumierbar, aber etwas besser sind dann der schnelle, eingängige Opener 'Reminder' und vor allem das aggressive, kurz-knackige 'Thorns And Despair'.
Man merkt: "No Dominion" ist kein einfaches Album, sondern eines, das etwas Zeit braucht, dann aber den Fan kranker, abegdrehter Klänge zu fesseln vermag. Um es auf den Punkt zu bringen: Wenn alle französischen Bands so cool klingen, sollten wir mehr französischen Metal hören.
Anspieltipps: Ex Post Facto, Thorns And Despair, Soars, Decide
- Redakteur:
- Herbert Chwalek