KOWLOON WALLED CITY - Grievances
Mehr über Kowloon Walled City
- Genre:
- Noise Rock/ Cold Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Neurot Recordings / Cargo
- Release:
- 09.10.2015
- Your Best Years
- Grievances
- Backlit
- The Grift
- White Walls
- True Believer
- Daughters And Sons
Der Druck, der auf uns lastet.
Diese Band ist eine Entdeckung. Diese Band ist eine jetzige, sofortige Entdeckung wert. Das Quartett aus San Francisco schätze ich wert, da sie es über die letzten fünf Jahre und drei vorige Alben geschafft hat, sich einen eigenen Sound, einen eigenen Stil und damit einen hohen Wiedererkennungswert zu erarbeiten. Die Stimme schon allein, irgendwo zwischen Anklage und Aufforderung, sie zieht und zerrt, kräftigt und kummert, es ist spannend, ihr bei ihrem Weh zuzuhören.
Hat die Band schon immer nicht das Schnelle und Hektische benötigt, so wird diese seltsame "Entspanntheit" auf "Grievances" zur Spitze getrieben. Noisige Langsambrocken, ohne in selbstzufriedenen Protzrock abzugleiten. Zu kriechen. Es steht für das Selbstbewusstsein der Herren, dass alle Stücke in einem Tempo vorgetragen werden, das an wandernde Steine erinnert, wie garstigglatte Gletscherzungen wallen sie heran, schaben unbarmherzig über den Boden und sind doch an der Spitze warm und porös. Und um beim Bild zu bleiben: Diese von vier Armen gespielten Riffs, sie fließen, sie sprengen und sie verlassen sich dabei auf eine dunkle Tiefe, die durch Bass und Schlagwerker erschaffen wird. Ist man erst einmal in diesen mächtigen Klangozean eingetaucht, der keine Romantik oder Spinnereien kennt, ist man umfangen von einer Kälte, die ernüchtert, aber auch umschmeichelt.
Dann eben die Jacke zugezogen bis zum Hals und am graublauen Strand entlanggetrottet. 'The Grift' ist so ein Fels, der sich schleichend heranwälzt, man sieht ihn kommen und kann sich ihm doch nicht entziehen. Vergleichbar mit Naturereignissen , die uns Menschlein so klein und hilflos erscheinen lassen, ist das vierte Album der Nordkalifornier wiederum mit vielen Momenten gesegnet, die sich in ihrer schroffen Schönheit erst beim fünften oder sechsten Mal so richtig erschließen. Es lohnt sich, diese sieben Klippen in Ruhe und Bedachtsamkeit zu ersteigen.
Wobei "Ruhe" hier nur relativ gemeint sein kann. Ein lautes Album, eines, das speziell, aber beachtenswert konsequent geworden ist. Es kann in seiner steten Langsamkeit nicht aller Blut in Wallung bringen, und auf den Vorgängern waren auch mehr Variationen verborgen. Aber wenn das der Weg von KOWLOON WALLED CITY ist, dann bitteschön pflegen und weiterentwickeln. Als Einstieg sei der hiesige Ausstieg 'Daughters And Sons' empfohlen, der die Qualitäten der Band sehr gut offenlegt.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben