KRAKOW - Amaran
Mehr über Krakow
- Genre:
- Post Metal / Sludge / Drone
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- Dark Essence Records / Karisma Records
- Release:
- 20.02.2015
- Luminauts
- Atom
- Genesis
- Vitriol
- Pendulum
- Of Earth
- Ten Silent Circles
Ziel verfehlt.
"Amaran" ist das in weiten Teilen gescheiterte Album einer an sich hochgradig talentierten Band. KRAKOW, die vierköpfige Post-Metal-Kombo aus Norwegen, steht im Prinzip für eine unbequeme und innovative Verquickung diverser musikalischer Einflüsse. Nachdem der Vorgänger auf breite Anerkennung stieß, wollten die Skandinavier nach Auskunft ihres Labels auf dem Nachfolger die Extreme ihres Sounds noch weiter ausloten – die ruhigen Seiten sollten ebenso hervorgehoben werden wie experimentelle Drone-Ausprägungen. Dieses ambitionierte Vorhaben misslingt allerdings zu großen Teilen.
Dabei beginnt "Amaran" zunächst äußerst vielversprechend. Der Opener 'Luminauts' lässt sich viel Zeit: Leise, klare Gitarrenklänge entfalten peu à peu eine unangenehme Spannung, werden zu einem harschen Riff ausgebaut, welches in trägem Stoner-Tempo den wie benebelt lallenden Gesang schleppt. 'Luminauts' legt jedoch noch eine ganze Schippe an Härte zu und läuft zielstrebig einem harschen Sludge-Outro entgegen. Halt, das war's noch nicht – gegen Ende ziehen sich psychedelische Melodien durch einen Wald an monströsen, bedrohlichen Klanggebilden, ein Rausch, ein Horrortrip, der nach knapp acht Minuten seinen tödlichen Abschluss findet. NEUROSIS- oder CULT OF LUNA-Fans dürften begeistert sein. Starker Auftakt! Weiter geht’s mit dem etwas rockigeren 'Atom', beginnend mit einem ebenfalls recht simplen Gitarrenriff und lethargischem Grunge-Gesang, gesteigert zu einem packenden, mitunter eingängigen Refrain. Besonders fesselnd bei dieser Nummer ist der psychopathische Anstrich, der seine volle Wirkung entfaltet, als Gitarrist René Misje wie zugedröhnt wiederholt: "Send in the clown, the masquerade is on." Es bedarf keiner großen Fantasie, um sich hier augenblicklich in einer SIN CITY-Parallelwelt wiederzufinden. Das Teil hier ist so verstörend-faszinierend, dass ich es am liebsten in Endlosschleife laufen lassen würde! Aber dann würde mir ja entgehen, was die Norweger auf "Amaran" noch so auffahren. Mit enormen Erwartungen setze ich die düstere Reise mit den Nordmännern also fort...
... und werde bitter enttäuscht. Es folgen nun sage und schreibe vier Tracks, die praktisch durchweg als akustische Zumutung bezeichnet werden müssen. 'Genesis' besteht vor allem aus eindringlich wiederholtem, dissonantem Gedresche. 'Vitriol' beginnt herrlich laid back - und entwickelt sich kein Stück weiter. Drone-artige Gitarren tauchen irgendwann auf, verschwinden wieder, hier und da flirren spacige Sounds durch den leeren Raum, alles in allem schleppt sich der Song jedoch ziellos vor sich hin. Der lärmige Abschluss fügt sich in den zähen Verlauf recht passend ein. 'Pendulum' pendelt sprichwörtlich im rauschigen Gleichklang für sechs Minuten belanglos vor sich hin. Noch schlimmer wird's mit der extrem zähen Drone-Ladung 'Of Earth': Eine gefühlte Ewigkeit lang dröhnen da einsame verzerrte Riffs aus den Boxen, bis schließlich doch irgendwann monotones Getrommel und dämonische Schreilaute einsetzen. Diesen unzumutbaren Krach soll man sich über endlos lange neun Minuten anhören! Ungläubige Schockstarre beim Zuhörer. Dann, mit 'Ten Silent Circles' doch noch eine angenehme kleine Aufmunterung, in Form einer nachdenklichen, akustischen Post-/Alternative-Nummer. Das war's allerdings, damit ist "Amaran" am Ende angelangt.
Drei bärenstarke Songs gepaart mit vier Totalausfällen, ergibt... Nun ja. Ich wage zu behaupten, nicht an der Komplexität bzw. Progressivität von "Amaran" gescheitert zu sein, denn so undurchschaubar kompliziert sind die sieben aktuellen Tracks der Norweger nicht. Weshalb das routinierte Quartett in Sachen Experimentierfreude dermaßen über die Stränge schlagen musste, erschließt sich mir jedenfalls nicht. Klar ist nur: Die Herren von KRAKOW haben's im Prinzip drauf, was die ersten beiden Nummern sowie der Rausschmeißer auf "Amaran" deutlich unterstreichen. Das Album selbst ist jedoch unausgewogen, großteils inhaltsleer und stolpert mit aller Macht über vier gänzlich unzumutbare Kompositionen. Fans von düster-proggigem Post Metal sollten sich digital die drei genannten Top-Tracks des Albums zulegen – die sind nämlich wirklich spitze und werten die Platte trotz gravierender Schwächen noch spürbar auf! Der Rest darf getrost ignoriert werden. Vielleicht lernt die Band ja aus ihren Fehlern.
Anspieltipps: Luminauts, Atom, Ten Silent Circles
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Timon Krause