KRATEIN - Trauma
Mehr über Kratein
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Folter Records / CMS
- Release:
- 12.03.2010
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Noch nicht der große Wurf, aber ein gut arrangiertes, vielseitiges Werk im atmosphärischen Black Metal.
Die Zeiten ändern sich. Wo der Black Metal früher pubertär, ungehobelt, primitiv und plakativ war, da geben sich heute immer mehr Bands des Genres hintergründig, feingeistig und gebildet. So verwundert es kaum, dass diese neu gegründete, aus süddeutschen Landen stammende und nach dem griechischen Verb für "herrschen" benannte Band auch ihren Albumtitel und sämtliche Songtitel der griechischen Sprache entlehnt hat, eine künstlerisch-modern wirkende Photographie als Artwork nutzt und ihr Debüt mit wirr durcheinander erklingenden Samples aus Nachrichtensendungen und dergleichen einleitet.
Wenn in der Folge von klaren Gitarren eröffnet die ersten musikalischen Klänge einsetzen und sich schon bald die schwarzmetallische Wucht der E-Gitarren und des akzentuierten, etwas höhenlastigen und dabei leicht übersteuert scheppernden Drummings durchsetzt, dann bemerken wir sofort den ansonsten sehr klaren, gut in Szene gesetzten Sound, der eine differenzierte Wahrnehmung aller Instrumente ermöglicht. Ja, das ist schon gelungen, was die bereits von Bands wie TODTGELICHTER, SIGNUM: KARG oder ATRAS CINERIS bekannten Herren hier in Sachen Produktion auffahren.
Kompositorisch haben wir es zunächst mit einem ausladenden Zehnminüter zu tun, der in Sachen Tempo verhalten loslegt. Der deutschsprachige Gesang ist differenziert und teilt sich in ein dominierendes Keifen und seltener auftauchende, dunklere, fast gesprochene Passagen auf. Über die ganze Spieldauer des Stückes wirkt das etwas perseverativ wiederholte Hauptmotiv ein wenig zu dominant, doch die dramaturgische Wende im letzten Viertel rettet den Song über die Zeit. Die folgenden Stücke bewegen sich im Fünf-Minuten-Bereich und zumindest 'Tria' wirkt straighter und aggressiver, ja, fast rockig, was ich uneingeschränkt als Kompliment verstehe. Gerade wenn diverse Takte in bester CELTIC FROST- beziehungsweise DARKTHRONE-Manier enden.
Das an vierter Stelle stehende 'Tésseris' ist ein ruhiges, von verzerrten, elektronischen Klängen und Samples begleitetes Akustik-Zwischenspiel, das wie ein vom Nebel verhangener See das ruhende Zentrum des Albums bildet und so für mich trotz des Mangels an Härte und Stahl eines der Highlights darstellt. Von diesem See aus schweben wir auf den Schwingen flirrender, hintergründiger Gitarren davon, in uns selbst ruhend und für das Genre ungewöhnlich warm geborgen. Hier kommt eine dem Postrock nahe stehende Atmosphäre zum Tragen, welche zum Ende hin in triumphalen Akkordfolgen und einem monumentalen Lead kulminiert und so in das Finale 'Exi' überleitet. Dieses ist letztlich wieder rasend und kompromisslos und frönt dem puren Black Metal in all seiner Grimmigkeit.
So bleibt die Erkenntnis, dass "Trauma" ein durchaus vielseitiges, gelungen in Szene gesetztes und intelligent arrangiertes Black-Metal-Album ist, das zu keiner Zeit langweilig wird. Allerdings fehlen auch die ganz großen musikalischen Momente und eine charismatische Einzigartigkeit, die eine Band heutzutage braucht, um in diesem nach wie vor überbordenden Genre wirklich erhört zu werden. Fans des atmosphärischen, Ambient-lastigen Black Metals werden jedoch gut daran tun, der Band eine Chance zu geben.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle