KREATOR - Phantom Antichrist
Auch im Soundcheck: Soundcheck 06/2012
Mehr über Kreator
- Genre:
- Thrash Metal
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Nuclear Blast (Warner)
- Release:
- 01.06.2012
- Mars Mantra
- Phantom Antichrist
- Death To The World
- From Flood Into Fire
- Civilization Collapse
- United In Hate
- The Few, The Proud, The Broken
- Your Heaven My Hell
- Victory Will Come
- Until Our Paths Cross Again
<p class="MsoNormal">Thrash-Highlight des Jahres, wie erwartet</p>
Was Mille und seine Kumpanen in diesem Jahrtausend auch anfassten, wurde prompt zu Gold. Dabei bildete "Violent Revolution" 2001 den Beginn dieser goldenen Ära, fand vier Jahre darauf mit "Enemy Of God" seinen makellosen Höhepunkt mit Gassenhauern, die dem Thrasher nach wie vor die Freudentränen in die Augen treiben, und "Hordes Of Chaos" konnte 2009 dieses extrem hohe Niveau scheinbar mühelos halten. Zwar sind KREATOR, wenn es um die Produktion von Studioalben geht, nach wie vor nicht die schnellsten, aufgrund ihrer Qualität, ihrer ausgiebigen, schweißtreibenden und umjubelten Tourneen und ihrem Fingerspitzengefühl für hoch ausgefeilte Songs, freut man sich vor der Veröffentlichung einer neuen Platte doch wie ein kleines Kind an Heiligabend. "Phantom Antichrist" heißt nun also die Brut, die das Viergespann aus dem tiefsten Ruhrgebiet auf ihre Meute loslässt, und wenn man sich anno 2012 auf etwas felsenfest verlassen kann, dann sind es KREATORS intelligente, lyrische Ergüsse, die Riffattacken von Petrozza/Yli-Sirniö, die Doublebass-Gewitter eines Ventor und die ausgeklügelten Strukturen, die jedes einzelne Stück zu einem Thrash-Juwel der guten, alten Schule machen. Kurzum: Die Veteranen sind zurück und haben ein Bollwerk im Gepäck, von dessen Erschütterung man noch in vielen Jahren berichtet.
Den Startschuss bildet der von 'Mars Mantra' eingeläutete Fausthieb 'Phantom Antichrist', bei dem das Essener Urgestein gleich einen zukünftigen KREATOR-Alltime-Klassiker vom Stapel lässt. Es enthält alle Trademarks, die die Truppe in den vergangenen Jahren auszeichnete: Ein markantes, unwiderrufliches Riffgewitter, dieser einprägsame Refrain und natürlich das typische Mille-Geshoute, bei dem es auch anno 2012 kalt den Rücken runter läuft. Geradlinig, gewaltig, explosiv und mitten in die Magengegend gräbt sich auch der folgende Headbanger 'Death To The World', ehe mit dem klassischen 'From Flood Into Fire' ein hymnisches Monster das betonschwere Zepter des Thrash-Urgesteins das Sagen übernimmt. Der Refrain ist nicht von dieser Welt, besitzt auch genug Härte und Speed, um dem anfänglich perfekten Niveau, gemeinsam mit dem rhythmischen Vulkanausbruch 'Civilization Collapse', die Krone aufzusetzen. Selbst der erprobte KREATOR-Fanatiker wird von der Klasse der ersten vier Stücke gegen die Wand geschmissen.
Und auch danach zeigt sich das Quartett von seiner besten Seite: 'United In Hate' beginnt ruhig, melancholisch, um dann nach kurzer Verschnaufpause und einem hasserfüllten Schrei in völliger Raserei auszuarten, das eingängige 'The Few, The Proud, The Broken' ist Abwechslung pur, ein leckerer Spagat zwischen traditionellem Gebolze und modernem, technisch versiertem Thrash, 'Your Heaven My Hell' ist klassischer ausgerichtet, ähnelt strukturell 'Voices Of The Dead' und besitzt ein Gitarrensolo zum Niederknien. Ihr seht, auch nach dem x-ten Durchlauf besitzt "Phantom Antichrist" noch genügend Überraschungen, hier kommt wahrlich jeder auf seine Kosten, KREATOR treibt auch anno 2012 den eingefleischten Thrash-Fans, egal ob Jung oder Alt, die Freudentränen in die Augen. Letztendlich wird der Wüterich durch das bandtypische, in bester KREATOR-Manier stampfende 'Victory Will Come', sowie durch das gemächliche, hochmelodische, aber niemals an Geradlinigkeit und Härte verlierende Grande Finale 'Until Our Paths Cross Again' beendet und hinterlässt nur offene Münder, schweißgetränkte Kleidungsstücke und die Gewissheit, dass neun Stücke der absoluten Superlative soeben die Gehörgänge durchfluten haben.
Auf seine Pappenheimer kann man sich eben verlassen. Trotz diverser Experimente in der Vergangenheit, berufen sich KREATOR seit vielen Jahren wieder auf ihre von Gott gegebenen, immensen Stärken: Thrash-Metal in Reinkultur, so wie er aktuell einfach zu klingen hat, in manchen (in diesem Fall: in vielen) Situationen über den Tellerrand des Thrash-Gewitters blickend: "Phantom Antichrist" setzt nicht nur im Juni neue Maßstäbe, sondern auch in diesem Jahr, wohlmöglich gilt dieser hasserfüllte Satansbraten auch in den Folgejahren als unzerstörbares Monument in einer Bandhistorie, vor der man schlicht und ergreifend seinen Hut ziehen muss. KREATOR sind KREATOR sind KREATOR bleiben KREATOR, so die Devise, von der man hoffentlich auch in den kommenden zwei Dekaden nicht abweicht. Mille und Co. untermauern mehr als eindrucksvoll ihre Stellung in der Champions League des Thrash-Metals und machen mordsmäßigen Appetit auf die im November/Dezember stattfindende Tour mit NILE und MORBID ANGEL. Na, wenn das mal kein Paket zum Zähnefletschen ist.
Anspieltipps: Alles von 'Mars Mantra' bis 'Until Our Paths Cross Again'
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Marcel Rapp