KRISTINE, LIV - Enter My Religion
Mehr über Kristine, Liv
- Genre:
- Pop
- Label:
- Roadrunner Records
- Release:
- 03.03.2006
- Over The Moon
- Fake A Smile
- All The Time In The World
- My Revelation
- Coming Home
- Trapped In Your Labyrinth
- Blue Emptiness
- You Are The Night
- Enter My Religion
- Streets Of Philadalphia
- You Take Me Higher
- For A Moment
Ganze acht Jahre sind seit LIV KRISTINEs erstem Soloalbum "Deus Ex Machina" ins Land gezogen, und nachdem die Dame bei ATROCITY und ihrem aktuellen Projekt LEAVES' EYES eigentlich ihren Platz gefunden hat, war eigentlich gar nicht mehr damit zu rechnen, dass die Gattin von Alex Krull noch einmal ein weiteres Album unter ihrem eigenen Namen auflegen wird. Die geschäftige Norwegerin straft uns aber dieser Tage Lügen und veröffentlicht mit "Enter My Religion" ein weiteres recht poppiges Album, das in diesem Kontext auch nicht zu ihren anderen beiden Anlegestellen passen würde. Insofern ist der Schritt, diese Platte im Rahmen des Soloprojektes laufen zu lassen, auch konsequent und vollkommen richtig.
Andererseits geht damit auch einher, dass nicht gleich alle Fans von LEAVES' EYES auch sofort mit den Songs von "Enter My Religion" warm werden müssen. Ähnlich wie nämlich damals bei "Deus Ex Machina" ist das Material auf dem zweiten Album nämlich durchgängig poppig und meistens auch ziemlich soft. Klar, dass die Stimme von Liv im Mittelpunkt steht, aber dass die Instrumentierung der insgesamt zwölf Kompositionen so dezent ausfällt, überrascht dann doch. Streichersamples und sanfte Pianosounds zieren solche Nummern wie die erste Single 'Fake A Smile', das durch und durch ruhige 'Blue Emptiness' und das getragene Titelstück, und auch 'Over The Moon' und 'All The Time In The World' klingen recht zurückhaltend und bisweilen auch ein wenig nachdenklich. Lediglich bei 'Trapped In Your Labyrinth' dürfen die Keyboards dann auch mal die Bombast-Schlammauer durchbrechen und klingen typisch finnisch - ihr wisst schon, was ich damit meine, oder?
Selbstverständlich ist der kommerzielle Aspekt in den neuen Songs von LIV KRISTINE nicht zu verachten. Bereits mit LEAVES' EYES konnte man sich im deutschen TV zur Untermalung von Serienankündigungen empfehlen, und die Stücke von "Enter My Religion" eignen sich hierzu auch kaum weniger. Gleichzeitig würde fast jede Nummer aber auch eine sehr gute Figur auf dem berüchtigten "Kuschelrock"-Sampler abgeben.
Was man jetzt davon halten mag, liegt an jedem selbst. Sicherlich ist LIV KRISTINE eine erstklassige Sängerin, deren Qualitäten sich hzier auch in jeder einzelnen Komposition offenbaren. So wie sie beherrscht nur kaum eine Frau aus dem Metal-Zirkus die ruhigen Töne, und wer so etwas liebt, wird vor "Enter My Religion" niederknieen. Doch auf der anderen Seite muss man halt ganz klar betonen, dass es auf diesem Album zwölfmal (gut gemachten) Mainstream-Pop zu hören gibt, der ausgerechnet an der Stelle schwächelt, an der sich die Blondine an einer Fremdkomposition versucht. Bei 'Streets Of Philadelphia' greift Liv nämlich stimmlich ziemlich daneben, was wohl auch daran liegt, dass es unheimlich schwer ist, BRUCE SPRINGSTEEN zu covern. Dafür ist ein gewisses Timbre erforderlich, und das kann eine weibliche Stimme wie diese wohl kaum erreichen.
Ansonsten ist "Enter My Religion" ein gelungenes, vielleicht auch kalkuliertes Album, dessen Zielgruppe sich wohl nur zu einem geringen Prozentsatz aus dem Metal-Bereich zusammensetzen wird. Was aber nicht heißt, dass der beinharte Metaller sich nicht auch an den sanften Klängen der norwegischen Künstlerin erfreuen können wird...
Anspieltipps: My Revelation, Blue Emptiness, Coming Home
- Redakteur:
- Björn Backes