KRYOBURN - Enigmatic Existence
Mehr über Kryoburn
- Genre:
- Melodic Death/Thrash Metal
- Label:
- Continental
- Release:
- 25.04.2005
- Reverse
- Transcience
- Singularity
- Atman Project
- Brak Away
- Against My Evil
- Beneath Desire
- De Animation
- Self Dead
- Leech
- To Pieces
Wie sage ich’s dem Kinde? Wie beschreibe ich denn am besten dieses Schlachtfest mit dem schönen Namen "Enigmatic Existence"? KRYOBURN stammen aus New Mexico und klingen wie ein extraterrestrischer Hybrid aus skandinavischen Melodic-Death-Elementen, amerikanischer Metalcore-Brachialität, brasilianisch anmutenden Tribaldrumergüssen, Cyber-Thrash-Anleihen, dezenten True-Metal-Einflüssen und einer giftigen Portion STRAPPING YOUNG LAD-Wahnsinn. Diese Portion ist zwar nicht allzu groß, reicht aber für drei Kopfsprünge gegen die Wohnzimmerwand locker aus. Bruder Benedict, das knallt!
Es ist wirklich verdammt schwer, die Mischung KRYOBURNs transparent zu machen, da die Band immer, wenn man meint, den Stil beschreiben zu können, fintenreiche Haken schlägt. So wechseln die vocals ständig zwischen cleanen, harmonischen Linien und Brutaloshouts der Marke Max Cavalera (etwas derber, versteht sich). Die Drums böllern einem das Hirnwasser durch den Harnleiter, was an sich ja schon mal eine gewisse Kunst darstellt. Keinen Plan, wie der Drummer dabei seine Bassdrum setzt. Die Teile schneiden so vertrackt und tight ins Fleisch, dass ich beglückt meine Wunden lecken muss. Obendrauf hobeln die Klampfen ein klasse Riff am anderen aus den Griffbrettern. Dabei kann man einige wirklich melodische Perlen wie zum Beispiel 'Atman Projekt' (Ejakulationskillerrefrain mit Kniefallzwang) und dem hyperpsychotischen 'Transcience' bestaunen, die dieses Debüt auf ein beängstigend hohes Niveau hieven.
Aber "Enigmatic Existence" ist eben ein Debüt und es wäre sehr ungewöhnlich, wenn die Scheibe dieses schwindelerregende Niveau über die gesamte Spielzeit halten könnte. Dem ist nicht so, auch wenn wirklich schlechtes Material auf der ganzen Scheibe nicht zu finden ist. In der zweiten Hälfte scheinen dennoch etwas die zündenden und bindenden melodischen Hooklines abhanden zu kommen, die in der ersten Hälfte so herzhaft zubeißen. Lasst es mich so sagen: Hälfte zwei ist ein sauberer Schnitt zwischen FEAR FACTORY oder MNEMIC und der skandinavischen Melodic-Death-Szene. Hälfte eins ist ein irrer Ritt querbeet durch den harten Metal. Bei diesem Ritt wird keine Nische ausgespart und der Wahnsinn und das Aggressionspotenzial aller Stilistiken perfekt und pervers vereint. Das tut manchmal etwas weh, vor allem beim ersten Hörgenuss. Hört man die Scheibe aber öfter, offenbart sich die wahre, bittere Schönheit. Die ist, trotz aller Nadelstiche, eingängig und auch melodisch, allerdings in einem schädelspaltenden Korsett verpackt.
Der Sound bricht einem auch die Gräten! Kein Wunder, war doch kein Geringerer als Eddy Garcia (PISSING RAZORS, MINISTRY) für die Klangveredelung zuständig. Auch die lyrische Seite gestaltet sich sehr interessant, da die Texte von den Abstiegen ins Selbst handeln, vom Sinn des Lebens. Schlussendlich ist "Enigmatic Existence" eine geile Scheibe, die man allerdings einige Male hören muss. So richtige Fressehüpfer sind nämlich nicht drauf. Dafür hat man jede Menge Tiefenwirkung, die auch noch nach dem zehnten Durchlauf sättigt. Reinhören empfohlen!
Anspieltipps: Transcience, Atman Project, De Animation
- Redakteur:
- Alex Straka