KRYPTERIA - My Fatal Kiss
Auch im Soundcheck: Soundcheck 08/2009
Mehr über Krypteria
- Genre:
- Gothic Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- On Fire/Warner
- Release:
- 28.08.2009
- Ignition
- My Fatal Kiss
- Why (Did You Stop The World From Turning)
- For You I'll Bring The Devil Down
- Deny
- The Freak In Me
- Never Say Die
- Dying To Love
- Shoot Me
- God I Need Someone
- Now (Start Spreading The Word)
- Headfirst Into A Sea Of Flames (Bonus)
- Too Late, Game Over & Goodbye (Bonus)
Ein wenig härter und rockiger als das Vorgängeralbum. Damit dürfte der Vierer den Kinderschuhen entwachsen sein.
Über zwei Jahre ist es her, als das Debütalbum "Bloodangel's Cry" erschien. Seit dieser Zeit hat die Band sehr viele Konzerte gespielt und ist noch besser zu einer Einheit zusammengewachsen, was beim dritten Album sehr deutlich spürbar ist. Dabei haben sie sich sehr viel Zeit gelassen haben, denn ursprünglich sollte es vor ca. einem halben Jahr erscheinen. Um es kurz zu sagen: KRYPTERIA haben mit dem Werk einen gewaltigen Sprung nach vorn gemacht, denn der Anteil der typischen und von vielen anderen Bands verwendeten Bombastklänge wurde in vielen Stücken zurückgeschraubt, dafür aber der Härtegrad deutlich erhöht. Natürlich sind neben rockigen Klängen die kennzeichnenden Popanleihen herauszuhören, durch die die Platte eine breite Masse begeistern wird. Doch gerade die etwas sperrigen Songs sind es, die einen besonderen Charme verbreiten und der Formation zu mehr Eigenständigkeit verhelfen. Besonders fein sind die kleinen, schicken eingebauten Gitarrensoli, die einigen Songs einen speziellen Touch verleihen. Weitere Auflockerungen bringen gut platzierte Background-Chöre mit sich, die gregorianischen Choräle, die im Promozettel angepriesen werden, lassen sich so aber nicht finden. Was bitter aufstößt ist die Abmischung. An vielen Stellen ist der Gesang, so gut er auch ist, einfach zu vordergründig und lässt die Jungs buchstäblich alt aussehen. Die Gitarren braten viel zu wenig und auch die Drums schwächeln im Soundgewand.
Inhaltlich gesehen, kann fast von einem Konzeptalbum gesprochen werden, denn die Songs handeln von dem stetigen Wechselspiel zwischen Gut und Böse, dass auf viele Lebensbereiche bezogen werden. Damit erklärt sich der Titel, der in gewisser Hinsicht der Auslöser dazu ist. 'The Freak In Me' ist von daher wohl der Song, der am Besten den Inhalt erklärt. Jeder trägt ab und an einen Kampf mit sich aus, bei dem er selbst entscheiden kann, welche Seite gewinnen soll. Durch die Verarbeitung der eigenen Emotionen und Gefühle ist es ein sehr persönliches Album geworden.
Mit 'Ignition' hätte der Titelname für den Opener nicht besser gewählt werden können. Eine schnelle, rockige Nummer, die den typischen Bandsound verkörpert und mit besagtem Background-Chören toll abgerundet wird. 'Deny' ist noch einen Zacken schneller und rockt mit coolen Drum-Einlagen ungemein. Die kleinen Breaks mit Ji-Ins Flüsterstimme oder Chorgesang geben dem Stück immer wieder Luft zum atmen. In diese Kerbe schlägt ebenfalls 'Headfirst Into A Sea Of Flames', das eigentlich ein Bonusstück ist. Gegen Ende, als es ruhig geworden ist und man das Ende vermutet, schreit sich plötzlich die Sängerin mit dem Wort "Fire" geradezu die Seele aus dem Leib. 'My Fatal Kiss' oder 'The Freak in Me' sind typische Rock-Popnummern, die mit einen eingängigen Refrain zu gefallen wissen und zu Ohrwürmer avancieren können. 'Dying To Love' oder 'Now' kommen dagegen etwas bombastischer daher, wenngleich das nicht kitschig oder gar verbraucht klingt. Souverän bewegt sich der Vierer zudem im ruhigen Fahrwasser. 'God I Need Someone' ist eine Genretypische Ballade, die mit Akustikgitarre und Violine noch ein wenig aufgepeppt wird.
Zwei Songs verdienen eine besondere Erwähnung. Zum einen wäre da 'Why', dessen Anfang ein wenig erahnen lässt, dass er etwas anders ist als die anderen, doch erst einmal ist der typische Bandsound im Midtempo-Bereich zu hören. Nachdem es etwas ruhiger geworden ist, gibt es ein progressiv angehauchtes Gitarrensoli, das von den Drums unterstützt wird. Langsam wird das Tempo angezogen und kurz gejammt, bevor ins alte Schema zurückgekehrt wird. Sehr fein - davon in Zukunft bitte mehr! Das zweite Highlight der Platte kommt zum Ende und ist weiterhin als Bonus gedacht. 'Too Late, Game Over & Goodbye' ist ein Duett mit Drummer S.C. Kuschnerus. Das verleiht der Scheibe einen tollen Abschluss und der gegensätzliche Gesang verdeutlicht noch einmal sehr schön die anfangs erwähnte Thematik zwischen Gut und Böse.
Natürlich ist an ihrem Sound nicht alles innovativ oder gar neu, doch der bewusste Einsatz verschiedener Mittel, der auch mal abrupt sein kann, bewahrt viele Songs davor, im Einheitsbrei zu verschwinden. Sie bleiben nachhaltig "Als ein Stück von KRYPTERIA" im Gedächtnis hängen. Neben zahlreichen eingängigen Refrains trägt die charismatische und unverwechselbare Stimme von Frontdame Ji-In den Großteil dazu bei. Egal ob sie verführerisch flüstert oder den Vamp gibt, es passt immer. Damit ist es wohl die abwechslungsreichste Platte in der Bandgeschichte geworden und sollte eine mehr als gute Entschädigung für die Zeit sein, die in die Produktion investiert worden ist.
Anspieltipps: Ignition, My Fatal Kiss, Deny, Too Late, Game Over & Goodbye, Why
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Swen Reuter