KRYZALID - Second Life
Mehr über Kryzalid
- Genre:
- Metal
- Label:
- Thundering Records/ Socadisc
- Release:
- 05.05.2006
- Intro
- Walk Or Croak
- Your Scar Is Mine
- To Remain In Obscurity
- Freaks
- Little Savage
- Sadness
- Second Life
- Ephemere
- Red Bloodbath
- Alison Hell
Verkannte Genies oder verkappte Größenwahnsinnige? Die Frage stellt sich, wenn man das Debüt von KRYZALID hört. Die Promo weist den Stil der Band als Melodic Thrash Metal aus, doch hört man sich mal richtig in die zunächst etwas verquer wirkenden Kompositionen des Vierers aus dem Land des Weines und der Baguettes etwas genauer und vor allem öfter an, dann muss ich für meinen Teil die zu Beginn gestellte Frage beantworten mit: "Ja, erstere Annahme ist richtig!".
Die Gründe dafür geben die Franzosen dem Hörer in jedem Song gleich mehrfach an die Hand. Kompetent, knackig gespielte, harte Riffs wechseln sich ab mit absolut geilen, melodischen, überirdischen Leads und Fills auf der Sechssaitigen ab. Zunächst schwer nachzuvollziehen, weil Break auf Break trifft, wird es mit jedem Hören offenkundiger: KRYZALID sind ganz schön cool. Als Vergleiche nennt die Promo dem Rezensenten frühe MEGADETH und ANNIHILATOR, was besonders im Falle MEGADETH des Öfteren zutrifft. Hört man aber diesen satten Sound der Gitarren in ihren Soli und Leadparts, muss ich unweigerlich an DEATHs "The Sound Of Perseverance" denken, jenes abschließende Gottalbum Schuldiners, das sich so wohltuend melodisch UND komplex ins Ohr fräst.
KRYZALID gehen songschreiberisch zwar noch längst nicht so souverän und zupackend an die Sache ran, überzeugen und begeistern ein ums andere Mal mit tollen Melodien und Dramaturgien. Die beiden Opener 'Walk Or Croak' und 'Your Scar Is Mine' sind mustergültige Beispiele, wie man packend den Strophe - Refrain - Strophe - Refrain - Solo - Refrain-Rhythmus sinnvoll ablegt, wobei letzteres Stück zugegebenermaßen etwas zu stringent ohne Linie auszukommen versucht, aber: Mir gefällt's! Stimmlich bewegt sich Sänger Nico auf sicherem Boden und ist eher im mittleren Bereich der Stimmhöhe anzusiedeln. Es wird weder gegrunzt noch gejodelt, sondern eher in guter 80er-Thrash-Manier geshoutet. Interessant ist auch 'Freaks' ausgefallen, das mit nettem Gewichse startet, um dann noch melodischer die Membran zu bebalzen. Das folgende 'Little Savage' ist dann wieder eins jener großen Kleinode, das sich erst sperrig, dann mit jedem Durchlauf griffiger anlässt. Es groovt, es rockt, Doublebass-Gitarren-Stakkato setzt ein, Hammer-Solo zugegeben, beschwingter Mittelteil, dann noch feine Doppelleads ohne Ende. Kurzum: Wenn die Songs noch etwas zugänglicher werden, ist diese Band ein Paradies. Mit 'Red Bloodbath' wird es dann noch einmal moderner, bevor man mit dem stilsicheren ANNIHILATOR-Cover 'Alison Hell' "Second Life" beschließt. Bei diesem Spielvermögen kann man nur auf ein drittes, viertes und auch drölftes Leben der Band hoffen.
Anspieltipps: Your Scar Is Mine, Little Savage, Freaks
- Redakteur:
- Patrick Gödde