KYLESA - Ultraviolet
Auch im Soundcheck: Soundcheck 05/2013
Mehr über Kylesa
- Genre:
- Sludge
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Season Of Mist (Soulfood)
- Release:
- 24.05.2013
- Exhale
- Unspoken
- Grounded
- We’re Taking This
- Long Gone
- What Does It Take
- Steady Breakdown
- Low Tide
- Vulture's Landing
- Quicksand
- Drifting
Ein ultravioletter Orkan wird dich überrollen!
Das Quintett (zwei Drummer!) aus Savannah ist inzwischen bei Album Numero sechs angelangt und kommt mit einer Art rockig treibendem Sludge um die Ecke, wobei das einzigartige Stilgebräu noch viel mehr aufbietet. Eine Prise Hardcore schimmert ebenso durch wie Punk-Anleihen, auch eine gewisse Nähe zu psychedelisch angehauchtem Stoner Rock sowie trockenem Doom-Metal-Gedröhne lässt sich erkennen. Das prägnanteste Element sind aber sicherlich die Vocals von Phillip Cope (Typ coriger Schreihals, aber mit vielen stimmlichen Facetten) und Laura Pleasants (eindringlicher, düsterer Klargesang), die sich die Bälle zu spielen und in der Kombination mit den schweren, klobigen Riffwänden ein hohes Maß an Variabilität erreichen.
KYLESA ist keine Band, die den Hörer durch ein hohes Maß an Eingängigkeit und flüssige Songstrukturen einfängt. Obwohl die Band auch sphärische Psychedelika einbaut, wirkt das Ganze häufig kantig, bisweilen sogar sperrig. Und doch konnten so manche Songs speziell auf dem Vorgänger "Spiral Shadow" sofort ein gewisses Suchtpotenzial entfalten. Allen voran natürlich der großartige, hypnotisch wallende Titeltrack, aber auch das ruppige 'Cheating Synergy' zum Beispiel bohrte sich mit harter Kante sehr wirksam ins Hirn. Nun hat sich auf der neuen Scheibe stilistisch kaum etwas geändert (obwohl Gesang als auch Riffing noch vielseitiger geworden sind), dennoch drängen die Songs nicht mehr so unnachgiebig vorwärts, dauert es länger, bis man die etwas rarer gesäten Höhepunkte entdeckt.
Der kraftvoll gebrüllte, rauhe Gesangsanteil überwiegt leicht, obwohl ja gerade Laura Pleasants mit ihren dunklen und gleichzeitig betörenden Vocals dem Vorgängeralbum einen wunderbar düsteren Charakter verlieh. Auf "Ultraviolet" geht es etwas schroffer zu, die neue Scheibe ist generell sicher etwas schwerer zugänglich. Doch es lohnt sich, dem Album die Zeit, die es braucht, zu gewähren, um sich in der Wahrnehmung vollends zu entfalten. So punktet KYLESA auf "Ultraviolet" eher mit den vertrackten Songstrukturen und der unbändigen Wucht als mit der mitreißenden Dynamik und ein paar wunderbaren Melodien, die den Vorgänger so sehr veredelten. Dieses Mal hat man den Eindruck vor einem noch klobigeren Koloss zu stehen, der nicht sofort zu fassen ist. Aber wie erwähnt, es gibt sie, die Momente, für die sich die möglicherweise kräftezehrende Beschäftigung mit dem Album zweifelsohne lohnt. Die Psychedelika geben die Würze in der Sludge-Suppe, der zweistimmige Gesang pendelt herrlich zwischen den Polen und mit gleich zwei Drummern schafft man es natürlich, die wuchtige Wirkung ordentlich zu verstärken. Und es sind die kleinen Dinge, die "Ultraviolet" zu etwas Besonderem machen. Ich mag beispielsweise dieses MACHINE HEAD-artige mancher Riffattacken (insbesondere bei 'We're Taking This' haut man stellenweise ein echtes Brett raus); hübsch verträumte und verspielte Psychedelic-Passagen, wohl dosiertes Hardcore-Geshoute oder völlig durchgedrehte Zwischenspiele geben dem Hörer den Rest. Und mit 'Unspoken' hat man auch wieder einen echten Hammersong am Start.
Nun kommen nicht alle Kompositionen so zwingend herüber ('Low Tide', Quicksand'), aber von dem wilden und originellen Stilgemisch wird man erst einmal völlig geplättet. Die entspannt-hypnotischen Klangflächen wurden etwas reduziert, obwohl diese einen großen Teil der faszinierenden, eindringlichen Atmosphäre ausmachen. Zudem tun ein paar Ruhepausen als Kontrapunkt zu den nach vorne drückenden Riffattacken außerordentlich gut. Solch eine Auflockerung gelingt z.B. bei 'Steady Breakdown' vorzüglich, insgesamt fehlt aber einfach eine Ecke Gänsehäutigkeit im Vergleich zu "Spiral Shadow". Doch wie diese Scheibe ist auch "Ultraviolet" weit von einem 08/15-Album entfernt, und KYLESA demonstriert sehr eindrücklich, was man aus harter Musik alles rausholen kann - ein Orkan, der sich zwischendrin immer mal wieder sammelt, um dann erneut loszuwirbeln und niemals als laues Lüftchen entpuppt.
Anspieltipps: Unspoken, We're Taking This, Steady Breakdown
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer