LACRIMOSA - Lament
Mehr über Lacrimosa
- Genre:
- Gothic Rock / Metal
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Hall of Sermon
- Release:
- 07.03.2025
- Lament
- Ein Sturm zieht auf
- Ein langer Weg
- Du bist alles was ich will
- Avalon
- Geliebtes Monster
- Dark Is This Night
- Punk & Pomerol
- In einem anderen Leben
- Memoria
Orchestral und monumental. Ja, gar phänomenal!
Das neue Album von LACRIMOSA trägt den Namen "Lament" und bildet den Abschluss einer Trilogie - der "Sturm-Trilogie". 2017 begann die Reihe mit "Testimonium". Der Auslöser für dieses Werk war der Verlust von Menschen, die Tilo Wolff sowohl nahe standen, als auch Künstler die ihn musikalisch geprägt haben. So standen bei diesem Album der Schmerz und die Trauer im Fokus. Im Jahre 2021 erschien mit "Leidenschaft" das zweite Werk der Reihe und wie der Name schon verrät, befasste sich die Band besonders mit diesem Thema und hier waren auch schon einige Klänge zu vernehmen, die nicht so ganz bandtypisch sind. Das setzt sich nun bei "Lament" fort.
Allein der gleichnamige Opener 'Lament' hinterlässt nach knapp zehn Minuten fürs Erste erst einmal mehr Fragen als Antworten. Hier bedarf es durchaus einiger Durchläufe, ehe man diesen großartigen Song so richtig zu fassen und verinnerlichen kann. Das Spiel zwischen Zerbrechlichkeit und einem opulenten Orchestereinsatz wird hier nicht nur auf die Spitze getrieben, sondern etwas darüber hinaus. Bereits jetzt ist mit dem Einsatz der Akustikgitarre der etwas andere Bandsound zu vernehmen. Perfekt wird gegen Mitte des Songs dann der Sound und die damit einhergehende Dramatik gesteigert, ehe der Hörer mit der anfänglichen Instrumentalisierung aus dem Epos entlassen wird. Zugegeben, ein nicht ganz einfacher Einstieg in das Werk. Aber war LACRIMOSA jemals einfach?
Weiter geht die Achterbahn der Gefühle mit 'Ein Sturm zieht auf'. Ruhige Klänge treffen auf raue Töne und bilden eine grandiose Melange, die ihresgleichen sucht. Auch bei diesem Song sind wieder die besagten Akustikinstrumente zu vernehmen. Die Textpassage "Überstrahl doch bitte dieses Dunkel" fräst sich geradezu ins Hirn und steht sehr symbolhaft für den grandiosen Track, der voller Hoffnung ist. Aber auch für das gesamte Werk.
Würde SPIRITUAL FRONT und ROME gemeinsame Sache machen, dann käme wahrscheinlich ein Song wie 'Ein langer Weg' heraus. musikalisch gesehen fällt er ein wenig aus dem typischen Soundraster heraus, doch das steht der Band gut zu Gesicht. Zumal die Gitarren gegen Ende härter werden und der orchestrale Sound dem Ganzen das Sahnehäubchen verleiht. Dazu steht im musikalischen Gegensatz 'Du bist alles was ich will'. Ein ruhiger aber dennoch kraftvoller Sound schleppt sich schon fast doomig vor sich hin. Er zeigt eindrucksvoll, wie vielfältig LACRIMOSA doch sein kann.
Den orchestralen Rundumschlag liefert 'Avalon'. Zugegeben, das dazu veröffentlichte Video wirkt auf mich ziemlich klischeehaft und wird dem Inhalt nicht ganz so gerecht. Denn er ist durchaus gesellschaftskritisch. Ein Fakt, der sich durch zahlreiche Alben von LACRIMOSA zieht und ein weiteres Mal bei 'Punk & Pomerol' zum Vorschein kommt. Der punkig angehauchte Sound passt hervorragend in das Konzept und zeigt eine andere Seite der Band, ohne dass es nicht authentisch wirkt. Was für eine geniale Komposition!
Dagegen strahlt 'In einem anderen Leben' schon fast eine unbeschwerte Leichtigkeit aus und wäre durchaus radiotauglich. Er verströmt den Charme eines typischen Achtziger Jahre Songs. Doch glücklicherweise besitzt er inhaltlich genug Tiefgang um nicht in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden. Das war aber auch nicht zu erwarten, denn die musikalische Messlatte der Band liegt schon immer recht hoch.
Wie gewohnt wird der Hörer gebührend aus einem LACRIMOSA-Album verabschiedet. Das ist bei "Lament" natürlich nicht anders. 'Memoria' ist ein perfekter Abschiedssong, der recht versöhnlich und hoffnungsvoll wirkt und noch einmal die musikalische Liga der Band unterstreicht. Damit geht ein Album und eine Trilogie perfekt zu Ende.
Das neue Werk "Lament" besticht durch eine sehr vielseitige Instrumentalisierung. Die etwas ungewohnteren Klänge fügen sich perfekt in das LACRIMOSA-Soundgefüge ein und geben den Songs eine charakteristische, teilweise eigensinnige Note, ohne die Wurzeln zu vernachlässigen. Trotz seiner verschiedenen Kompositionen ist es gesamt gesehen in sich stimmig und könnte sogar einigen gefallen, die sonst nicht so viel mit dem Sound der Band anfangen konnten. Da bleibt nur noch zu sagen: Auf weitere 35 spannende LACRIMOSA-Jahre!
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Swen Reuter