LACUNA COIL - Broken Crown Halo
Auch im Soundcheck: Soundcheck 03/2014
Mehr über Lacuna Coil
- Genre:
- Rock
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Century Media (Universal)
- Release:
- 28.03.2014
- Nothing Stands In Our Way
- Zombies
- Hostage To The Light
- Victims
- Die And Rise
- I Forgive (But I Won't Forget Your Name)
- Cybersleep
- Infection
- I Burn In You
- In The End I Feel Alive
- One Cold Day
Unbeirrt Richtung Nu Metal! Oder?<br />
Herrje, da herrscht ja reichlich Wirrwarr um LACUNA COIL im Jahr 2014. Erst verlassen wichtige Bandmitglieder das Schiff und werden durch zweifellos ebenfalls talentierte Musiker ersetzt und dann gibts ja noch das neue Album "Broken Crown Halo". Normalerweise sind das keine guten Vorzeichen, wenn kurz vor Release einer neuen Scheibe ein paar Bandmitglieder gehen müssen. Das bringt doch nur unnötig Unruhe in die Band. Sowas wirkt sich eben manchmal auch auf den Erfolg einer neuen Scheibe aus. Fans sind skeptisch, Musikkritiker sind gar noch skeptischer. Und um das alles jetzt zum Abschluss zu bringen und endgültig das Fass zum Überlaufen zu bringen: musikalisch geht die Band unbeirrt ihren auf "Shallow Life" begonnenen Weg weiter. Soll heißen: weniger traditionelle "Karmacode"- oder "Unleashed Memories"-Melodien, mehr Nu Metal Einschlag und einfachere Riffs.
Allerdings ist nicht alles schlecht oder durcheinander bei LACUNA COIL, gesanglich hat sich Cristina noch einmal ordentlich gesteigert, Andrea singt auf einem gleichbleibend guten Level und auch diese ganz besonderen, italienisch angehauchten Melodien gibts noch zu Hauf. Man muss sie vielleicht nur erstmal suchen. Denn unter der Nu-Metal-Wucht begraben, ist das gar nicht so einfach. Darum braucht das Album auch ein paar Durchläufe, bis es zündet. Hats dann aber Klick gemacht, will man "Broken Crown Halo" gar nicht mehr missen. Wer auf den "Shallow Life"-Stil steht, wird seine helle Freude damit haben, vermutlich schon beim ersten Durchlauf. Aber irgendwie hat dieser moderne Weg schon immer zu LACUNA COIL gepasst, Cristina lässt sich nichts anmerken und begeistert schon auf dem Opener 'Nothing Stands In Our Way' mit wunderschönen Strophen, aber einem vielleicht zu gewöhnlichen Refrain. Die Strophen reißen das aber locker wieder raus.
Aber Leute, die Produktion... Die Gitarren klingen teilweise echt seltsam, immerhin wurden die Stimmen ordentlich platziert, aber auch das Schlagzeug ist etwas zu leise, der Bass dafür zu deutlich. Das ist nicht die beste Produktion der Bandgeschichte. Dazu die eher simplen Riffs, das kann schon verschrecken. Als Fan darf man sich vor dem Album aber nicht verschließen, denn es steckt auch so viel Gutes drin. Der Refrain von 'Zombies' zum Beispiel ist herausragend, zwar auch irgendwie gewöhnlich, fast poppig, aber die Melodie berührt sofort. Zu poppig, nahezu aus dem Trance geklaut scheint der Refrain in 'Hostage To The Light', dafür ist Cristina einfach die falsche Sängerin, der Rest dümpelt auch nur vor sich hin. Das ist schon schwach und der Tiefpunkt des Albums. 'Victims' dagegen könnte man gut als Single veröffentlichen, der Song kommt vor allem vom Riffing her näher an die LACUNA COIL heran, die man zu "Unleashed Memories" Zeiten kennen und lieben gelernt hat. Eine eher bedrückende Stimmung, herausragende Gesangsleistungen von Cristina und ein stark vorgetragener Refrain von Andrea, so macht "Broken Crown Halo" Spaß. Die Bridge will direkt aus den Boxen greifen. Auf den Tiefpunkt folgt das Highlight. Eine solche Achterbahnfahrt bleibt uns auf dem Rest des Albums aber erspart.
'Die And Rise' beispielsweise ist auch nicht originell oder besonders, hat aber das fieseste Riff der Bandgeschichte gleich an den Anfang gestellt, das knarzt sogar etwas. Und so kann man jedem weiteren Song irgendwas attestieren. 'I Burn In You' fängt schon etwas langweilig an, aber es öffnet irgendwann still und heimlich das Herz, ist nämlich eine gar nicht mal so unclevere (ja genau, unclevere) Halbballade, die vor allem durch Cristinas toll gesungen Refrain lebt und atmet. Live dürfte sich außerdem 'In The End I Feel Alive' gut machen, ein stampfender Rhythmus animiert zum ordentlichen Kopfschütteln und einmal mehr sticht Cristinas Refrain heraus. Das geht in Ordnung.
Ums nochmal klar zu stellen: die Band geht ihren Nu Metal ähnlichen Weg unbeirrt weiter. Das mag den traditionellen Fans der ersten Stunde nicht unbedingt gefallen, aber mittlerweile haben sich Cristina & Co eine Abwechslung oder Entwicklung verdient. Immerhin sind diese ganz besonderen Melodien, die eben nur LACUNA COIL hinbekommt, noch immer vorhanden. Nur sind sie dieses Mal etwas anders verpackt. Von Mainstream-Anpassung will ich gar nicht reden. Dieses "Mainstream ist scheiße" ist sowieso der größte Mist. Auch Musik, die extrem erfolgreich und beliebt ist, kann ausgezeichnet sein.
Die Entwicklung der letzten Jahre rückt LACUNA COIL mehr ins Rampenlicht, als es die Meisterwerke "Karmacode" und "Comalies" geschafft haben. Und das ist gut so. "Broken Crown Halo" macht sehr viel Spaß, ist ganz schön massiv geworden, setzt wieder einmal auf diese grandiose Mischung aus dem dualen Gesang und fetten Riffs, inklusive fantastischer eingestreuten Melodien und dem einen oder anderen Rhythmuswechsel. Cristina macht am Ende eben doch den Unterschied zu vergleichbaren Acts.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Dennis Hogrefe