LAMB OF GOD - The Duke
Mehr über Lamb Of God
- Genre:
- Metal
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 18.11.2016
- The Duke
- Culling
- Still Echoes (Live from Rock am Ring)
- 512 (Live from Bonnaroo)
- Engage The Fear Machine (Live from Bonnaroo)
Gezähmte Lämmer?
Die Veröffentlichung von "VII: Sturm und Drang" ist noch kaum verdaut, da legt LAMB OF GOD nach: Kritiker des experimentellen letzten Albums werden sich bestätigt fühlen, Befürworter der musikalischen Weiterentwicklung jubeln – doch sachte, sachte, das EP-Häppchen "The Duke" ist zunächst nichts weiter als die Nachlieferung zweier Überbleibsel der "Wrath"- und "Sturm und Drang"-Sessions. Das Anliegen der Band, mit "The Duke" einen an Krebs verstorbenen Fan der Band zu ehren und Spenden für Leukämiekranke zu sammeln, ist aller Ehren wert, und erklärt sicherlich auch die Entscheidung, einen weiteren atypischen LAMB OF GOD-Song zu veröffentlichen.
Hierbei handelt es sich um das titelgebende 'The Duke': Mehr Melodien, mehr Groove, die Gitarren heller, menschlicher, und ein fast durchgängig klar singender Randy Blythe – selbst für "VII: Sturm und Drang"-Verhältnisse ist 'The Duke' ein gewagter Schritt weg vom zähnefletschenden Wut-Metal der früheren Alben, hin zu mehr Empfindsamkeit, mehr Variabilität. Da mir die Band bisher stets eine Spur zu eindimensional unterwegs war, bin ich von 'The Duke' tatsächlich ziemlich angetan. Die-Hard-Fans der alten Tage werden mit dieser Nummer wohl ihre Schwierigkeiten haben.
Ob sie sich vom anschließenden 'Culling' versöhnen lassen? Hier kommt die geballte LAMB OF GOD-Power zum Vorschein, der alte Biss, die alte Kompromisslosigkeit; ein typischer Vertreter des Band-Sounds im besten Sinne. Und damit sind diese zwei Häppchen wohl doch ein angemessenes Spiegelbild der musikalischen Verfassung LAMB OF GODs, denn die Weiterentwicklung, die offensichtlichere Nachdenklichkeit, ja Randy Blythes allmähliche (und offen geäußerte) Abkehr vom puren Aggro-Metal sind nicht zu leugnen und aus dem musikalischen Oeuvre der Amis auch nicht mehr wegzudenken.
Über die drei Live-Tracks 'Still Echoes', '512' und 'Engage The Fear Machine' lässt sich nicht viel sagen; solides Futter einer traditionell starken Liveband, deren Feuer sich aber eben nicht ein zu eins von der Konzerthalle auf CD übertragen lässt. An der Auswahl und Darbietung der drei Nummern gibt es allerdings nichts zu meckern.
"The Duke" sollte also zunächst als Wertschätzung der fünf Musiker für ihre tapfersten Unterstützer und als wertvolles Zeichen im Kampf gegen eine grausame Krankheit, und erst danach als musikalisches Statement verstanden werden. Letzteres ist aber sicherlich ein weiterer Wink mit dem Zaunpfahl, für alle, die nach "VII: Sturm und Drang" noch nicht verstanden oder akzeptiert haben, dass es Randy & Co. ernst ist mit der Abkehr von der reinen testosterongeschwängerten Wutkatharsis.
- Redakteur:
- Timon Krause