LAUDARE - Requiem
Mehr über Laudare
- Genre:
- Neo-Classical / Dark Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Moment of Collapse Records
- Release:
- 10.10.2024
- Introitus
- Dies Irae
- Quid Sum Miser
- Rex Tremendae
- Quaerens Me
- Lacrimosa
- Offertorium
- Hostias
- Sanctus
- Agnus Dei
Vielseitige Totenmesse für Entdecker.
Eines der ungewöhnlichsten Alben des Jahres kommt vom Leipziger Quartett LAUDARE. Das fängt bei der Besetzung an, geht über das Konzept und die Gesangssprache, bis hin zur abwechslungsreichen Musik.
Besetzung und musikalischer Werdegang
Nach der Bandgründung 2017, dem Debütalbum "d.é.o.m.é" 2018 und einer EP 2020 wurde es etwas ruhiger um die Band. Ich kannte sie vor dem vorliegenden "Requiem" nicht, insofern kann ich auch nicht viel über die Einflüsse sagen, die durch die Besetzungswechsel in die Band gekommen sind. Was ich aber sagen kann, ist, dass die vier Musiker und Musikerinnen eine hervorragende und sehr stimmige Konstellation bilden.
Schon die Besetzung Gitarre, Bass, Cello und Schlagzeug deutet auf die musikalische Vielfalt hin. Ergänzt wird die Mischung durch mehrstimmige Gesangspassagen, die wunderbar getragen und sehr melodiös aus den Boxen erklingen. Vor allem die Kombination aus männlichem und weiblichem Gesang überzeugt. Wer jetzt ein Art-Rock-Album erwartet, liegt falsch - zumindest größtenteils.
Denn LAUDARE spannt den musikalischen Bogen von zerbrechlich wirkenden, akustischen Songteilen über progressive Arrangements, bis hin zu flirrenden, schwarzmetallisch anmutenden Gitarrenläufen ('Sanctus') und Geschwindigkeitseruptionen, bricht die vokale Harmonie mit großartig vorgetragenen, harten Vocals ('Offertorium'). Ein besonderes Highlight ist mit Sicherheit die Zusammenarbeit mit dem Leipziger Uni-Chor.
Text und Konzept
Der Titel des Albums verrät es: LAUDARE stellt sich mit ihrer Musik in das Erbe der Requien, jener sakralen Form christlicher Trauer in Form einer geregelten Totenmesse. Vielfach in der Musik aufgegriffen, schafft LAUDARE dennoch eine eigene Interpretation. Das liegt natürlich an den musikalischen Brüchen, die entstehen, wenn man klassische Musik in der oben genannten Besetzung in einen post-metallischen Kontext schreibt. Die rein lateinischen Texte sind eher eine Annäherung an die Vorlage.
Die Entscheidung, sich ganz auf die tote Sprache zu verlassen, ist mutig. Für manche Hörer mag das ein Problem sein. Für mich unterstreicht das Latein eher den sakralen Charakter der Musik - und wirkt exotisch und vertraut zugleich. Allerdings hat der Autor dieser Zeilen auch das Latinum und hatte damit das zweifelhafte Vergnügen, sich in Schule und Studium mit dieser Sprache auseinandersetzen zu dürfen.
Höhepunkte und Stil
Die sorgfältig komponierte Musik bietet auf Albumlänge - immerhin 10 Titel mit insgesamt 42 Minuten - zahlreiche Höhepunkte. Und zwar in allen genannten musikalischen Welten, vor allem aber im Zusammenspiel von Groove, Lautstärke und Geschwindigkeit. Dabei gelingt es LAUDARE meist hervorragend, diese drei Attribute geschickt miteinander zu verweben. So tönt die Musik nicht als Experiment aus den Boxen - oder gar als Cello-Coverband - sondern einzigartig und eingängig.
Denken wir über musikalische Bezüge nach, fallen Namen wie FJOERGYN (was die Ernsthaftigkeit der Auseinandersetzung mit dem lyrischen Konzept angeht), DIABLO SWING ORCHESTRA (was die Selbstbedienung im weiten Feld der Musik bis hin zur Klassik und die Übernahme in einen Rock/Metal-Kontext angeht) oder EMPYRIUM oder DORNENREICH.
Als Zuhörer und Entdecker von symphonischen Experimenten oder Grenzgängern spricht mich LAUDARE sehr an. Da höre ich auch gerne mal über gesanglich etwas schwächere Passagen ('Hostias') hinweg und bin wohl auch eher bereit, mich auf teilweise herausfordernden Songstrukturen einzulassen. Wer sich in dem oben beschriebenen Spannungsfeld wiederfindet, sollte sich "Requiem" auf jeden Fall zu Gemüte führen.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Julian Rohrer