LEGS DIAMOND - Out On Bail
Mehr über Legs Diamond
- Genre:
- Hard Rock
- Label:
- AOR Heaven
- Release:
- 25.04.2005
- Out On Bail
- Fugitive
- Walkaway
- Doomsday Flight
- Find It Out The Hard Way
- Nobody's Fool
- Seems Like A Dream
- One Way Ticket
- Radio
- Hey Texas
- One Last Kiss
Die amerikanische Kapelle LEGS DIAMOND, deren viertes Album hier als Re-Release zur Besprechung vorliegt, hat es in Europa niemals zu größerer Beachtung gebracht. Erstaunlich, da die Truppe Ende der 70er als einer der größten Geheimtipps auf dem AOR-Sektor gehandelt wurde. Vor allem das 1977 erschienene Zweitwerk "A Diamond Is A Hard Rock" gehört auch heute noch zu den Eckpfeilern melodischen Hardrocks amerikanischer Prägung. Dass es die Jungs trotz prominenter Unterstützung und massiver Supportslots solcher Größen wie STYX oder KISS niemals zu Stardom gebracht haben, hat vielfältige Gründe. Interne Unstimmigkeiten, schlechte Produktion – gerade das Debüt klingt extrem dünnbrüstig, obwohl dort DEEP PURPLE-Knöpfchendreher Derek Lawrence am Pult saß – und zwischenzeitliche Auflösung der Band seien hier stellvertretend aufgelistet.
Wenden wir uns "Out On Bail" zu, welches 1984 als Reunion-Werk das Licht der Welt erblickte. Man merkt dem Werk ein wenig die Orientierungslosigkeit an, mit der LEGS DIAMOND zu kämpfen hatten. Die aufkommenden härteren Klänge aus Europa, die auch in den USA immer größeren Zuspruch bekamen, führten immerhin zur vorherigen Auflösung der Kapelle. So wandelt man auf "Out On Bail" zwischen diversen Stilistiken hin und her, was allerdings auch den Reiz dieser Scheibe ausmacht. Sicher werden Freunde ganz harter Klänge selbst mit den härtesten Nummern dieses Rundlings nicht sonderlich viel Freude haben. Ich für meinen Teil kann aber ganz hervorragend zum treibenden Titelsong abrocken und vor allem beim rasanten 'Doomsday Flight' in einen kleinen Begeisterungstaumel verfallen. Gerade diese Nummer hat für mich den Charme später NWoBHM- Nummern und könnte auch auf einem QUARTZ- oder DEMON-Album stehen. Natürlich steht auch hier das Keyboard gleichberechtigt neben der Klampfe. Ein Faktor, der bei den genannten Bands auch nie gestört hat.
Ansonsten bewegen sich LEGS DIAMOND manchmal haarscharf im Rand der poppigen Rockmusik entlang, was allerdings solch exquisite Ohrwürmer wie 'Fugitive' oder 'Nobody's Fool' hervorbringt. Solche Nummern erinnern mich immer ein bisschen an die Serie Miami Vice, in der gerne AOR gespielt wurde.
Als ganz großes Plus der Band entpuppt sich Sänger Rick Sanford, der der Band mit seiner kräftigen, teils krächzigen Stimme einen hohen Wiedererkennungswert beschert. Solche Sänger braucht das Land.
Das einzige Manko der Scheibe ist der (gewollt) klinisch klingende Drumsound, der nach heutigen Maßstäben fast an Körperverletzung grenzt. Da ich die Songs aber nur in diesem Gewand kenne und die Nummern musikalisch mehr als überzeugend klingen, habe ich mich daran gewöhnt. Das ist wie mit einer alten Schallplatte, die an vielen Ecken knistert. Irgendwann gehört es einfach dahin, klingt ohne diese Fehlerchen fast schon unvollständig. Genauso muss man sich das auch hier vorstellen.
Insgesamt also ein mehr als gewünschter Re-Release, der in jede halbwegs vernünftige Hardrock-Sammlung gehört.
Anspieltipps: Out On Bail, Doomsday Flight, Fugitive, Radio
- Redakteur:
- Holger Andrae