LEICHENWETTER - Klage
Mehr über Leichenwetter
- Genre:
- Gothic Metal
- Label:
- Metal Axe Records
- Release:
- 29.01.2007
- Altes Lied
- Klage
- Allerseelen
- Schwanenlied
- Sehnsucht
- Und die Hörner des Sommers verstummten
- Requiem
- Menschliches Elende
- Gesang der Geister über den Wassern
- An einem Grabe
- Requiem -Noise RMX
- Klage - Clubmix
Ihr künstlerisches Konzept ist bestechend und faszinierend zugleich. Statt mühsam eigene Texte zu verfassen und dabei Gefahr zu laufen, ausdruckslos und nichts sagend zu bleiben, bedienen sich LEICHENWETTER im Meer deutschsprachiger Lyrik und vertonen die Metaphern bekannter Dichter mit finster-metallischem Sound. Auf ihrem soeben erschienenen neuen Album "Klage" beweisen sie bei der Auswahl der Gedichte ein sicheres Gespür. So finden sich Heine, Schiller und Goethe neben Trakl, Benn und Hesse. Ihre Verse werden mit einer Mischung aus kräftigen Gitarrenklängen und melancholischen Keyboardphrasen kompositorisch umgesetzt, so dass zuweilen tanzbare Clubhits entstehen.
Wie der Titel des vorgelegten Albums "Klage" nahe legt, haben LEICHENWETTER insgesamt eher weltentrückte Texte ausgewählt, die nach trübe-verhaltener Stimmung verlangen und in Nachdenklichkeit versetzen. Das brachiale Leder- und Nieten- Outfit der Künstler, die ihre Gesichter gerne hinter silbernen Masken verbergen, steht zuweilen dazu ebenso im Gegensatz wie der progressiv poppige Elektrosound, der überwiegend im Vordergrund der Kompositionen steht. Dieser unerwartete Gegensatz ist wohl einerseits der Clou an LEICHENWETTERs Konzept. Assoziiert man mit Goethe und Schiller doch wohl eher klassische Musik im Konzertsaal mit gepolsterten Stühlen denn Synthesizerklänge auf klebrigen Discotanzböden. Und so öffnet der moderne Sound sicher manch einem, dem der Zugang zur Lyrik bisher verschlossen geblieben ist, den Blick dafür, noch einmal hinzuschauen, wo der Deutschunterricht mit seinen enervierenden Textanalysen die Freude am Wohlklang von Worten zerstört hat. Kurz – in den rhythmischen Sound von LEICHENWETTERs Songmaterial lässt es sich gut einschwingen, mittanzen und träumen.
Andererseits kann eines nicht verschwiegen werden: Die ganz großen Melodien, nach denen so wunderbare Lyrik wie Schillers 'Sehnsucht' oder Heines 'Altes Lied' mit ihrem Sinn für die Schönheit von Sprache verlangen, erschaffen LEICHENWETTER noch nicht. Kehrt doch ihr elektrolastiger Klang die verdichtete Ästhetik der Lyrik plötzlich ins Profane. Und an dieser Stelle müssen LEICHENWETTER aufpassen, dass ihr auf Gegensätzen basierendes Konzept nicht zum Kitsch wird.
So bleibt "Klage" insgesamt mit seiner überaus anspruchsvollen Idee interessant für an Lyrik interessierte Hörer, die sich durch die Textauswahl von LEICHENWETTER auf die Spur gefühlvoller Gedichte bringen lassen mögen. Dass die eine oder andere Liedpassage dabei verdächtig dicht an der Schlagergrenze erklingt, sollte von der Auseinandersetzung mit den bezaubernden Texten nicht abhalten.
Anspieltipps: Altes Lied, Menschliches Elende, An einem Grabe
- Redakteur:
- Erika Becker