LEPROUS - Aphelion
Auch im Soundcheck: Soundcheck 08/2021
Mehr über Leprous
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- InsideOut (Sony)
- Release:
- 27.08.2021
- Running Low
- Out Of Here
- Silhouette
- All The Moments
- Have You Ever?
- The Silent Revelation
- The Shadow Side
- On Hold
- Castaway Angels
- Nighttime Disguise
Ein weiteres Prachtstück.
Ich muss zugeben, dass meine Beziehung zu LEPROUS nicht immer ganz einfach war. Kennengelernt habe ich die Band mit dem InsideOut-Debüt "Bilateral", das in meiner Welt ein echtes Kleinod von im Wortsinn progressiver Musik war. Ein neuer Fan wurde gewonnen, aber mit dem Nachfolger "Coal" kühlte diese Liebe auch gleich wieder ab. Die leichte Kurskorrektur hin zu noch moderneren Sounds, die übertriebene Lautmalerei, das hinterließ Fragezeichen, die zum Teil bis heute nicht verschwunden sind. "The Congragation" und "Malina" waren da in vielerlei Hinsicht besser, aber taten sich dennoch schwer dauerhaft meine Gunst zu gewinnen. Und das trotz des herausragenden Live-Dokuments "Live At Rockefeller Music Hall".
So richtig entflammt ist die Liebe erst wieder mit "Pitfalls" und der dazugehörigen Tour. "Pitfalls" hat nicht nur brillante Songs wie 'Distant Bells' oder 'The Sky Is Red', vor allem hat es einen faszinierenden Spannungsbogen, der sich wunderbar in 'Alleviate' spiegelt. Hier saß wirklich nicht nur jede Note an ihrem richtigen Platz, sondern auch jeder Song an der perfekten Position. Die großartige Liveshow mit dem unfassbaren Schlußdoppel 'Mirage'/'The Sky Is Red' tat dann ihr übriges.
Natürlich war ich auf den ersten Durchlauf vom neuen Werk "Aphelion" gespannt wie der berühmte Flitzebogen. Und ähnlich wie bei "Pitfalls" saß ich erst einmal etwas irritiert vor der Anlage. Wo "Pitfalls" mit seinem klaren Spannungsbogen überzeugte, so merkt man bei "Aphelion" doch schnell, dass es sich hier um eine Ansammlung von Songs handelt. Das ist ein Gefühl, welches ich bei LEPROUS seit "Bilateral" nicht mehr hatte. Da es mein Fandasein begründete, ist das natürlich keine schlechte Sache.
Ich finde, man merkt, dass die Norweger die durch CoVid gewonnene Zeit investiert haben, um noch facettenreicher, noch abwechslungsreicher zu werden. Als Fan konnte man sogar Sessions erwerben, wo man mit der Band diskutiert und Ideen für Songs gibt, die sie nutzen würde. Das Ergebnis kann sich wirklich mehr als hören lassen. Die Bandbreite wird perfekt beim abschließenden Doppel 'Castaway Angels'/'Nighttime Disguise' gezeigt. Ersteres eine wunderbare, gefühlvolle, ja, balladeske Nummer, letzteres ein Prog-Monster, das gar Growls zu bieten hat. Davor gibt es den kurzen Longtrack 'Out Of Here', wo in etwas über vier Minuten mehr passiert als bei anderen Bands auf ganzen Alben, das eindringliche 'All The Moments', das traurig-schöne 'Have You Ever?', das vielleicht band-typischste 'The Silent Revelation' oder das sich langsam steigernde, am Ende beinahe berauschende 'On Hold'.
Dass dabei Einar Solberg eine formidable Leistung abliefert, ist so klar, dass es genausowenig extra Erwähnung benötigt, wie das nuancierte Schlagzeugspiel von Baard Kolstad oder das vielfältige Saitenprogramm von Tor Oddmund Suhrke und Robin Ognedal. Hier sind ausnahmslos - und das schließt natürlich Bassist Simen Børven ein, dazu muss man nur 'Nighttime Disguise' hören - absolute Könner am Werk.
Ich kann mir ehrlich kaum vorstellen, dass Fans von "Aphelion" enttäuscht sein könnten. Ich bin mir noch nicht ganz schlüssig, wo in der Diskographie es landet, aber meinem Favoriten "Pitfalls" steht es zumindest nicht in viel nach.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Peter Kubaschk