LEPROUS - Malina
Auch im Soundcheck: Soundcheck 08/2017
Mehr über Leprous
- Genre:
- Progressive Rock/Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Inside Out Music
- Release:
- 25.08.2017
- Bonneville
- Stuck
- From The Flame
- Captive
- Illuminate
- Leashes
- Mirage
- Malina
- Coma
- The Wight Of Disaster
- The Last Milestone
Eine kleine Enttäuschung oder ein echter Grower?
Hui, da war aber jemand fleißig: Trotz intensiver Tourneen, welche das Live-Werk "Live At Rockefeller Music Hall" (2016) abgeworfen haben, schafft es LEPROUS seinen zwei Jahres-Rhythmus einzuhalten und kredenzt nach "The Congregation" (2015) nun "Malina". Aber wer oder was ist "Malina"? Auch das spacige Album-Artwork lässt staunen. Und nach intensiver Beschäftigung mit "Malina" stellen sich mir weitere Fragen, die noch nicht alle beantwortet wurden und vielleicht auch unbeantwortet bleiben...
Beim Gegenlesen meines Senfs zu "The Congregation" fällt mir auf, dass der Text fast eins zu eins unter "Malina" stehen könnte, vieles ähnelt sich nämlich, vor allem der schwierige Anfang und der tolle Abgang. Aber einiges hat sich bei den Norwegern auch getan, denn wo auf "The Congregation" noch mit vertrackten Rhythmen und düsterer Atmosphäre gespielt wurde, fließt "Malina" wie ein Bach, der anfangs einer zarten Quelle entspringt und später im Sturzbach endet, der in einen großen See mündet. Oder so.
Ich habe insbesondere mit der ersten Hälfte des Albums wirklich meine Schwierigkeiten, auch die ersten Auskoppelungen 'From The Flame' und 'Stuck' konnten mich nicht sonderlich begeistern. Nicht nur scheint LEPROUS einige Härtegrade zurückgeschaltet zu haben, insbesondere die Gitarren scheinen oft nur halbverzerrt, doch es ist vor allem der sonst so voluminöse, hier überwiegend kopfstimmlastige Gesang Einar Soldbergs, der mir oft leider zu dünn und weinerlich tönt. Auch sprudelt "Malina" nicht so sehr vor Spielwitz, wie es die Vorgänger getan haben, es ist gewisser Maßen die "ernsthafte" oder "aufgeräumte" Seite LEPROUS' - und ich möchte an dieser Stelle loslassen, dass ich darüber etwas enttäuscht bin. (Man kann das aber auch komplett anders sehen und sich sehr darüber freuen. - PK)
Nicht falsch verstehen, ich gönne jeder Band, dass sie sich weiterentwickelt, doch es fehlt einfach was, die gewisse Prise Genialität, die stets jedem LEPROUS-Werk mitschwing. Was ich meine, wird ab dem siebten Song 'Mirage' vielleicht deutlicher, dieser wirre, düstere Riff, die treibende Strophe, die spielerisch eingeworfene krumme Rhythmik, der eindringliche Gesang Soldbergs, DAS ist genial! Ebenso weiß der wunderschön melancholisch-wahnsinnige Titeltrack zu überzeugen, so was kann schlicht und ergreifend einfach nur LEPROUS spielen. Mit 'Coma' legt die Band noch einen Gang zu, was Drummer Baard Kolstad hier aus seinen Kesseln holt, lässt das Polyrhythmik-Herz höher schlagen. Hätte man die einzelnen Songs vielleicht besser verteilen müssen? Denn auch 'The Weight Of Disaster' ist beste LEPROUS-Kost und gibt mir einen besseren Ohrwurm, als die beiden Vorab-Songs zusammen. Im Rauswerfer 'The Last Milestone' darf Einar Soldberg siebeneinhalb Minuten alleine mit Streichern bittersüß um die Wette weinen. Uff. Das ist doch wieder sehr erdrückend.
Ist "Malina" nun ein echter Grower oder doch eine kleine Enttäuschung? Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen. Fest steht, dass Album Nummer fünf das für mich bisher schwierigste Album LEPROUS' ist. Eine gewisse Faszination übt es dennoch - oder gerade deshalb - aus.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Jakob Ehmke