LEVEL FIELDS - 1104
Auch im Soundcheck: Soundcheck 12/2018
Mehr über Level Fields
- Genre:
- Progressive Powermetal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Pure Steel
- Release:
- 14.12.2018
- Disowned
- Truthbringer
- Enough
- Get Over It
- Womb To Tomb
- Growing Old
- ReMarquezable
- Extra 1104
Zeitgemäßer Groove-Prog-Doom mit Tecchio!
Die Hintergründe der Band LEVEL FIELDS dürften sich hinlänglich herum gesprochen haben, oder? Falls nicht, folgt hier mal eben der Schnellabriss: Marco Ahrens, seines Zeichens Gitarrist der deutschen Proggels POVERTY'S NO CRIME hat einen Song namens 'Enough' geschrieben, der musikalisch an seine Lieblinge NON FICTION erinnert. Also schickt er die Musik an deren Sänger Alan Tecchio, der dafür einen Text schreibt und die Nummer auch gleich einsingt. Die Chemie stimmt sofort und so werden weitere Songs in Angriff genommen, die allesamt zuerst nur als Downloads verfügbar sind. Nach und nach wird aus dem Projekt eine Band, denn mit den Weggefährten Andreas Tegeler (POVERTY'S NO CRIME) am Schlagzeug und Clint Arend (AUTUMN HOUR) am Bass verfolständigt sich das Gefüge und man nimmt ein Album in Angriff. Dieses erscheint nun bei Pure Steel Records und zählt für mich zu den Highlights des auslaufenden Jahres.
Die acht Nummern auf "1104" leben von einem extrem warmen und direkten Klangbild, welches dem Zuhörer den Eindruck vermittelt, mitten im Geschehen zu sein. Herrlich satte Gitarren, ein schön dynamisches Rhythmusgeflecht und der Gesang von Alan Tecchio. Logischerweise klingt die Musik wie eine extrem leckere Mischung aus POVERTY'S NO CRIME und NON FICTION, wobei das Quartett hier schon etliche Feinheiten und Überraschung parat hat. In erster Linie legt man sehr viel Wert auf Melodie und Groove. Obendrein fällt bei den vier bereits vorher bekannten Songs auf, wie viel mehr Tiefe durch die beiden neuen Musiker erschaffen werden konnte.
Wer nun Angst hat, die Nummern wären aufgrund der Parallelen zu NON FICTION, vorwiegend schleppend und groovend, der wird sowohl vom flotten 'Truth Bringer', welches dem viel zu früh verstorbenen deutschen Metal-Blade-Chef Michael Trengert gewidmet ist, wie auch vom extrem rasanten 'ReMarquezable' eines Besseren belehrt. Hier geht es thematisch um einen Motorradrennfahrer und das merkt man der Nummer auch an. Full speed ahead!
Wer hingegen auf diesen unwiderstehlichen Groove steht, wird sofort vom Opener 'Disowned' abgeholt. Schon bei den ersten Tönen dieser großartigen Nummer bin ich in meiner musikalischen Komfort-Zone. Angenehm tief tönend steigt man in das Album ein, bevor es im weiteren Verlauf auch mal schrill wird. Die Steigerung ist wunderbar. Von ähnlichem Kaliber ist das ebenfalls bereits bekannte 'Enough', in welchem man auch noch mit feinen Tastenexperimenten erfreut. Mit 'Womb To Tomb' finden wir einen weiteren tollen Groover in der Setlist, der mit einem wunderschönen Solo aufwarten kann. Amüsantes Detail am Rande ist die Verwendung von "Povertys No Crime" im Text.
Die verbleibenden drei Nummer fallen dann etwas aus dem Rahmen und verzaubern mit vielfältiger Farbenpracht. 'Get Over It' könnte mit seinem behutsamen Intro und einer leicht elektronischen Schlagseite auch wunderbar auf einem aktuellen FATES WARNING-Album stehen. Die Tastenklänge, die geflötetes 70ies-Feeling einstreuen, lassen ebenso aufhorchen wie der großartige Gesang von Mister Tecchio. Völlig überraschend kommt allerdings der Umbruch in der Mitte der Nummer, wo man urplötzlich das Gaspedal ganz tief durchdrückt und obendrein mit unerwarteten Orgelklängen um die Ecke kommt. Wahnsinn!
Ebenfalls in den 70ern beheimatet ist 'Growing Old'. Hier wabert man allerdings auf begrasten Doompfaden und entführt den Zuhörer in eine verqualmte Bar. Geezer Arendt wummert schöne Tieftöne aufs Parkett während Theo im Hintergrund mit dem Besen seine Bude streichelt. Erst bei Einsatz der verzerrten Akkorde kommt der Büffel aus seiner Koje und plötzlich wird es gewaltig dröhnend. Fett!
Der abschließende Quasi-Titelsong 'Extra 1104' ist dann auch noch einmal so ein Longtrack mit gesprochenem Mittelteil. Ruhig eingeleitet, geht die Nummer schnell galoppierend nach vorne los und sorgt dafür, dass man am Ende gern erneut die Abspiel-Taste betätigt.
Abseits meiner Tecchio-Fanohren ist dieses Album für jeden Freund anspruchsvoller Stromgitarrenmusik etwas. Top Five of the year!
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Holger Andrae