LICHTGESTALT - Motorenherz
Mehr über Lichtgestalt
- Genre:
- Industrial Metal / NDH
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Danse Macabre / Alive
- Release:
- 03.04.2015
- Entfessele den Sturm
- Tiefenrausch
- Motorenherz
- Spieler
- Der kalte Mann
- Bereue Dich
- Zölibat
- Geh' meinen Weg
- Energie
- Drück ab
- Gott aus Gold
- Grau in grau
Lasst euch einheizzen.
Das ging mal schnell. Erst im Oktober vergangenen Jahres forderte ich nach dem Hören einer Debüt-EP vehement nach mehr Songs, nach einem richtigen Album und da ist es auch schon. LICHTGESTALT legt nach. Und wie. "Motorenherz" heißt die erste Langsspielscheibe der vier Mannsbilder aus (so viel Zeit muss sein) Nordrhein-Westfalen und ich nehme es vorweg, sie ist das erhoffte Stück Stahl-Sahnetorte.
Sollte hier jemand trotz meiner überschwänglichen Kritik im Oktober keine Ahnung haben, was LICHTGESTALT sein soll, hier ein paar Fakten: Das Kleeblatt formte sich 2013 "aus reiner Energie", die sich in Gitarrist Heizzer, Sänger Thomas C. Hertz, Schlagzeuger Brukke und Basssaitenschwinger Lippmann manifestiert. Nach der schon erwähnten EP, brannte man einige Clubs nieder, bekehrte die Presse und lässt nun der Energie in Scheibenform freien Lauf.
Dabei haben es die neun neuen Stücke, die jetzt das Licht der Welt erblicken echt in sich. Der Opener 'Entfessele den Sturm' ist schon vom Kurzspieler bekannt und sorgt für ein wohliges Gefühl, also ich fühle mich jedenfalls sofort Zuhause, habe ich den Song doch schon gebührend oft gehört. Direkt darauf folgt 'Tiefenrausch', das grandios zu Gehör stellt, warum diese Band und keine andere ein Anrecht auf die Krone der deutschen harten Musik hat. Die Gitarre ist überraschend gespielt, Schlagzeug und Bass geben einen tanzbaren Kopfschüttelrhythmus vor und mein neuer Lieblingssänger stellt meinen letztjährigen Vergleich (HELL-Schreihals David Bower) nun endlich wirklich in den Schatten. An diese grandiose und mitreißende Dramatik traut sich doch heute kaum jemand mehr.
Und es geht so toll weiter! Auf die ebenfalls schon bekannte Hymne 'Motorenherz' folgt mit 'Spieler' eine nicht minder spannende. Der Refrain bleibt nachhaltig (ca. sechs bis acht Wochen) im Gehörgang, breitet sich entspannt aus, lässt nicht mehr los. Das anschließende 'Der kalte Mann' gehört zu den eindruckvollsten Liedern auf "Motorenherz". Obwohl schon Wochen vor PEGIDA geschrieben, passt es wie die wütende Faust aufs braune Auge dieser "Bewegung". Bitterböse und doch realistisch ist der Text, treibend hart und marschierend die Musik. Bitte selber hören.
'Bereue Dich' liest sich wie ein typischer Song dieser einen Band aus Berlin, klingt zwar auch nicht unähnlich, aber irgendwie ist es doch was ganz anderes. Das ist ein Pluspunkt bei LICHTGESTALT. Der Vierer versucht nicht, wie so viele andere, das grrroße R zu kopieren, sondern sucht und findet schon mit den ersten Veröffentlichungen eine ganz eigene Nische. Nach dem wunderbaren 'Zölibat' kommt mit 'Geh meinen Weg' noch so ein Höhepunkt. Meine Güte, ich sitze hier mit einer Dauerlat... Dauergänsehaut vor dem Rechner. Wie schön ist bitte das Gitarrenarrangement? Wie schön der Text, die Melodie, die sanfte Backgroundstimme?
'Energie' drückt völlig unerwartet wieder etwas auf die Tube und begeistert erneut durch feine Ideen. In 'Drück ab' geht es um religiöse Fanatiker, braune Ideologen und andere Spinner, bevor mit 'Gott aus Gold' und 'Grau in grau' ein G-lastiges Finale über den Hörer hereinbricht, das schon wieder Lust auf noch mehr macht. Ich bin da als nicht warte-freudiger Fan echt undankbar, ich weiß. Doch gerade die zum Schluss aufkommende Melancholie, die LICHTGESTALT so unprätentiös vorträgt, als wäre nichts dabei, heizt meinen Hunger noch weiter an. Vielleicht kann da aber auch die bald startende Tour Abhilfe schaffen.
Anspieltipps: Tiefenrausch, Geh meinen Weg, Der kalte Mann
P.S.: Es gibt hier nur keine volle Punktzahl um die Band weiter anzuspornen. Ich halte es zumindestens für nicht unmöglich, dieses Meisterwerk noch zu überbieten.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Marius Luehring