LIQUID GOD - Nangol
Mehr über Liquid God
- Genre:
- Dark Heavy Rock
- Label:
- liquid silence music
- Touch The Sky
- Breathe
- Silent Terror
- Entangled
- Nothing Left
- Follow Me
- Nails
- What's Going On?
- Time Heals Nothing
- Be My Clown
- Beyond The Realms Of Reality
Druckvoll röhrendes, sägendes Riffing beharkt konstant den prasselnden Rhythmus, der schön heavy aus den Boxen kommt. Eine angespannte Hardrockstimme und brüllender Metalgesang stehen in dialektischem Wechsel. Gitarren schreddern, Bässe fliegen tief.
Donnern, Niederrocken, Abfackeln.
Aber auch:
Ausharren, Durchhalten, Leiden.
Emotionale Steigerungen und Ausbrüche, tragende Melodien und sie erstickende Schlagzeug/Bassattacken, knallhartes bleiernes Riffing und romantisches Gothicflair - LIQUID GOD feuern aus allen Rohren.
"Nangol" kommt kompakt und direkt, ohne dass das gute Songwriting darüber sinnloser Brachialgewalt zum Opfer fiele.
So hat guter Heavy Rock für mich zu klingen:
direkt ins Blut gehend wie 'Touch The Sky', Haken schlagend wie 'Breathe', atmosphärisch wie 'Silent Terror'.
Da kommen schon mal Erinnerungen an alte Helden wie BLACK SABBATH, THE CULT, LIFE OF AGONY, STUCK MOJO und DOWN auf - doch sie bleiben im Hintergrund.
Ein Stampfmonster wie 'Entangled' rockt dir so fett bratzend den Arsch ab wie ein Dönerhobel im overdrive. Und dann kommt auf einmal so ein unverschämt lässiger, verspielter, eingängiger und stimmungsvoller Nach-dem-Regen-Groove um die Ecke, und rockt so hymnisch-freimütig daher wie 'Nothing Left' - mit ultrafeistem Riffing, versteht sich. Doch schon im nächsten Moment röhrt einem 'Follow Me' mit Todesfauchen durchs bassbedonnerte Schädelmassiv, türmen sich psychedelische Keyboards, funky Licks und verzerrte Gitarren meterhoch auf, und bedrogte Gesänge vernebeln den Geist. Kobolde kibitzen aus schroffen Felsspalten, schwindelerrende Schluchten dünsten schweflig aus, und im Rockreich darf wieder getrippt werden.
Ein derwischender, thrashiger Mosher wie 'Nails' wird mit oldschooligen Heavy-Metal-Soli, verstrickt knüppelnden Drumparts und dämonischem Sprechgesang zu einem Mini-Epos ausgebaut.
'What's Going On?' verbindet kickende Drums mit schwebendem Harmoniegesang und dezenten Gitarrenklängen, bevor die Temposchraube in zersplitterten Licks angezogen wird. Zwischendurch wird es gar jazzig entspannt, und spätestens, wenn sich das Opus kurze Zeit später adlergleich und majestätisch rauschend in den Melodic-Death-Rock-Olymp aufschwingt, dann sollte auch dem letzten Zweifler so langsam klar werden, dass LIQUID GOLD mit "Nangol" verdammtnochmal ein Meisterwerk ohne Vorläufer geschaffen haben.
Zu loben ist auch die Abfolge der Songs; selten habe ich ein modernes Rockalbum als so einheitlich durchhörbar empfunden. Eigentlich seit den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts nicht mehr.
Das illusionslose 'Time Heals Nothing' trauert dunkel verhangen, rhythmisch hart und melodisch klassizistisch vor sich hin und bietet so den perfekten Downer: nach dem vorausgegangenen, komplexen Entwicklungssong nun ein Stück mit durchgängiger Atmosphäre.
Der Sechsminüter 'Be My Clown' dagegen ist Sturzflug-Speedmetal allererster Güte (denkt man zunächst), schließt sich aufgrund des genialen Intros jedoch nahtlos an. Doch dann binden LIQUID GOD doch tatsächlich jazziges Metallgeklimper, ätherische Gesänge, trippende Rhythmen und nass glänzende Black-Metal-Elemente mit ein, auf dass einem das Herz nur noch ganz weit aufgehen kann. Vergesst Nu Rock à la MUSHROOMHEAD, hier sind eure neuen Helden!
"Nangol" bietet 48 Minuten Musik, die es würdig sind, auch von Früher-war-alles-besser-Nostalgikern komplett auf das neueste Tape für unterwegs gespielt zu werden. Hier wird man nämlich niemals auf den Gedanken kommen, vorspulen zu wollen. Das einzige Problem, das sich unter Umständen noch stellen könnte, wäre die Frage, welchen Song man noch am ehesten auf die B-Seite packen darf. Doch auch diese Frage kann beantwortet werden: Immer schön chronologisch bleiben.
'Beyond The Realms Of Reality' ist etwas schwülstig; mit CHRIS ISAAK-mäßiger Stimme und romantisierendem Keyboardteppich. Durchweg schrill gestaltete Gitarrenflächen, welche verirrte Poserrockpussys in ausreichendem Maße abschrecken dürfte, sorgen für einen gelungen Ausklang.
Anspieltipps: Silent Terror, What's Going On?
- Redakteur:
- Eike Schmitz