LIQUID GRAVEYARD - On Evil Days
Mehr über Liquid Graveyard
- Genre:
- Progressive Death / Psychedelic Heavy Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- My Kingdom Music / Twilight
- Release:
- 12.10.2009
- Rumours Are Black Like Machine Guns
- Criministers
- On Evil Days
- Them Greeds
- Their Words Grow Thin
- From The Tower
- 1760
- The Blood Inside
- We Live Dangerously
- Anthead Grotesque
Graveyard suggeriert zu recht Death Metal, liquidiert hingegen werden Genregrenzen: Ziemlich extremen Stoff liefern die vier Musiker von LIQUID GRAVEYARD mit "On Evil Days“ ab.
Dass Todesmetall zur Basis von LIQUID GRAVEYARD erkoren wurde, ist nicht verwunderlich, stammt doch Gitarrist John Walker aus diesem Feld, welches er als Mitglied der britischen Band CANCER in vorderster Front beackerte; und auch Sängerin Raquel Walker zeigt eine besondere Anfälligkeit für jenen Gesangsstil, den Kollege Frank Jaeger als Halskrankheit zu bezeichnen pflegt. Ich sage: Growls stehen ihr gut.
Andererseits gibt's hier zwischendurch auch Klargesang zu hören, und der rohe Todesstahl als solcher wird instrumental ebenfalls weiterverarbeitet. Dafür sorgen auch Adrian de Buitléar (ehemals bei MOURNING BELOVETH) und Schlagzeuger Acaymo D., welcher nach dem 2008er Demo "Criministers" zur Band stieß. Progressive, teils doomige (Bass) bis psychedelische (Gesang), teils rhythmisch verstrickte Elemente überformen die düsteren Riffs. Trotz des Hangs zum mitunter melodischen Mäandern bleibt der Charakter der Scheibe schön modrig. Wem die jüngeren OPETH (denen man sich mit dem Titelstück noch am ehesten annähert) zu komplex daherkommen, zu wenig grob keilen oder den Thrash-Wurzeln des Death-Genres mittlerweile zu fern agieren, der kann sich mit "On Evil Days" in progressive Gefilde des Metal vorwagen, ohne Angst haben zu müssen, dass LIQUID GRAVEYARD mit dem durchaus eigenständigen, stets im Fluss befindlichen Friedhofssound jemals die Bodenhaftung verlieren könnte, selbst wenn man sich von CARCASS-ähnlichen Klängen (wie noch im Opener) dann doch recht weit entfernt.
Das Quartett gräbt eben nur etwas tiefer als viele ihrer Death-Kollegen, und stößt dabei mitunter auf ganz traditionelles Material, älter noch als weiland das von BLACK SABBATH. Ja, in Werken wie dem großartigen 'From The Tower' bricht beschwörerisch der Geist von COVEN durch die todesbleiernen Riffwände. Mitunter erinnert das melodische Geträller von Nachtigall Raquel jedoch eher an die Hochzeit der Gothic-meets-Powermetal-Bands – freilich ohne dass LIQUID GRAVEYARD bei solchen Stücken (wie 'Criministers') jemals Gefahr liefe, sich deswegen Kitschvorwürfen aussetzen zu müssen. Eine ungewöhnliche Mischung ist es, die auf "On Evil Days" geboten wird – etwas, das man vom inzwischen doch recht abgegrasten Darkmetalgenre nicht unbedingt erwartet hätte. Wenn dann noch Alternative-Metal/Rock-Keile zwischen psychedelischen Gesang und Death-Metal-Strukturen getrieben werden wie im herrlich düsteren 'The Blood Inside', passt da von meiner Warte aus kein Quentchen Mäkelei mehr daneben. Das geradliniger durch's Midtempo fauchende Stück 'We Live Dangerously' und der schön groovig mit Leichenfett eingeriebene 'Anthead Grotesque' hingegen dürften auch Traditionalisten wie Kollege Martin Loga ein zufriedenes Grinsen ins Gesicht zaubern.
Fazit: Diese Scheibe beweist, dass das Konzept "beauty and the beast" gerade dann am besten funktioniert, wenn man die beiden Parts eben NICHT strikt nach Geschlechtern trennt, sondern gemeinsam sämtliche Teile in einer brodelnden Hexensuppe zusammenrührt. Unterschiedlich abgeschmeckt ergibt sich dann ein vielfältiges Menü – wie hier von LIQUID GRAVEYARD dargeboten. Wohl bekomme der Leichenschmaus, Ghoule der Nacht!
Pflichtprogramm: Rumours Are Black Like Machine Guns, Criministers, On Evil Days, From The Tower, The Blood Inside, Anthead Grotesque.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Eike Schmitz