LOCH VOSTOK - Dark Logic
Mehr über Loch Vostok
- Genre:
- Progressive Metal
- Label:
- Magnetism / Intromental
- Admire And Resent
- Impressions
- Blunt Force Trauma
- Falling Star
- Naked
- Nothingness
- The Method
- Marrow
- The Forsaken One
- Narcosis
Gibt es den Stein der Weisen in Prog-Gefilden wirklich? Und falls ja, wie würde er aussehen bzw. klingen? DREAM THEATER ohne Soloeskapaden und mit absolutem Fokus aufs Songwriting? Mit anderem Sänger, wohlmöglich. Oder ist es gar PAIN OF SALVATIONs "Perfect Element Pt. II"? Müsste man eine Art Supertruppe zusammenstellen, um das Nonplusultra im metallisch ausgerichteten Prog-Bereich einzuspielen?
Mir persönlich würde ja eine musikalische Mischung aus allen metalrelevanten Stilen vorschweben, Blasts stehen gleichberechtigt neben cleanem Gesang, Growls wechseln sich mit neoklassischen Zitaten ab, schräge Takte und noch schrägere Soli im Einklang mit eingängigen, den Ohren schmeichelnden Refrains, ausschweifende Instrumentalparts und ebenso viel Gesang.
Und siehe da, diese Beschreibung trifft fast haargenau auf die fünf Schweden von LOCH VOSTOK zu - auch wenn deren Debüt "Dark Logic" eher noch ein Rohdiamant ist. Dennoch würde sich jedem normalen Hartwurstkonsumenten ob dieser opulenten Stilvielfalt vermutlich recht schnell das Trommelfell umdrehen, während die Kopfcabrio-Fraktion sich hier vermutlich nicht satt hören kann.
Ich habe selten eine Platte gehört, auf der konsequenter jegliche Spielarten der extremen Musik miteinander verknüpft wurden, und das Erstaunliche an der ganzen Sache ist noch, dass das im Großen und Ganzen auch wunderbar funktioniert. Growls und Gesang beißen sich nicht, und auch wenn die einzelnen Songs logischerweise eine Unzahl an diversen Parts beinhalten (neoklassisches Gefiedel macht sich auf 'nem Blast-Part eher schlecht), finde ich deren Verschmelzung sehr gut gelungen. Sänger und Klampfer Teddy Möller (sehr schwedischer Name auch) klingt in seinen cleanen Eruptionen des Öfteren nach Tom Englund von EVERGREY, was nun nicht wirklich die schlechteste Referenz ist. Leider würde es dem Guten auch nicht schaden, noch ein bisschen Gesangsunterricht zu nehmen, da einige Töne ganz und gar nicht sitzen. Auf der anderen Seite verleiht er durch seine markante Stimme gerade den Refrains Gänsehautpassagen ohne Ende ('Impressions', 'Falling Star', 'Naked', 'Marrow'), welche sich als wunderbarer Gegenpart zu den instrumentalen Glanzleistungen herausstellen. Textlich bewegen sich LOCH VOSTOK im Übrigen auf ähnlich hohem Niveau, auch wenn sie mir manchmal ein wenig zu sehr Trübsal blasen.
Auch wenn "the missing link between DREAM THEATER, SOILWORK, EMPEROR and CYNIC" als Beschreibung für LOCH VOSTOK (noch) etwas zu hoch gegriffen ist, kann man dieses Debüts kaum genug loben.
Das schwedische Quintett würde ich auf jeden Fall als eine der absoluten Neuentdeckungen dieses Jahres sehen, und auch wenn "Dark Logic" noch ein paar kleine Ecken und Kanten hat (der matschige Drumsound beispielsweise nervt mich immer noch), so spricht alleine schon die darauf verbratene Kreativität Bände. "Dark Logic" hat den Stempel "progressiv" mehr als verdient, was alle Open-Minded-Proggies ähnlich sehen sollten. Komplex ohne Ende und doch so eingängig, vielschichtiger und mehr Bandbreite geht nicht - würde mich nicht wundern, wenn es die Band in den nächsten Jahren bis in den absoluten Olymp schafft, um dort an ihrem Stein der Weisen weiterzuschmieden.
Anspieltipps: Impressions, Falling Star, Naked, Marrow
- Redakteur:
- Rouven Dorn