LORD DYING - Mysterium Tremendum
Mehr über Lord Dying
- Genre:
- Heavy Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Eone Music
- Release:
- 26.04.2019
- Envy The End
- Tearing At The fabric Of Consciousness
- Nearing The End Of The Curling Worm
- The End Of Experience
- Exploring Inwward (An Unwelcome Passenger)
- Severed Forever
- Even The Darkness Went Away
- Freed From The Pressures Of Time
- Lacerated Psyche
- Split From A World Within Devoid Of Dreams Death, The Final Loneliness
- Saying Goodbye To Physical Form
Eine emotionale Reise durch die Abgründe der Sterblichkeit
Ein schwierges Konzeptwerk erfordert außergewöhnliche musikalische Kräfte - und die sind den Musikern von LORD DYING grundsätzlich auch gegeben. Allerdings ist das Thema Sterblichkeit ein sehr pikantes, durch und durch emotionales, das man nicht bloß mit den ausgedehnten Mitteln einer experimentierfreudigen Band bewerkstelligen kann; es muss auch Leidenschaft und Hingabe für die düsteren Gedanken vorhanden sein - aber auch diesbezüglich ist auf "Mysterium Tremendum" alles im dunkelgrünen Bereich. Warum also skeptisch sein?
Nun, gute Frage, und gleichzeitig eine von denen, auf die es keine weitere Antwort mehr geben wird. Denn was die Truppe aus Oregon auf ihrem neuen Album zusammengestellt hat, ist wahrlich Gefühlskino auf einer ganz anderen Ebene; LORD DYING gestaltet in Dauerschleife grandiose Übergänge von rein akustischen Passagen in feine Sludge/Heavy-Rock-Parallelwelten, kreiert Kontraste zwischen Melancholie und Traurigkeit auf der einen und Zorn und zerbrechlich anmutender Wut auf der anderen Seite und füllt all diese Emotionen überdies mit einer Form von Agilität, die trotz ihres befremdlich-sperrigen Charakters sofort überwältigen kann.
"Mysterium Tremendum" gibt sich episch, manchmal gar ausladend, aber jederzeit nah am Konzeptthema, das nun mal von all seinen gegensättzlichen Gefühlswelten lebt, in der Musik aber schließlich auch eine ungewöhnliche Erfüllung findet. Dass viele Passagen dabei von einer zunächst unpassend erscheinenden, am Ende aber logischen Harmonie ausgemalt werden, ist letztlich der Glücksgriff im Experimentierkasten der amerikanischen Ausnahmekönner - denn bei allem verschachtelten Songwriting und der gelegentlich gar progressiven Herangehensweise bleibt schon nach dem ersten Durchgang mehr hängen, als die Vielzahl der Stimmungen vermuten lässt. Und auch das ist eine Qualität, die man hier nicht hoch genug loben kann - wie so vieles auf diesem außergewöhnlichen, summa summarum herausragenden Album. Noch einmal: Das Thema könnte schnell zum Stolperstein werden; nicht aber wenn man sich ihm so souverän und leidenschaftklich nähert wie LORD DYING!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Björn Backes