LOST IN GREY - Odyssey Into The Grey
Mehr über Lost In Grey
- Genre:
- Symphonic Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- El Puerto Records
- Release:
- 05.04.2024
- The Entourage
- The Bottomless Pit
- Time
- Two Wolves
- A New Dawn
- Vem kan segla förutan vind
- Hailuoto
- Odyssey Into The Grey
Gut gemachter, musikalisch aber unscheinbarer Symphonic Metal.
Die Finnen LOST IN GREY waren so etwas wie Spätstarter, denn als sich die Band 2013 in Hyvinkää gründete, war der große Symphonic-Metal-Hype eigentlich fast schon wieder vorbei. Dennoch machte sich das Septett um die beiden Sängerinnen Anne Lill und Emily Leone auf, genau dieser Stilrichtung zu frönen und erspielte sich mit den bisherigen drei Alben eine durchaus stattliche Gefolgschaft, die sich am recht abwechslungsreichen Sound der Finnen erfreut. Mit "Odyssey Into The Grey" steht nun das insgesamt vierte Album in den Startlöchern, das uns acht frische Kompositionen präsentiert.
Wer Symphonic Metal macht, der muss fast zwingend auch NIGHTWISH zitieren, gerade natürlich wenn er mit den Genre-Vorvätern sogar das gleiche Heimatland teilt. Wenig überraschend sind die Spuren von Tuomas Holopainen und seinen Kompositionen natürlich auch überall im LOST IN GREY-Sound auszumachen, doch seit jeher ist der Sound der Band auch deutlich vielfältiger und lässt gerade durch den mehrstimmigen Gesang auch oftmals an die Kollegen THERION denken. Und nicht nur musikalisch muss sich das Septett vor den eigenen Vorbildern schon lange nicht mehr verstecken, auch handwerklich gibt es an "Odyssey Into The Grey" überhaupt nichts zu bemängeln. Das beginnt schon bei den ordentlich umgesetzten Orchestrationen, die vielen Kollegen ja gerne einmal zum Stolperstein werden, geht über die solide Arbeit des gesamten metallischen Bandkerns und endet schließlich bei einer blitzsauberen Gesangsleistung, die zwar vielleicht nicht in Opern-Regionen einer Tarja Turunen kommt, dennoch mehr als ausgereift aus den Boxen schallt.
Die grundsätzliche DNA stimmt bei LOST IN GREY also auf jeden Fall schon einmal und dennoch werde ich auch mit dem vierten Album nicht so richtig warm. Dabei sind die Kompositionen alle gelungen, vermengen die verschiendenen Einflüsse gekonnt zu einem einheitlichen Sound und lassen selbst bei den durchweg längeren Spielzeiten der einzelnen Tracks nur selten echte Längen aufkommen. Dennoch fehlt irgendwie dieses gewisse Etwas, das mich zwischen viel schöner Musik so richtig würde aufhorchen lassen. Klar, gerade Tracks wie 'The Bottomless Pit' oder 'A New Dawn' haben großartige Momente, doch immer wenn sich einmal die Epik, die immer dann ensteht, wenn die wuchtige Metalband gegen die pompösen Orchestrationen antritt, so richtig zünden will, treten die Finnen wieder auf die Bremse und verlieren sich in eher seichten und fast folkigen Gefilden. Erschwert wird dieser subjektive Eindruck noch von der Abmischung der Scheibe, die gerade die Gitarren und das Schlagzeug doch dezent im Hintergrund hält, was die Wucht der metallischen Zwischenspurts weiter mindert. Wo wir beim Thema ausbremsen sind, muss auch 'Two Wolves' erwähnt werden, das als viel zu lang geratenes ruhiges Instrumental (mal von ein wenig Sprechgesang abgesehen) auch nicht gerade dazu beiträgt, dass mal etwas Schwung in die symphonische Metal-Angelegenheit kommt.
So ist zumindest mein persönlcher Eindruck von "Odyssey Into The Grey" am Ende zwiegespalten, denn wo ich den Finnen für ihre handwerkliche Qualität gratulieren und das lockere Halten des Genre-Standards attestieren muss, lässt mich die Musik gleichzeitig aber über weite Strecken erschreckend kalt und kann nur selten dafür sorgen, dass sich einer der Songs auch langfristig ins Gedächtnis drängt. So bleibt LOST IN GREY zumindest für mich auch anno 2024 eine Band, die wohl eher etwas für eingefleischte Genre-Fanatiker ist, mir hingegen aber nur solide sieben Zähler für eine sauber umgesetzte, aber eben kompositorisch auch etwas unscheinbare Platte entlockt.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs