LOST SOCIETY - Braindead
Auch im Soundcheck: Soundcheck 02/2016
Mehr über Lost Society
- Genre:
- Thrash Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 12.02.2016
- I Am The Antidote
- Riot
- Mad Torture
- Hollow Eyes
- Rage Me Up
- Hangover Activator
- Only (My) Death Is Certain
- P.S.T. 88
Schritt in die richtige Richtung
Das dritte Album ist die wohl mit Abstand wichtigste Hürde, die eine junge Band zu meistern hat. Oftmals entscheidet sie über den künftigen Werdegang, doch sollte es von der Bedeutung her auch nicht überbewertet werden. Entsprechend vorfreudig und mit immenser Lust gehen die Burschen von LOST SOCIETY auf ihrem neuen, nunmehr dritten Longplayer "Braindead" zu Werke: Spielten die Finnen 2013 und 2014 auf ihren ersten Streichen blitzsauberen und bärenstarken Thrash Metal, scheinen die aktuellen Stücke noch mehr Reife zu haben.
Anstatt wütig die Riff- und Doublebass-Attacken gegen die Wand zu klatschen, setzt LOST SOCIETY die Gaben, die der Thrash-Metal-Gott der Band gab, gewissenhaft und intelligent ein, einen Reifeprozess kann man Samy und seinen Kumpanen also in keinster Weise absprechen. Dieser manifestiert sich auch in der Hinzunahme weiterer Elemente wie Crossover oder vermehrt auch Hardcore, wie man es gleich beim wuchtigen Opener 'I Am The Antidote' merkt. Die Jungs scheinen also nach links und rechts zu schauen, bevor sie unbeschwert und arglos die Straße überqueren.
Samy passt sich dem leicht veränderten Treiben stimmlich gut an und trotz der leichten Mini-Revolution bei LOST SOCIETY ist "Braindead" primär auf Thrash-Metal-Fans zugeschnitten: 'Mad Torture' und 'Rage Me Up' sind blitzgescheite Attacken, die mit kleinen Überraschungen auf "Braindead" friedvoll Hand in Hand durch die Zielgerade marschieren: 'Riot' lebt vom heftigen Groove, 'Hollow Eyes' vom verspielten Riffing und 'Only (My) Death Is Certain' vom immensen Abwechslungsreichtum, der alles innehat, was LOST SOCIETY auf diesem Album ausmacht: Groove, Geschwindigkeit, Wucht, aber auch effektvolle Songarrangements, Spannung und die einen oder anderen "Aha-Effekte". Denn wer von euch würde schon 'P.S.T. 88' als PANTERA-Cover auswählen, wenn er die Wahl hätte? LOST SOCIETY stellt sich dem mutigen Unterfangen und verwandelt ihn in einen bockstarken Abschluss eines Albums, das es in sich hat.
Zugegeben, nicht sämtliche Passagen wissen auf Anhieb zu überzeugen und an die neuen Zutaten müssen sich Fans erst einmal gewöhnen. Doch setzt man einmal die Scheuklappen ab, stellt sich den neuen Herausforderungen und lässt sie auf sich wirken, ist "Braindead" der Schritt in die richtige Richtung: Ein wenig entfernt vom jugendlichen Thrash-Metal-Feuerwerk, hin zu durchdachten, teils wuchtigen, teils melodischen Songs, die ihre Wirkung auf kurz oder lang definitiv nicht verfehlen werden. Auch wenn ich persönlich "Terror Hungry" noch bevorzugen würde, möchte ich es nicht ausschließen, dass "Braindead" mit der Zeit dem Zweitwerk von LOST SOCIETY den Rang abläuft.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Marcel Rapp