LOUDNESS - Racing
Mehr über Loudness
- Genre:
- Heavy Metal
- Label:
- Drakkar / Sony BMG
- Release:
- 26.09.2005
- Racing
- Exultation
- Lunatic
- Live For The Moment
- Crazy Samurai
- Speed Maniac
- R.I.P.
- Telomerase
- Tomorrow Is Not Promised
- Believe It Or Not
- Misleading Man
- Power Generation
- Don't Know Anything
- Unknown Civilians
- Loudness
- Crazy Doctor
- In The Mirror
- Crazy Night
- Esper
- Like Hell
- Lonely Player
- Street Woman
- Angel Dust
- Rock Shock
- The Lines Are Down
- Milky Way
- Mr. Yesman
LOUDNESS ist für den Fan exotischen Heavy Metals ein Name wie Donnerhall. Immerhin ist die Band um Saitenhexer Akira Takasaki seit knapp fünfundzwanzig Jahren das Aushängeschild des japanischen Metals schlechthin. Die Herrschaften sind in ihrer Heimat nach wie vor Megastars, doch leider haben sie sich in den frühen Neunzigern komplett von der ausländischen Szene verabschiedet, was natürlich ihrem internationalen Status nicht gut getan hat. Keine Welttouren mehr und auch die meisten Alben waren nur als Japan-Import erhältlich. Im Jahre 2000 hat sich die Band nach unzähligen Umbesetzungen wieder im Original-Line-up zusammengerauft, sich jedoch mit den in der Folgezeit veröffentlichten Alben weiter auf den japanischen Markt konzentriert. Jetzt liegt das insgesamt neunzehnte Studioalbum "Racing" vor, das nun auch endlich wieder eine offizielle Europa-Veröffentlichung über Drakkar erleben darf, so dass die verbliebenen LOUDNESS-Fans dieses Mal nicht den teuren Importweg wählen müssen.
Alten Anhängern der Band, die Akira & Co. spätestens 1992 nach dem Ende des zweiten Line-ups mit dem amerikanischen Sänger Mike Vescera aus den Augen verloren haben und sich auch beim Auftritt beim heurigen Earthshaker Fest keinen Eindruck vom aktuellen Sound der Band machen konnten, sei gesagt, dass "Racing" natürlich nicht nahtlos an die Großtaten aus den Achtzigern anknüpft und sowohl produktionstechnisch als auch kompositorisch ein ordentlicher Schuss Moderne Einzug gehalten hat. Dennoch steht die japanische Legende auch heute noch für gewisse Markenzeichen, welche sie einfach unverwechselbar machen. So beweist Akira Takasaki bereits im irrsinnigen Intro, dass er sich mit Fug und Recht zu den größten Shreddern dieses Planeten zählen darf und demonstriert sein außerordentliches Können auf der Gitarre auch in allen übrigen Stücken der Scheibe. Daneben begeistert Sänger Minoru Niihara nach wie vor mit seiner liebenswert schrillen und absolut einzigartigen Stimmakrobatik, die natürlich nicht jedermanns Sache ist. Aber das haben ja alle kultigen Sänger gemeinsam, oder? Basser Masayoshi Yamashita und Schlagwerker Munetaka Higuchi zaubern zu allen Stücken einen mächtigen Groove auf die Bretter, der dem einen oder anderen Traditionalisten vielleicht ein wenig zu zeitgemäß klingen mag, und auch psychedelische Einschübe wie bei 'Believe It Or Not' oder 'Tomorrow Is Not Promised' und schräge Experimente der Marke 'Don't Know Anything' sind vielleicht nicht ganz nach dem Geschmack mancher Veteranen. Mir persönlich gefällt das Gebotene jedoch auf ganzer Linie. Ich finde es schön, dass es der Band hervorragend gelingt, ihr eigenes Gesicht zu wahren, ohne sich dabei selbst zu kopieren oder zu versuchen, längst vergangene Zeiten nostalgisch zu verklären. Diese Truppe hat einfach viel zu viel Potenzial und eine viel zu lebhafte kreative Ader, um nur in der Vergangenheit zu leben und sich selbst zu kopieren, was sie mit absoluten Krachern wie 'Exultation', 'Lunatic' oder 'Crazy Samurai' auch eindrucksvoll unter Beweis stellen kann. Wenn die Band wie etwa bei 'Unknown Civilians' oder 'Live For The Moment' traditioneller zu Werke geht, dann kann eh nichts anbrennen.
Doch auch wer ob der modernen Elemente etwas skeptisch geworden ist, sollte nicht zögern, diese Scheibe abzugreifen und zwar am besten gleich in der limitierten Auflage als Doppel-CD. Denn zum einen bin ich der Meinung, dass das reguläre Album mit der Zeit ziemlich wachsen kann und zum anderen enthält erwähnte Erstauflage die in Japan bereits separat veröffentlichte Best-of-Zusammenstellung "Rockshocks", welche mit sage und schreibe dreizehn komplett neu eingespielten Klassikern aufwartet. Jene klingen zwar hier logischerweise auch etwas zeitgemäßer als die Originalaufnahmen, doch sie haben ihren klassischen Charme bewahrt, klingen immer noch eindeutig nach traditionellem Heavy Metal und demonstrieren so sehr schön, dass LOUDNESS heute in der Lage sind, eine Brücke zwischen ihrem alten und ihrem neuen Schaffen zu schlagen. Hier schließt sich der Kreis, und hier wird auch der Skeptiker zugeben müssen, dass es die alten Herren des japanischen Metals nach wie vor draufhaben. Wer bei dieser eindrucksvollen Reihe von in diesem Soundgewand gnadenlos drückenden Monstertracks wie 'Loudness', 'Crazy Doctor', 'Crazy Nights', 'Esper' oder 'Milky Way' ruhig sitzen bleiben kann, der muss sich ohnehin die Frage gefallen lassen, ob er überhaupt jemals ein LOUDNESS-Fan war.
Als Fazit bleibt für mich, dass dieses Paket nicht nur eine Menge erstklassiger Musik zu bieten hat, sondern dass LOUDNESS sich damit eindrucksvoll in der internationalen Szene zurückmelden. Hier ist eine nach wie vor völlig einzigartige Band am Start, die sich auf "Racing" in absolut blendender Verfassung präsentiert und noch dazu den Spagat zwischen dem eigenen Erbe und den vitalen künstlerischen Visionen der Neuzeit perfekt meistert. Dafür ziehe ich vor Hochachtung meinen Hut und verbleibe mit einer dicken Kaufempfehlung für alle Fans des nicht ganz alltäglichen Heavy-Metal-Sounds.
Anspieltipps: Exultation, Lunatic, Unknown Civilians und die ganze Bonus-CD.
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle