LUCASSEN, ARJEN ANTHONY - Lost In The New Real
Auch im Soundcheck: Soundcheck 04/2012
Mehr über Lucassen, Arjen Anthony
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Inside Out (EMI)
- Release:
- 20.04.2012
- The New Real
- Pink Beatles In A Purple Zeppelin
- Parental Procreation Permit
- When I'm A Hundred Sixty-Four
- E-Police
- Don't Switch Me Off
- Dr. Slumber's Eternity Home
- Yellowstone Memorial Day
- Where Pigs Fly
- Lost In The New Real
- Our Imperfect Race
- Welcome To The Machine
- So Is There No God
- Veteran Of The Psychic Wars
- The Social Recluse
- Battle Of Evermore
- The Space Hotel
- Some Other Time
- You Have Entered The Reality Zone
- I'm The Slime
Der Verstand schaltet das Herz aus.
Ich werde mich jetzt nicht über das Konzept hinter dem neuen Album des holländischen Prog-Meisters auslassen, denn die Science-Fiction-Ideen Arjens sind sicher mittlerweile allgemein bekannt, und "Lost In The New Real" macht keine Ausnahme. Die Story ist wie immer gut, aber auch seltsam, und episch angelegt. Denn "Lost In The New Real" ist gleich mal wieder ein Doppelalbum. Lucassen scheint mit seinen Ideen wirklich nicht zu wissen, wohin. AYREON, STAR ONE, AMBEON, GUILT MACHINE und nun sein schon drittes Solo-Album, da scheint jemand seine Kreativität nicht zügeln zu können.
Etwas haben alle diese Projekte und Alben gemeinsam: Sie klingen nach Arjen. GUILT MACHINE und AMBEON durchaus etwas weniger, da er hier vom ausgetretenen Pfad etwas abgewichen ist. Was die Alben auch in den Augen der Fans etwas weniger gut macht als den Rest. Na, wer sieht da jetzt ein "aber" kommen? Richtig: Aber dadurch gewinnen sie auch ein eigenes Profil. Denn wenn ich sage, jedes Album klingt nach Arjen, so muss man sich auch vor Augen halten, wie viele Songs der Niederländer in der letzten Zeit so auf uns losgelassen hat. Und dabei immer auf höchstem musikalischen Niveau.
Diese lange Einleitung war notwendig, um meine Meinung zu "Lost In The New Real" in einen sinnvollen Kontext einzubetten, denn ich muss leider sagen, dass das dritte Solowerk hinter seinen letzten Veröffentlichungen deutlich hinterhinkt. Gimmicks wie stilistische Anlehnungen an die BEATLES in 'Pink Beatles In A Purple Zeppelin', mehr oder weniger gelungene Parallelen zu PINK FLOYD, URIAH HEEP, DEEP PURPLE oder THE POLICE und viele andere sind zwar humoristisch gelungen, aber nehmen dem Album jeglichen roten Faden. Zur Story passt es, klar, das Multiversum eingebettet in verschiedene Sounds, trotzdem sollte ein Album natürlich auch nur auf musikalischer Ebene des "einfach nur hören Wollens" funktionieren. Leider ist aber "Lost In The New Real" eher ein Kopfalbum, ein Gesamtkunstwerk, sozusagen Prog ohne Bauch.
Auf den AYREON-Alben hat Arjen die verschiedenen Songs durch seine zahlreichen großartigen Gastsänger differenziert, auf diesem Werk versucht er es eben durch diese teilweise krassen Stilwechsel. Für mich bleibt da leider der Spaß auf der Strecke. Dass ich ihn hier nun doch recht streng kritisiere, ist natürlich seiner geradezu einzigartigen und großartigen Diskographie geschuldet. Er ist sozusagen selbst schuld, dass dieses Album von mir, der ich jede Note des Meisters eigentlich sehnsüchtig erwarte, nur eine schwache Note bekommen kann. Während jeder einzelne Song interessant ist und eigentlich eine etwas höhere Note bekommen könnte, okay mit Ausnahme des schrecklichen 'I'm The Slime', kann das Doppelalbum leider nur so eingeordnet werden, dass ich jedes AYREON-Album lieber höre als "Lost In The New Real".
Daher sollten vor allem echte Progger, Arjen-Fanatiker und Konzeptalbumfans reinhören. Für Nichtkenner Lucassens Schaffens empfiehlt es sich jedoch, lieber zu AYREON oder STAR ONE zu greifen. Schade, wenn natürlich "Lost In The New Real" trotzdem weit davon entfernt ist, wirklich schlecht zu sein. Dafür ist Arjen aber auch einfach zu gut. Möglicherweise fehlt ihm, der alles selbst schreibt, produziert und zumeist auch einspielt, auch einfach jemand, der die großartigen Songs von den "nur guten" trennt und letztere rücksichtslos aussortiert. Ich glaube, es liegt tatsächlich daran. Ein Album mit den zehn besten Tracks hätte sicher eine ganz andere Figur machen können.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Frank Jaeger